1246 - Die Opfergrotte
half ihm dabei. Langsam durchbrach es die etwas zähe Oberfläche, und dann ha tte de Salier das Gefühl, in dieser körperwarmen Flüssigkeit zu Eis zu werden.
Zusammen mit dem Körper war auch das dazugehörige Gesicht erschienen. Und das kannte er, denn es gehörte keinem anderen als Jorge Amado.
Eigentlich wollte er schreien. Er öffnete schon den Mund, aber nur ein Stöhnen drang ins Freie. Jorge lebte nicht mehr.
Sie hatten ihn solange unter dieses Blut gedrückt, dass er erstickt war. Das Licht der Fackeln reichte aus, um einen Blick in die Augen zu werfen. Sie hatten jeglichen Glanz verloren. Es waren die Augen eines Toten.
Der Templer begann zu zittern. Schuldgefühle überkamen ihn. Er konnte sich nicht mehr beherrschen. Er wollte schreien, brachte jedoch keinen Ton heraus.
Das Zittern verstärkte sich dermaßen, dass er nicht mehr in der Lage war, den schweren Körper zu halten.
Er rutschte ihm aus den Händen und tauchte wieder ab.
Zuletzt wurde noch Jorges Gesicht überspült, als sollte es noch etwas länger zu sehen sein.
Dann war auch das vorbei…
Der Templer merkte auch, dass seine Knie nachgaben. Es bereitete ihm Mühe, auf den Füßen zu bleiben. Als der Körper wieder versank, da hatte er das Gefühl, einen weiteren Abschnitt seines Lebens hinter sich zu haben. Er war der Anführer der Templer. Er hatte versucht, etwas allein durchzuziehen, aber er musste jetzt einsehen, dass er zu schwach gewesen war.
Was Abbé Bloch über lange Jahre geschafft hatte, das endete bei ihm schon beim ersten Versuch.
Nachdem Jorges toter Körper von der Masse verschluckt worden war, hob Godwin den Kopf an und merkte sehr deutlich, wie schwer ihm diese Bewegung fiel.
Er hatte das Gefühl, wegzutreiben, und doch blieb er in diesem Blutsee stehen und schaute in die Blutaugen der ihn umgebenden Gestalten.
Vom Ufer her meldete sich Utrac mit einem leisen Lachen.
»Das ist der Erste gewesen, Templer. Du wirst folgen. Wir werden dich ertränken und uns anschließend um dein Blut kümmern, das wir aus deinem Körper holen werden. Es wird sich mit dem anderen hier vereinigen, und dir werden wir einen Ehrenplatz auf der Galerie der Toten geben, wo auch die anderen Feinde stehen.«
De Salier hatte jedes Wort verstanden. Und jedes Wort war für ihn wie ein Funke, die alle zusammen plötzlich eine Flamme des Widerstands bildeten, die ihn ihm hochschoss.
»Nein!«, keuchte er. »Nein, verdammt, das wird nicht geschehen. Nie und nimmer! Ich werde mich dagegen auflehnen, darauf kannst du dich verlassen!«
»Hahaha… was willst du denn tun?«
»Das!«, brüllte der Templer in seiner Verzweiflung und warf sich nach vorn.
Sein Ziel war die Gestalt, die ihm den Weg versperrte. Er hatte schon während der Bewegung ausgeholt, und jetzt klatschte seine Faust gegen den Hals des Mannes.
Ob er stärke Schmerzen empfand oder nicht, das war dem Templer nicht klar. Jedenfalls sah er, dass er mit seiner Aktion Erfolg hatte, denn die Gestalt mit den blutigen Augen wurde förmlich aus dem Weg geräumt, sodass Godwin freie Bahn bekam.
Er wühlte sich auf das nahe Ufer zu. Er wollte raus, bevor die anderen zupackten. Er musste einfach etwas tun, auch wenn es ihm schadete, aber er hatte nicht mit der Raffinesse des Utrac gerechnet.
Dessen Fuß flog ihm entgegen. Ein harter Tritt, der leicht das Gesicht des Templers hätte zerschmettern können.
Wie es ihm gelang, den Kopf rechtzeitig zur Seite zu reißen, das wusste Godwin selbst nicht. Aber er schaffte es, dem Tritt zu entgehen, nicht aber den Händen seiner Verfolger.
Sie waren dicht hinter ihm und brauchten nur noch zuzugreifen. Sie taten es in dem Moment, als Godwin das Ufer erreichte und Utrac am Rand stand, um nach unten zu schauen.
Mindestens vier Hände hatten zugegriffen. Jetzt zerrten sie den Templer zurück. Auf seinem Gesicht lag noch immer der verbissene Ausdruck, doch er konnte nichts mehr unternehmen.
Die andere Seite war zu stark. Seine Füße verloren den Kontakt mit dem Boden. Er wurde nach unten gedrückt.
Bevor er völlig verschwand, hörte er noch den Befehl des Anführers. »Ertränkt ihn wie eine Ratte!«
***
Utrac hatte gewonnen. Er war wieder mal Sieger geblieben, und genauso hatte er sich das Ende des Templers vorgestellt.
Jetzt gab es niemand mehr in der Nähe, der ihm und seiner Gruppe gefährlich werden konnte. Er hatte den Auftrag im Namen des Teufels durchgezogen, und nur das war für ihn wichtig.
Freie Bahn zu haben. Keine Feinde mehr in
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