1249 - Bibliothek des Grauens
mitkommen würde.
Wir hatten bereits gehört, dass sie und Bill während unserer Abwesenheit etwas Schreckliches erlebt hatten, über das wir jetzt informiert werden mussten.
Die Fälle in Frankreich lagen endlich hinter uns. Zum Schluss waren wir eingeschneit gewesen, aber wir hatten es noch geschafft, uns bis Alet-les-Bains durchzuschlagen und hatten dann den Jahreswechsel bei den Templer-Freunden dort verbracht.
Satansjünger und Druiden-Maske waren vergessen. Bei den Templern hatten wir über andere Themen gesprochen, zum Beispiel über Vincent van Akkeren. Wir alle waren der Meinung, dass das neue Jahr auch sein Jahr werden könnte, und das gefiel uns natürlich nicht. Aber er steckte noch in den Vorbereitungen, sonst hätten wir schon längst wieder etwas von ihm gehört.
Nun ja, wir hatten alles überstanden. London hatte uns wieder und damit auch der normale Alltag, wobei man bei unserer Arbeit den Begriff normal mit Vorsicht genießen musste, denn was wir in all den Jahren erlebt hatten, war alles andere als normal gewesen, zumindest nach bestimmten Regeln.
Aber wir lebten. Der Kampf würde auch im neuen Jahr weitergehen, und es würde weitere böse Überraschungen geben, das stand für uns fest. An einen Sieg war nicht zu denken. Ein Philosoph hatte mal gesagt, dass das Böse in der Welt nicht zu besiegen war, und genau das konnten wir unterstreichen.
Das Böse war nicht auszurotten. Man konnte ihm Niederlagen beibringen oder es in Schach halten, doch völlig ausrotten ließ es sich nie. Das bekamen wir tagtäglich zu spüren.
Zum Glück hatten wir eine kleine Atempause erlebt und auch bei den Templern Ruhe gefunden. Jetzt freuten wir uns, wieder in London zu sein.
Das Café glich fast einem kleinen modernen Museum. Überall standen Plastiken, waren die Wände mit Bildern bedeckt, die auch gekauft werden konnten, hielten sich die Künstler selbst in dem Raum auf, denn man hatte so etwas wie einen Stammtisch für Künstler eingerichtet, an dem auch ein junger Mann und eine schon ältere Frau saßen und sich über Kunst stritten.
Zu viert saßen wir in der Nähe eines bis zum Boden reiche nden Fensters, tranken Mineralwasser und Weißwein, und mein Freund Suko und ich hörten zu, was uns Jane und Bill zu berichten hatten.
Da war es um einen Gladiator gegangen, der durch Bills Goldene Pistole vernichtet worden war. Er jedoch war nicht das Problem, wie beide betonten, denn es ging um die geheimnisvolle Gestalt des Absalom. Auf sie kamen sie immer zu sprechen.
»Und wer ist er genau?«, fragte ich.
Zuerst zuckte Bill mit den Schultern, dann Jane.
»Hat er sich denn nicht erklärt?«
»Nein, nicht direkt«, meinte Bill. »Er sieht sich als Prophet an. Er kann durch die Zeiten reisen, und nicht nur das. Er ist auch in der Lage, die Zeiten mitzubringen.«
»Verstehe«, sagte ich. »Deshalb auch der Gladiator.«
»Ja.«
»Welchen Sinn hat sein Erscheinen gehabt?«, fragte Suko.
»Das wissen wir nicht«, antwortete Jane, nachdem sie einen Schluck Wein getrunken hatte. »Wir sind auch davon ausgegangen, dass sein Erscheinen so etwas wie ein Anfang gewesen ist. Gewissermaßen ein Test. Das muss aber nicht so sein.«
»Er selbst hat auch nicht eingegriffen und sich im Hintergrund gehalten«, sagte Bill. »Deshalb haben wir ihn ja nicht mal so genau erkennen können. Er war wie eine Spukgestalt.«
»Gab es Gründe für sein Abwarten?«
»Keine Ahnung, John.«
Ich räusperte mich und schob den Stuhl nach hinten, um Platz für meine Beine zu schaffen, die ich endlich ausstrecken konnte. »Vielleicht hat er gemerkt, welche Waffe du bei dir getragen hast, Bill. Da ist er dann vorsichtig geworden. Diesen Grund kann ich mir jedenfalls vorstellen.«
»Ich weniger.«
»Warum?«
Jane meldete sich zu Wort. »Wir wissen nicht mal, ob er feinstofflich oder stofflich war. Wie gesagt, er hat sich sehr im Hintergrund gehalten. Wie ein Beobachter, dem nichts entgehen soll. Er ist dann verschwunden. Aber er hat seine Zeichen gesetzt, denn dieser Gladiator war nicht gerade jemand, mit dem man große Freude haben kann. Er war eine Gestalt, die alles vernichtet, was sich ihr in den Weg stellt. Wir haben eben großes Glück gehabt.«
»Wenn ich dich so höre«, meinte Suko, »dann müssen wir uns also darauf einrichten, dass er noch mal erscheint.«
»Klar.«
»Und er wird wieder einen Gruß aus der Vergangenheit mitbringen - oder?«
»Kann sein.«
Suko schaute mich an. »Was meinst du dazu, John?«
Ich wusste
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