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1248 - Das Glaslabyrinth

Titel: 1248 - Das Glaslabyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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die?" fragte er - und merkte erst hinterher, daß seine Stimme sich verändert hatte. Sie war schnarrend geworden.
    „Es ist deine Eskorte, Ehrwürdiger", erklärte Op-Irg-Zuga.
    „Ehrwürdiger!" äffte Giffi ihn nach. „Wo ist denn hier ein Lordrichter?"
    Im gleichen Moment begriff er.
    Er sah an sich herab und erkannte, daß er in einen grauen Kapuzenmantel gekleidet war. Und seine Stimme war schnarrend gewesen.
    Er hatte sich in einen Lordrichter verwandelt!
    Und Lordrichter Wraihk hatte sich in ihn verwandelt!
    Oder waren sie nur ausgetauscht worden?
    Er prüfte seine jüngsten Erinnerungen und stellte dadurch fest, daß er geistig immer noch Giffi Marauder alias Shaggy war. Folglich war der andere mit seinem Aussehen geistig weiterhin Lordrichter Wraihk.
    Gut gemacht, Shiva! dachte er. Aber wie soll es jetzt weitergehen?
    Im selben Moment traf er eine weitere Feststellung: Shiva war aus seinen Händen verschwunden!
    Sollte etwa dieser verdammte...?
    Er wandte sich um und versuchte den Gleiter auszumachen, mit dem Lordrichter Wraihk, der wie er aussah, gestartet war. Doch das Fahrzeug war längst zwischen den anderen Gleitern am Himmel untergetaucht.
    Es knallte, dann sagte eine tiefe Stimme: „Ehrwürdiger, wir stehen zu deiner Verfügung."
    Abermals wandte sich Giffi um.
    Vor ihm standen die vier in graublaue Stahlrüstungen gekleideten Wesen. Sie waren humanoid, maßen allerdings in der Länge mindestens zweieinhalb Meter und hatten entsprechend breite Schultern. Aber ihre Gesichter unter den hochgeklappten Helmvisieren unterschieden sich in nichts von echten Menschengesichtern - außer, daß bei ihnen das eine wie das andere aussah.
    „Menschen!" entfuhr es Giffi. Er schüttelte den Kopf, dann sah er den Söldner an, der zu ihm gesprochen wurde. „Seid ihr Terraner?" erkundigte er sich auf Interkosmo und beschied Hilda, diesmal nicht zu übersetzen. „Oder Ertruser?"
    Der Angesprochene wurde blaß und begann zu schwitzen.
    „Ich bitte um Vergebung, Ehrwürdiger!" sagte er flehend und im Tiefenslang. „In meiner Beschränktheit habe ich deine Worte nicht verstanden. Vergib mir, Ehrwürdiger und booge mich nicht, denn ich bin bestimmt nicht würdig, das Jenseits zu beschmutzen."
    Gegen seinen Willen mußte der ehemalige Astralfischer grinsen.
    Ansichten hatten die Leute in der Tiefe!
    Er beschied Hilda, wieder als Translator zu fungieren, und sagte dann zu der Eskorte: „Es ist alles in Ordnung."
    Gar nichts ist in Ordnung! dachte er im selben Moment. Hilda übersetzt wieder, obwohl sie eigentlich nicht da sein kann - und ich habe keinen blassen Schimmer, wohin ich eigentlich wollte - beziehungsweise, wohin der echte Lordrichter Wraihk wollte.
    Er glaubte, ein sehr leises schadenfrohes Kichern zu hören und schob es in seiner Verwirrung auf Hilda.
    „Wohin sollt ihr mich begleiten?" wandte er sich danach an die Eskorte.
    „Zur Grauen Kammer, Ehrwürdiger", antwortete der Söldner, der ihn angesprochen hatte. Er schwitzte noch immer. „Danke für deine Gnade, Ehrwürdiger!"
    „Schon gut, mein Sohn!" erwiderte Giffi herablassend und verwünschte seine ekelhaft schnarrende Stimme. „Dann geleitet mich zur Grauen Kammer, Leute!"
     
    *
     
    Umgeben von seiner Eskorte, deren einzige Bewaffnung übrigens aus faustdicken, unterarmlangen schwarzen Stäben bestand, um die sich in gleichen Abständen sechs knallrote Ringe schlangen, marschierte Giffi Marauder durch das einzige Tor der Zitadelle.
    Er hatte unterwegs fleißig mit dem Sprecher seiner Eskorte geplaudert, um mehr über das zu erfahren, was er als Lordrichter Wraihk eigentlich ganz selbstverständlich wissen mußte.
    Leider schien der Mann, der seinen Namen mit Lhok angab, tatsächlich etwas beschränkt zu sein. Er wußte nicht allzu viel. Das mochte aber auch daran liegen, daß der Wissensstand untergeordneter Chargen absichtlich gering gehalten wurde.
    Immerhin aber erfuhr Giffi, daß das Tiefenland - was immer es sein mochte, Lhoks Wissen darüber war gleich Null - in zahlreiche Gebiete aufgeteilt war, die Namen wie beispielsweise Mhuthan, Schätzen oder Starsen trugen, daß die Raum-Zeit-Ingenieure - wer immer das sein mochte - falsche Fuffziger waren und daß bald das gesamte Tiefenland von der bösen Normalität befreit und grau sein würde. Er hatte auch die Namen der anderen fünf Lordrichter erfahren und sich ihr Signalement geben lassen, so gut oder so schlecht Lhok dazu in der Lage gewesen war. Nach den Eigenheiten von Wraihk hatte er

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