125 - U.S.S. Hope
Aruula berichtet hatte, waren die Maschinen der HOPE gestoppt worden, um dem Kahn das Andocken zu ermöglichen.
Das bedeutete, dass führende Offiziere – wenn nicht sogar McNamara selbst – von der Sache Kenntnis haben mussten.
Ein Flugzeugträger war schließlich kein Paddelboot, das man beliebig anhalten konnte. Außerdem schien die Übergabe der Kisten genau geplant gewesen zu sein, was ebenfalls auf eine Organisation durch einen Führungsoffizier schließen ließ.
Was also war da in der letzten Nacht vorgegangen?
Matt beschloss der Sache auf den Grund zu gehen, ehe er mit McNamara sprach. Informationen waren stets eine wertvolle Voraussetzung für Verhandlungen – je mehr man davon besaß, desto besser. Vielleicht bekam er dadurch etwas in die Hand, womit er den selbstgefälligen Captain der HOPE ein wenig unter Druck setzen konnte.
Als Informationsquelle kam eigentlich nur einer in Frage – der einzige Mensch an Bord, der Matt und seinen Begleitern nicht mit Argwohn, sondern freundlich begegnet war. Der Einzige an Bord, der älter war als fünfzig Jahre.
Da Matt und Aruula den alten Brand auf Deck nirgendwo finden konnten, fragten sie einige junge Matrosen und ließen nach ihm schicken. Schon wenig später trafen sie ihn an der Backbordreling, unweit des Lokals für Fischspezialitäten, von dem ein strenger Geruch herüber drang.
»Ein Tipp unter Freunden«, sagte Brand statt einer Begrüßung, »meidet dieses Lokal. Ein Freund von mir hat sich da drin um ein Haar vergiftet.«
»Werd’s mir merken«, versicherte Matt.
»Du wolltest mit mir reden, Kumpel?«
»Allerdings. Danke, dass du so rasch gekommen bist.«
»Kein Problem.« Der Alte, der im selben Jahr geboren war wie Matt, grinste breit. »Ehrlich gesagt gibt es nicht mehr allzu viel, was ich zu tun hätte. Man hat mich ausgemustert, genau wie meine Maschine. Eine Tomcat F-14D. Verdammt cooler Vogel.«
»Das glaub ich dir gern.« Matt lächelte.
»Aber du hast mich sicher nicht rufen lassen, um mir über alte Zeiten zu quatschen. Also, was liegt an?«
»Ich, will wissen, was hier an Bord vor sich geht«, erklärte Matt rundheraus. »Warum will McNamara keine Fremden hier haben? Weshalb führt er Krieg gegen die Nordmänner? Warum hat er uns verboten, unter Deck zu gehen? Wieso gibt es außer dir niemanden über fünfzig an Bord? Und was kannst Du mir über ein Boot sagen, das mitten in der Nacht an der HOPE andockt und zehn Kisten mit geheimnisvollem Inhalt liefert?«
»I-ihr wisst davon?«, fragte der alte Brand verblüfft. Seine Blicke pendelten unsicher zwischen Matt und Aruula hin und her.
»Allerdings. Und wir möchten wissen, was hier gespielt wird.«
»Weshalb?«
»Weil ich ehrlich gesagt das Gefühl habe, dass McNamara hier sein eigenes Süppchen am Kochen hat, und ich möchte vermeiden, dass er der Allianz, für die ich arbeite, dabei ins Handwerk pfuscht. Im Gegenteil – die Allianz und die HOPE könnten mächtige Verbündete sein in der Auseinandersetzung, die uns bevorsteht.«
»Welche Auseinandersetzung meinst du? Der Krieg gegen die Nordmänner?«
»Nein, Kumpel. Gegen die Bedrohung, von der ich spreche, sehen die Nordmänner aus wie harmlose Waisenknaben. Die gesamte Menschheit ist davon betroffen, und wir können uns keine kleinlichen Rivalitäten mehr leisten. Sie haben die alte Welt an den Rand der Vernichtung gebracht, und ich werde nicht zulassen, dass sich das wiederholt. Also?«
Der alte Brand schaute ihn entgeistert an. So viel Offenheit schien er nicht erwartet zu haben. Er wankte und hielt sich an der Reling fest. Dabei schien er einen inneren Kampf auszutragen.
»E-es tut mir Leid, Matt«, gestand er dann, »aber ich kann dir nichts darüber sagen. Ich bin alt, wie du weißt – zu alt, um mich noch einzumischen in die Dinge, die an Bord vor sich gehen. Die Jüngeren haben das Kommando übernommen, ich bin hier nur noch geduldet. Der letzte einer aussterbenden Rasse, wenn du so willst. Ich will mir keinen Ärger einhandeln.«
»Okay, Brand.« Matt nickte. »Das verstehe ich. Gibt es vielleicht jemand anderen, mit dem ich sprechen kann?«
»Den gibt es«, bestätigte der alte Brand und senkte seine Stimme so, dass Matt und Aruula ihn kaum noch verstehen konnten. »Aber dazu müsstet ihr McNamaras Verbot missachten und unter Deck gehen. Auf den Lower Decks werdet ihr Antworten finden. Fragt nach Jack Ibrahim.«
»Jack Ibrahim«, wiederholte Matt.
»So ist es. Aber wenn dir dein Leben lieb ist,
Weitere Kostenlose Bücher