1245 - Satansblut
Leid, aber ich weiß wirklich nicht, wie es weitergehen soll. Wer bist du eigentlich? Ich kenne deinen Namen, ja, aber ich weiß nicht, was hinter dir steckt. Bist du so etwas wie ein Rächer? Jemand, der im Leben eine bestimmte Aufgabe bekommen hat? Ist es das, womit ich umgehen muss?«
»Nein, das ist es nicht, mein Lieber. Ich sehe mich nicht als Rächer an, wenn du das meinst.«
Jorge ging in die Knie und streckte die Arme mit den geballten Händen nach vorn. »Aber du musst doch irgendetwas sein? So wie du reagiert kein normaler Mensch.«
»Das ist nicht falsch. Wenn du willst, dann werde ich dir sagen, wer ich bin. Ein Templer.«
Jorge schwieg. Es hatte ihm die Sprache verschlagen. Der neue Begriff sirrte durch seinen Kopf. Er konnte nicht mehr auf der Stelle bleiben und ging mit kleinen Schritten auf und ab, wobei er einige Male seine Hand gegen die Stirn drückte.
Templer!
Ja, das war ihm ein Begriff, denn er stammte aus einer für die Templer sehr geschichtsträchtigen Gegend. Im Süden Frankreichs und im Norden In Spanien hatten zahlreiche ihrer Hochburgen gelegen. Da hatten sie im Mittelalter ihre Burgen und Klöster gebaut und sich darin zurückgezogen. Sie waren mächtig gewesen, sehr mächtig sogar, aber um diesen Orden herum hatte es auch ein Geheimnis gegeben. Manche sahen ihn als Anbeter von Götzen oder des Teufels an. So sehr die Kirche sie mal gebraucht hatte, um so härter waren sie später verfolgt und vernichtet worden.
Man hatte ihre Burgen und Klöster gestürmt und teilweise dem Erdboden gleichgemacht. Jetzt gab es von diesen einst so stolzen Horten nur noch Reste und Fragmente.
Auf beiden Seiten des Gebirges waren sie zu finden. Jorge kannte auch Menschen, die diese Burgen besuchten und sich für die Templer interessierten, aber ihm war das alles einfach zu weit weg. Auch zu theoretisch. Er konnte nichts damit anfangen.
Und jetzt stand einer der Templer vor ihm!
Der Schmuggler glaubte es kaum. Deshalb schüttelte er auch den Kopf. Er wusste noch, dass die Templer in langen Gewändern auftraten, auf deren Rückseiten Kleeblattkreuze zu sehen waren, aber so hatte er noch keinen gesehen.
»Ja«, sagte er, »ja. Es ist komisch, aber ich glaube dir, obwohl das für mich alles sehr schwer zu begreifen ist.«
»Das weiß ich. Damit brauchst du dich nicht zu beschäftigen. Aber was immer du über uns vielleicht gehört hast, nicht alles entspricht der Wahrheit. Wir sind keine Gruppe, die einem Dämon huldigt. Im Gegenteil, wir bekämpfen ihn. Es gibt einen Todfeind, dem wir den Kampf angesagt haben. Er heißt Baphomet. Er ist der Dämon mit den Karfunkelaugen. Es hat ihn schon immer gegeben, aber in der letzten Zeit hat er es geschafft, seine Macht zu festigen, und dagegen müssen wir angehen. Das sind wir unserem Ruf schuldig.«
Jorge hatte schweigend zugehört. Da konnte ihm noch so viel erklärt werden, er würde seine Probleme immer damit haben.
Aber er akzeptierte den anderen und deutete dies durch ein Nicken an.
De Salier kam auf ihn zu. »Ich weiß, dass uns beide das Schicksal hier hat zusammentreffen lassen. Wir müssen es einfach hinnehmen. Wir können nicht dagegen ankämpfen. Es ist unmöglich, denn das schafft kein Mensch. Jeder hat seine bestimmte Aufgabe im Leben und wird vom Wind des Schicksals in bestimmte Richtungen geweht, wo er sich dann einfach bewähren muss. Das ist auch bei uns so. Es ist Zufall, dass wir jetzt nebeneinander stehen. Ich hätte dir gern den Rat gegeben, dich in dein Auto zu setzen und zu fliehen, doch das ist nicht möglich. Auch ich werde nicht fahren, sondern abwarten, was hier passiert. Und ich glaube fest daran, dass meine Informationen stimmen.«
»Du willst hier die Mörder finden?«
»Das habe ich vor.«
»Und dann?«
»Dann möchte ich, dass sie mich zur Blutquelle führen, damit ich sie zum Versiegen bringen kann. Siegfried hat im Blut eines Drachen baden können, aber ich möchte nicht, dass Menschen im Blut des Teufels oder eines anderen ranghohen Dämons baden. Mehr kann ich dir zu diesem Thema nicht sagen, Jorge.«
»Ja, das nehme ich an. Vielen Dank«, flüsterte er und fühlte sich noch immer wie vor den Kopf geschlagen.
Er konnte zwar denken, doch er schaffte es nicht, seine Gedanken zusammenzuhalten. Irgendwo gab es da eine Sperre, die er nicht überwand.
De Salier kümmerte sich nicht mehr um ihn. Er passierte Jorge und ging auf die Tür zu, um ins Freie zu treten. Der Schmuggler blieb zurück. Er schaute auf seinen
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