1248 - Der Gladiator
eine weitere Vernichtung. Er schaffte es innerhalb kürzester Zeit, das Haar vom Kopf zu lösen. Es wurde zu einer grauen Masse, die weich an den Seiten des Schädels nach unten rann.
Damit war der Vorgang der Vernichtung nicht beendet, denn der Schleim kannte keine Gnade. Er vernichtete den Kopf. Er löste ihn auf. Er rann an drei verschiedenen Stellen herab nach unten und zerrte dabei die Haut gleich mit.
Sie riss wie eine alte Tapete. Sofort lagen die Knochen frei, weiße Gebilde, die mit Knorpeln verbunden waren. Aber auch sie blieben nicht lange bestehen und sichtbar, denn der Schleim war einfach nicht zu stoppen. Er fiel weiter ab. Es regnete in dicken Tropfen nach unten. Er klatschte auf den Körper. Er bedeckte die Schultern, die Arme und löste auch hier die Haut von den Knochen.
Der Gladiator wurde zum Skelett!
Für den Betrachter sah es aus, als wäre er in einen Säureregen geraten. Nichts mehr konnte ihn retten. Selbst die letzten verzweifelten Bewegungen nicht. Die Waffe hatte er längst verloren. Sie lag vor seinen Füßen und wurde ebenfalls von dem alles vernichtenden Schleim einfach gefressen.
Der Gladiator hatte an Größe verloren. Seine Knochen waren bereits so angegriffen und geschwächt worden, dass sie das Gewicht nicht mehr halten konnten. So sackte er dann in die Knie und der dicken Lache aus Schleim entgegen, die sich auf dem Boden des Killers gesammelt hatte. Er fiel in diese Suppe hinein, in der noch Hautfetzen schwammen, auch Haare und die ersten Knochen hineinfielen, die sich danach schäumend auflösten.
Zu hören war nichts. Keine einziger Laut drang nach draußen, auch wenn die Haut so dünn aussah.
Dafür hörte Bill die Schritte in seiner Nähe und schaute kurz zur linken Seite hin.
Jane Collins war aufgestanden und kam auf ihn zu. Ihr Gesicht war von einer Blässe gezeichnet, die so leicht nicht verschwinden würde. Aber die Furcht war aus ihren Augen gewichen. Sie hatte es geschafft, ebenso wie Bill.
Bill und Jane sagten kein Wort. Der Schrecken des Auge nblicks hatte sie stumm werden lassen. Mit versteinerten Gesichtern standen sie auf der Stelle und schauten auf das mörderische Riesenei, das seine eigene Form behielt, im Innern aber sein Zerstörungswerk fortsetzte und auch die Reste des Gladiators verschlang.
Er war zu Boden gesackt. Um ihn herum brodelte der Schleim, der eine dunklere Farbe angenommen hatte. Er löste das Fleisch von den Rippen und den Oberschenkeln. Auch die Rüstung hatte den Kämpfer nicht schützen können, denn der Schleim war unerbittlich.
Wieder fiel ein dicker Tropfen herab. Er traf genau den Schädel. Die Wirkung glich der eines Schwerthiebs. Zuerst sackte der Schädel nach vorn, dann löste sich auch der letzte Halt auf und er kippte in die Brühe, die kurz aufbrauste, bevor sie sich daran machte, auch noch die Knochen zu verschlingen und aufzulösen.
»Den anderen gibt es auch nicht mehr«, sagte Jane mit rauer Stimme. »Ich habe ihm das Gesicht zerschossen.«
»Und Absalom?«
»Er ist noch da!«
Bill drehte sich halb herum.
In der Tat malte sich die Gestalt im Eingang der alten Fabrikhalle ab. Sie hatte alles gesehen, das stimmte schon, aber sie hatte nicht eingegriffen.
»Das ist deine Chance!«, flüsterte Jane.
»Du meinst, ich soll…«
»Ja, Bill, versuche es!«
»Wahrscheinlich hast du Recht.« Der Reporter schwang die Goldene Pistole herum, um sie auf das nächste Ziel zu richten.
Der rechte Finger lag am Abzug, aber er schoss trotzdem nicht, denn etwas anderes passierte und machte den beiden Zuschauern klar, wozu jemand wie der Herr der Zeiten fähig war.
Er zog sich zurück!
Dabei ging er nicht nach hinten wie ein normaler Mensch.
Möglicherweise tat er auch das, aber für Jane und Bill hatte es den Anschein, als würde er sich genau dort, wo er stand, einfach auflösen.
Die Ladung hätte kein Ziel mehr gefunden. Es sei denn, er hätte sie auf einen schwachen Nebelstreif abgeschossen, aber auch der löste sich auf wie von einem Windstoß gepackt.
Es gab ihn nicht mehr, und Bill drehte sich wieder um. Er wusste sehr gut, dass die Gefahr auch für ihn und Jane nicht gebannt war, denn das mörderische Ei würde alles vernichten, was sich in seiner Nähe befand.
Vom einst so mächtigen Gladiator war so gut wie nichts mehr zu sehen. Seine Reste schwappten in der Flüssigkeit, die sich auf dem Boden gesammelt hatte. Einige Knochen, keine Kleidung mehr, letzte Teile der Waffe, das war alles.
Die Kugel wollte
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