1247 - Die Druiden-Maske
verstehe ich nun wiederum nicht.«
»Dann will ich Ihnen die Antwort geben. Sie glauben mir nicht. Sie nicht und auch nicht Ihr Begleiter. Habe ich mich da korrekt ausgedrückt?«
»Irgendwie schon. Es ist tatsächlich ungewöhnlich, dass sich jemand vor zwei Särge setzt und in dieser Umgebung Abschied nimmt. Darüber muss ich erst nachdenken.«
»Ich habe an meinen Eltern gehangen. Sie sollten nur bis Limoux transportiert werden und dort ihre letzte Ruhestätte finden. Ist das so ungewöhnlich?«
»Nein.«
»Eben. Dann wundert mich Ihr Misstrauen. Und das Ihre ebenfalls, Monsieur Suko. Sie beide sehen aus, als wollten Sie, dass ich die Särge öffne, damit Sie sich davon überzeugen können, dass tatsächlich meine alten Eltern darin liegen.«
»Wenn es sein muss«, sagte Suko und ließ alles Weitere offen.
Hella Fontaine sagte zunächst nichts. Sie strich mit der flachen Hand über den Deckel eines Sarges hinweg, als wollte sie durch diese Bewegung auch die Leiche streicheln, an die sie nur nicht herankam. Einen Kommentar gab sie nicht ab, aber für mich stand fest, dass das Geheimnis, das diese Frau umgab, nicht kleiner, sondern größer geworden war. Sie verbarg etwas vor uns, ein Geheimnis, das ich ihr gern entlocken würde. Aber noch saß sie auf dem Karton und lächelte. Wobei dieses Lächeln die Augen nicht erreichte, denn die schauten uns sehr skeptisch an.
»Sind Sie jetzt zufrieden?«
Das waren wir nicht. Da konnte ich auch für Suko mitsprechen. Wir wussten nur nicht, wie wir ihr das beibringen sollten.
Hinzu kam noch etwas. Ich glaubte sogar, auf meiner Brust einen leichten Wärmestoß zu spüren, nicht so, dass er unbedingt auffiel, aber es war möglich. Nur traute ich mich nicht, nach dem Kreuz zu fassen. Ich wollte nicht auffallen. Aber wir mussten versuchen, Madame Fontaine aus der Reserve zu locken, denn die Veränderung ihres Lächelns deutete darauf hin, dass sie schon wieder Oberwasser bekommen hatte.
Mir fiel glücklicherweise die richtige Antwort auf ihre Frage hin ein. Zumindest hoffte ich, den richtigen Weg eingeschlagen zu haben. »Sie handeln mit Antiquitäten, nicht wahr?«
»Das sagte ich Ihnen doch.«
»Stimmt. Nur ist mir dabei ein Gedanke gekommen. Urplötzlich. Er muss auch nichts Besonderes zu sagen haben, aber ich denke schon, dass ich mal so ins Unreine reden kann, ohne dass Sie es mir verübeln, Madame.«
»Super, wirklich super. Na los, raus damit. Sagen Sie schon, was Sie denken.«
»Gern. Ich glaube, dass die Särge…« Sie unterbrach mich wieder. »Sie glaub en, dass ich die beiden Särge benutze, um gewisse Dinge zu schmuggeln. Stimmt es?«
»Das haben Sie gesagt!«
»Aber Sie sind davon überzeugt?«
»Das nicht, Madame. Allerdings würde ich es auch nicht ausschließen. So etwas wäre nicht zum ersten Mal vorgekommen.«
»Ach, Sie reden wie ein Polizist.«
»Möglich, dass wir welche sind.«
»Nein«, murmelte sie und gestattete sich ein Lachen. »Nein, das sind Sie nicht. Das glaube ich nicht. Polizisten sehen anders aus, ganz anders. Sie sind einfach nur neugierig, das ist alles. Ich gebe Ihnen ein Rätsel auf. Sie haben sich geirrt. Ich bin keine Person, die wertvolle Antiquitäten in Särgen schmuggelt. Obwohl ich gestehen muss, dass dies schon öfter geschehen ist.«
»Eben«, sagte ich.
»Aber nicht bei mir.«
Suko, der zugehört ha tte, beugte sich vor. Er schaute jetzt über die beiden Sarglängen hinweg. »Es ist seltsam, Madame, aber wir können Ihnen nicht so recht glauben.«
Sie nahm den Vorwurf gelassen hin und fragte nur: »Wollen Sie, dass ich die Särge öffne?«
Mein Freund sah mich an. Ich dachte an die leichte Erwärmung auf meiner Brust, hatte eine andere Idee und schüttelte den Kopf. Danach übernahm ich das Wort.
»Ich möchte nicht, dass. Sie die Särge öffnen. Ich habe nur einen kleinen Test vor.«
»Bitte, wenn Sie wollen.« Sie gab sich lässig und überlegen und schlug die Beine übereinander. »Ich hoffe nur, dass dieser Test vorbeigeht, ohne dass Sie die Särge meiner Eltern öffnen. Es wäre ein Eingriff in die Persönlichkeit eines für Sie fremden Menschen.«
»Das versteht sich, Madame.«
»Dann bin ich gespannt.«
Ich ließ mir noch einen Moment Zeit und schaute sie von der Seite her an, weil ich wissen wollte, ob sie tatsächlich so sicher war, wie sie sich gab.
Angst oder Furcht lag nicht in ihren Blicken. Sie fühlte sich auch nicht wie eine Gefangene, sondern behielt die lässige Haltung bei, während
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