1246 - Die Opfergrotte
Jetzt sollten wir uns um andere Dinge kümmern.«
»Super, um welche denn?«
»Um die Tickets.«
»Das mach du mal.«
»Ach, und du?«
»Ich muss mit Sir James telefonieren. Das habe ich ihm nämlich versprochen…«
***
Sie brachen mit einer Vehemenz über die beiden Männer herein, als hätten sie die ganze Zeit über auf nichts anderes gewartet. Es waren keine Stimmen oder Schreie zu hören, sie wussten genau, was sie taten, und sie verließen sich nicht nur auf die Tür, sondern jagten mit dem Schnee auch durch die Fenster.
De Salier war der Erste, der ihnen entgegenstürmte. Er gab Jorge auch keine Verhaltensregeln mehr, denn jetzt musste der Spanier sich selbst verteidigen, denn es ging um sein Leben.
Godwin sah die mächtige Gestalt, die vom Boden abhob und auf ihn zusprang. Sie steckte voller Kraft, die ihm nur die Hölle gegeben haben konnte. Sie war eine fliegende Maschine, und der Templer wich keinen Schritt zur Seite.
Er ging sogar noch nach vorn und rammte sein Schwert genau in die fallende Gestalt hinein.
Die Klinge spießte den Satanssohn auf. Sein Flug wurde gestoppt. Er zappelte, er brüllte, und Godwin hob die schwer gewordene Waffe mit beiden Händen an, um den Körper von der Klinge zu lösen, was er auch schaffte, denn er flog in die Ecke.
Der Kampf war schnell, verdammt schnell sogar, und doch kam es Jorge so vor, als würde er alles doppelt so langsam erleben wie sonst. Es mochte daher kommen, dass er so etwas nicht gewohnt war. Er war völlig aus seinem normalen Rhyt hmus gerissen worden. Auch wenn er sich zeitlich auf einen Kampf hatte einrichten können, trotzdem war in der Praxis alles anders, als in der Theorie.
Er hatte sie gesehen. Er hatte sie wahrgenommen, und er hatte Mühe, in ihnen normale Menschen zu erkennen. Es waren Wesen, die menschlich aussahen. Dunkle Gestalten in der Finsternis und zusätzlich gesichtslos. Wie bösartige Mensch-Torpedos.
Jorge sah nicht, was der Templer tat. Er wusste, dass er kämpfte, und genau das musste auch er tun. Dann war einer dicht vor ihm. Ein menschliches Gesicht, verschwommen in der Dunkelheit, mehr wie eine in die Luft gezeichnete Fratze, und aus dem Dunkeln hervor schossen die beiden Klauen, die nach Jorge griffen.
Er drückte einfach ab!
Die Maschinenpistole hatte er halbhoch gehalten, und aus dieser Entfernung war der Angreifer nicht zu verfehlen. Dass er die Waffe entsichert hatte, war ihm gar nicht so richtig bewusst geworden, da war er einem Automatismus gefolgt.
Die kurze Garbe jagte in den Leib der Gestalt. Der Höllensohn schrie auf, er zuckte zurück, aber seinen Schwung konnte er nicht mehr bremsen, und so rammte er noch im Fallen den Spanier.
Jorge ging mit ihm zu Boden. Die Mündung tanzte plötzlich hin und her, es gab kein Ziel mehr für sie. Panik wollte in Jorge aufsteigen, denn das Gewicht der Gestalt lastete auf seinen Beinen. Um frei zu kommen, musste er sich frei treten, was er auch in seiner wilden Panik tat, um sich dann herumzudrehen.
Vor ihm tanzten zwei schattenhafte Gestalten über den Boden. Eine davon besaß ein Schwert und hielt es mit beiden Händen fest. Jorge Amado wurde abgelenkt, denn es faszinierte ihn, wie der Templer mit dieser schweren Waffe umging.
Er trieb einen Gegner vor sich her, schwang die Waffe mit geschickten Bewegungen über seinen Kopf hinweg und schlug dann genau im richtigen Zeitpunkt zu.
Die Klinge raste von oben nach unten. Sie erwischte den Kopf in der Mitte und spaltete ihn.
Der Satansfreund brach zusammen und blieb auf dem Boden liegen, ohne sich zu rühren.
Das war der Moment, in dem Jorge wieder zu sich kam. Er hatte sein Erstaunen überwunden. Er wusste auch, dass nur noch einer übrig war, und drehte sich mit schussbereiter Waffe auf der Stelle.
Der letzte Angreifer war nicht mehr zu sehen. Er musste die Flucht ergriffen haben. Aber drei dieser Hundesöhne lebten nicht mehr. Davon ging Jorge zumindest aus.
»Bleib hier!«, hörte er die Stimme seines neuen Freundes, der aus der Station hetzte, um die Verfolgung aufzunehmen. Mit einem Sprung war er draußen, und Jorge sah sich allein in diesem alten Bau, durch dessen Fenster noch immer der Schnee fegte.
Ihm wurde plötzlich kalt. Es war für Jorge eine andere Kälte als normal. Diese hier fühlte sich so fremd an, und es dauerte einige Sekunden, bis er sich darüber klar geworden war, dass ihn hier die Kälte des Todes erwischt hatte. Sie lag wie ein unsichtbarer und unheimlicher Gast zwischen den Mauern.
Vier
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