1250 - Absalom
nicht.«
Callahan lächelte. Dabei lief er noch roter an. Mario kannte seinen Gast. Er wusste, dass sich der Ire ärgerte, weil er sich irgendwie auf den Arm genommen vorkam.
»Da hätte ich doch gern eine Erklärung!«
Der Andere sagte nichts. Mario hatte seinen Kaffeemaschine vergessen. Er war jetzt zu einem gespannten Zuschauer geworden, der wissen wollte, wie es weiterging.
Bisher hatte Callahan den Fremden nicht einmal berührt. Das änderte er jetzt. Er griff nach dem Arm des Mannes, umfasste ihn auch, und dann passierte etwas, womit keiner der Gäste gerechnet hatte und auch nicht hatte rechnen können.
Die Hand packte zu, aber sie griff ins Leere!
Von einem Augenblick zum anderen war der neue Gast verschwunden!
***
Nur die kleine Tasse stand noch auf der Theke, und auf die starrte Callahan mit einem Blick, als würde sie jeden Augenblick explodieren. Mario kannte ihn schon länger. Nie zuvor hatte er einen so dümmlichen Ausdruck im Gesicht des Iren gesehen, der überhaupt nicht wusste, was er unternehmen sollte.
Er stand da, den Arm noch vorgestreckt und seine Hand leicht gekrümmt. Drei, vier Sekunden verstrichen. Auch die übrigen Gäste hielten sich mit einem Kommentar zurück, Mario eingeschlossen, bis sich Callahan plötzlich meldete.
Allerdings sagte er nichts. Er brachte nur ein Geräusch aus seiner Kehle hervor, das so etwas Ähnliches wie ein Lachen war, aber mehr einem Krächzen glich.
Das Lachen steigerte sich noch, bis es durch das gesamte Lokal schallte und abrupt stoppte.
Dann schüttelte Callahan den Kopf. Er drehte sich herum, starrte die anderen an und wartete auf einen Kommentar, doch die Männer saßen wie festgefroren auf ihren Plätzen.
Keiner war in der Lage, einen Kommentar abzugeben, denn so etwas hatten sie noch nie erlebt. Da waren sie wie vor die Köpfe geschlagen.
Nicht Callahan. Er hatte sich wieder gefangen und fuhr sie an. »Verflucht noch mal, verdammt auch, warum sagt ihr denn nichts? Ihr habt es doch gesehen, nicht wahr?«
Sie schwiegen!
»Herr im Himmel!«, entfuhr es Callahan. »Ich bin doch nicht blind. Er hat hier neben mir gesessen. Ich habe mit ihm gesprochen. Er hat mir geantwortet, und jetzt ist er weg. Weg! Weg!« Callahan schlug mit der Faust auf die Theke. Er senkte den Kopf sehr tief und schüttelte ihn. »Das ist nicht möglich. Ich… ich… glaube es einfach nicht. So etwas kann man nicht einfach wegtun und…«, er richtete sich wieder auf. Sein Blick hatte Mario erreicht.
»He, Mario…«
»Ja, was ist denn?«
»Du hast es doch auch gesehen - oder?«
»Habe ich.«
»Er hat neben mir gestanden?«
»Stimmt.«
Callahan drehte sich wieder, um in das Lokal hineinzuschauen. »Habt ihr es gehört? Mario hat es auch gesehen. Oder habt ihr alle Tomaten auf den Augen?«
»Nein«, sagte ein Gast, der vor einer leeren Kaffeetasse saß. »Tomaten hat bestimmt keiner von uns auf den Augen. Wir haben das Gleiche gesehen wie du, Callahan. Da ist jemand gewesen. Aber du willst doch von uns eine Erklärung haben, nicht wahr?«
»Ja, das würde ich gerne.«
»Wir sind ebenso schlau wie du«, sagte ein anderer. »Es ist ein Wahnsinn, aber es ist passiert.«
»Und warum konnte das so ablaufen?«
»Frag uns das doch nicht!«
Callahan wollte nicht aufhören. Er hatte sich seine eigenen Gedanken gemacht und war auch zu einem Resultat gekommen. »Kann das so etwas wie der Beginn einer Massenpsychose gewesen sein? Hat man uns was vorgegaukelt? Sind wir alle verrückt geworden?«
Die Kollegen vom Yard gaben ihm keine Antwort. Aber Mario hielt sich nicht zurück. »Sie dürfen nicht vergessen, Mr. Callahan, mit wem dieser Mann verabredet war.«
»Klar, mit John Sinclair!«
»Eben…«
Callahan sah den Blick des Mannes auf sich gerichtet, und er konnte ihn auch deuten. Allerdings mussten zunächst einige Sekunden vergehen, bis er sich zurechtfand. »Ja«, flüsterte er dann. »Ja, das ist es doch. Er war mit Sinclair verabredet. Mit dem Geisterjäger.« Ein hartes Lachen hallte gegen die Decke, als Callahan den Kopf nach hinten drückte. »Mit Sinclair. Ein Geist verabredete sich mit einem Geisterjäger. Ich packe es nicht. Das ist der absolute Bringer.« Mit beiden Fäusten trommelte er auf den Tisch, die kleine Tasse fing an zu tanzen, was ein schepperndes Geräusch auf der Untertasse verursachte.
Auch jetzt mischten sich die anderen Gäste nicht ein. Sie sahen zu, wie Callahan sich umdrehte. »Ist ja klar, ist ja alles klar! Warum frage ich denn
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