1246 - Die Opfergrotte
Tote!
Sandro eingeschlossen. Aber ich lebe!, dachte Jorge. Ich habe es geschafft. Er konnte es noch immer nicht fassen. Erst jetzt merkte er, wie seine Knie weich wurden und er sich zunächst mal auf die Bank setzen musste, auf der noch immer einsam und verlassen die Lampe lag. Er drehte den Kopf nach links.
Dort lag sein Bruder auf dem Boden. Die anderen Toten verteilten sich im Raum. Sie waren für ihn nicht genau zu erkennen, und er konnte auch nicht herausfinden, ob sich eine der Gestalten noch bewegte oder nicht.
Für einen Moment schloss er die Augen, während die Gedanken durch seinen Kopf rasten. Es war alles so irrsinnig schnell gegangen. Er hatte keine Chance zum Nachdenken bekommen.
Es erinnerte ihn an einen bösen Traum, aber es war keiner. Den Beweis dafür hielt er in den Händen, die MPi.
Nicht mal eine Minute hatte der Kampf seiner Meinung nach gedauert. Wie eine Explosion und…
Nein, nicht mehr denken. Nicht darüber nachdenken. Sich darüber freuen, dass er noch am Leben war, denn es hätte auch anders kommen können.
Okay, er lebte.
Aber was war mit dem Templer?
Er hörte und sah nichts von ihm, sodass sich die schreckliche Vorstellung in ihm ausbreitete, plötzlich ganz allein zu sein.
Und dann hätte der Tod mit ihm leichtes Spiel…
***
Godwin de Salier, der Templer-Führer, war zu einem Kämpfer und jetzt zu einem Jäger geworden. Zu viert hatten seine Feinde den Angriff gestartet. Drei von ihnen hatte er tot in der Station zurückgelassen, wobei ihm auch Jorge Amado geholfen hatte.
Doch Godwin wollte alle haben. Er wollte den vierten vor allen Dingen lebend, um aus ihm herauszupressen, was er über gewisse Hintergründe wusste.
Es bestand natürlich die Möglichkeit, dass diese Gestalt das Weite gesucht hatte. Es wäre nach dieser Niederlage sehr menschlich gewesen. Gerade daran hatte Godwin seine Zweifel. Diese Typen, in denen das Blut des Satans steckte, waren darauf programmiert, einen Erfolg zu erreichen. An Aufgabe dachten sie nicht, und sie würden auch nicht aufgeben. Er hatte genug von ihnen erlebt, auch wenn seine Feinde immer verschieden gewesen waren. Im Prinzip jedoch ähnelten sie sich.
Warm war es in der Station nicht eben gewesen. Aber die Mauern hatten doch einen Teil der Kälte abgehalten. Kaum hatte er einen Schritt nach draußen gesetzt, da spürte er den schneidenden Wind, der in sein Gesicht schnitt, zusammen mit den kleinen, eisigen Körnern, die seine Haut malträtierten.
Allerdings hatte er das Gefühl, dass der Schnee nicht mehr so dicht fiel wie zu Anfang. Die Welt um ihn herum war unter einem weißen Tuch begraben, das aussah, als würde es sich schier endlos hinziehen. Das konnte auch einen Vorteil haben.
Wer über dieses Leichentuch aus Schnee lief, der hinterließ Spuren, und der Templer hoffte, sie auch in der Dunkelheit erkennen zu können, falls der Schnee sie nicht schon zugeweht hatte, was natürlich auch möglich war.
Er hatte sein Schwert mitgenommen. Es war eine Waffe, die er nur selten einsetzte. Da musste die Lage schon eine besondere sein, und das war hier der Fall. Die Klinge wies nach unten.
Ihre Spitze schleifte dabei durch den Schnee und hinterließ eine schmale Spur.
Flocken tanzten vor seinen Augen. Er wischte sie vom Gesicht weg, bevor er sich bückte und den Boden nach Abdrücken untersuchte. Er sah zunächst keine, ging dann weiter und entdeckte schließlich Eindrücke im weichen Schnee.
Von ihm stammten sie nicht, und auch Jorge hatte sie nicht hinterlassen.
Godwin blickte zur Seite. Irgendwo mussten die Spuren ja weiterlaufen. Links sah er nichts, da bildete der Schnee eine glatte Fläche, aber auf der rechten Seite sah es anders aus.
Ja, kein Irrtum.
Selbst in der Dunkelheit waren sie schwach zu erkennen, und der Schnee hatte die Abdrücke auch nicht zugeweht. Über die Lippen des Templers huschte ein schwaches Lächeln. Das waren genau die Spuren, die er hatte finden wollen.
Wenn die Spur die Richtung beibehielt, dann würde sie um die Station herumlaufen und dort vielleicht weiterführen, wo auch die alten Gleise auf dem Boden lagen.
Er richtete sich wieder auf. Dabei erlebte er beinahe so etwas wie ein Phänomen. Schlagartig hatte es aufgehört zu schneien.
Die Welt lag wie gemalt vor ihm. Der Wind hatte die Wolken vom Himmel vertrieben, sodass das Firmament über ihm lag wie eine kalte Platte, die einen dunklen Glanz abstrahlte.
Hier und da war der Wind noch als kleine Böen vorhanden.
Dann wirbelte er den
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