1248 - Der Gladiator
»Trotzdem habe ich einen anderen Vorschlag zu machen.«
»Welchen denn?«
»Wir sollten verschwinden, Jane. Das ist eine Stufe zu hoch für uns. Wenn wir wieder zurückkehren, dann nicht mehr allein, sondern zusammen mit John und Suko. Ich für meinen Teil behaupte, dass wir hier ein Phänomen entdeckt haben, über dessen wahre Hintergründe wir noch nichts wissen. Wir haben etwas berührt oder in Bewegung gesetzt, vielleicht auch nur entdeckt, das unseren Augen eigentlich hätte verschlossen bleiben müssen. Meine ich.«
Jane Collins war sehr nachdenklich geworden. Sie stimmte Bill auch zu. Aber sie drehte auch den Kopf, um einen Blick auf die Tür zu werfen, durch die sie gekommen waren.
»Willst du noch mal nachschauen?«
Bevor Jane antworten konnte, wurde die Tür aufgestoßen.
Der übergroße Gladiator drang als Erster in den Raum, gefolgt von seinem Vasallen mit dem kurzen Schwert.
Sie kamen, sie waren zu hören. Jane und Bill wussten eines genau. Die zwei waren echt…
***
Und es war ihnen noch etwas klar. Sie hatten die Chance zur Flucht leider verpasst, denn keiner von ihnen glaubte daran, dass man sie so einfach flüchten ließ.
Eigentlich hätte es hier unten stockfinster sein müssen. Aber auch das stimmte nicht. Es gab dieses Phänomen des Lichts, obwohl keine Lampen zu sehen waren. Es existierte eine Quelle, nur konnte sie niemand sehen. Sie lag im Verborgenen und schickte ihr Licht durch die Risse in den Wänden. Da glühte etwas, da war etwas verborgen, da breitete sich etwas aus, was ebenfalls nicht zu erklären war und irgendwie als Botschaft verstanden werden konnte, die eine Finsternis erhellte.
Für Jane und Bill stand fest, dass sich dieses magische Phänomen noch nicht völlig zurückgezogen hatte und auf der Lauer lag. Aber das alles war jetzt nicht wichtig geworden, sie mussten sich um die Gestalten kümmern, die von der anderen Welt oder Zeit einfach ausgespien worden waren.
Zwei Männer!
Zwei Kämpfer!
Ein Gladiator!
Er war der Mann mit der veränderten Lanze. Eine mörderische Gestalt mit einem bläulich schimmernden Gesicht und eiskalten Raubtieraugen. Wie jemand, der aus den Gefilden des Todes zurückgeholt worden war, um in der Welt der Lebenden grausame Zeichen zu setzen.
Im Vergleich zu ihm wirkte die zweite Gestalt kleiner, gedrungener und irgendwie gebückter. In der Tat besaß sie einen krummen Rücken oder eine schlechte Haltung, und sie hatte den rechten Arm mit dem abgebrochenen Schwert drohend erhoben.
Beide waren erschienen, aber sie hatten noch nicht angegriffen. Sie wollten sich einen Überblick verschaffen und standen so, dass sie Jane und Bill jederzeit in die Zange nehmen konnten. Allerdings hatten sie dabei nicht auf die Treppe geachtet, denn der Weg dorthin lag noch frei.
»Wir sollten es versuchen!«, flüsterte Bill.
»Was?«
»Hin zur Treppe.«
»Und dann?«
»Weg!«
»Weiß nicht, ob wir das schaffen«, flüsterte Jane. »Die passen auf.« Sie hatten ihre Waffe gezogen. »Es wäre vielleicht besser, wenn wir es hier unten auskämpfen und…«
»Nein, Jane, nein. Oben haben wir mehr Bewegungsfreiheit.«
Bill wollte nicht länger warten. Er mochte den Raum hier unten nicht, der ihn an eine große und kalte Grabstätte erinnerte.
Außerdem war ihre Bewegungsfreiheit tatsächlich eingeschränkt.
Er zögerte keine Sekunde mehr. Bevor Jane sich versah, hatte er sie gepackt und mitgezogen. Sie konnte nicht anders und musste ihm folgen. Er zog sie zur Treppe hin. Beide liefen schnell.
Die Treppe war nicht lang. Sie kam ihnen nur so lang vor, weil ihnen die Verfolger im Nacken saßen.
Sie hetzten der kälteren Luft entgegen, und mit jeder Stufe, die sie hinter sich ließen, wuchs die Hoffnung, es zu schaffen.
Ja, sie schafften es.
Niemand verfolgte sie!
Keine Schritte, keine Stimmen. Hinter ihnen blieb es ruhig, und Bill überwand mit einem langen Schritt auch das letzte Hindernis und hatte endlich die leere Fabrikhalle erreicht, in der Jane schon auf ihn wartete. Sie stand mit dem Gesicht zu ihm. Sie hielt ihre Beretta mit beiden Händen fest, aber sie hatte die Arme gesenkt, sodass die Mündung zu Boden wies.
Zum ersten Mal seit langer Zeit lachten beide erleichtert, obwohl sie es noch nicht glauben konnten. Jane Collins schüttelte den Kopf. »Ist es das wirklich schon gewesen, Bill? Haben wir es überstanden?«
Bill drehte sich auf der Stelle. »Sieht ganz danach aus.«
»Das kann ich nicht glauben. Du?«
»Nein, nicht wirklich.
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