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1250 - Absalom

1250 - Absalom

Titel: 1250 - Absalom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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der Mann mit dem Namen Absalom gesessen hatte.
    »Ist Ihnen denn irgendetwas Markantes an ihm aufgefallen?«, erkundigte ich mich.
    »Was… was meinen Sie?«
    »Ein Detail, an das man sich besonders erinnert. Woran Sie ihn immer wiedererkennen können.«
    Nach kurzem Nachdenken nickte er. »Ja, Signore Sinclair. Das waren seine Augen. Sie habe ich gesehen, aber ich hatte das Gefühl, als wären es keine Pupillen.« Er deutete auf seine Augen. »Bei ihm waren sie nicht zu sehen, verstehen Sie? Die Augen waren einfach zu flach. Da gab es überhaupt nichts. Wie leicht gefärbtes Wasser, das irgendwann gefroren war.« Er nickte.
    Ich musste ihm gestehen, dass er wirklich gut beobachtet hatte. Denn so hatte ich auch die Gestalt des Absalom in meinem Spiegel gesehen, nur nicht so deutlich und aus der unmittelbaren Nähe.
    Aber alles andere traf schon zu.
    »Mehr weiß ich nicht, Signore Sinclair.«
    »Es reicht auch, Mario.«
    »Danke.« Er holte tief Luft. Die nächste Frage schien ihn zu quälen.
    »Und was wollen Sie tun?«
    »Warten.«
    »Was?« Er schreckte zurück. »Auf ihn?«
    »Auf wen sonst? Wir waren schließlich verabredet.«
    »Ja, das stimmt auch. Ich würde mich das nicht trauen, ehrlich nicht. Aber bei Ihnen ist das wohl etwas anderes. Sie… Sie… sind Polizist und besonders…«
    »Nicht weitersprechen!«
    Ich hatte meinen Grund für diese Aufforderung, denn genau an dem Platz, wo Absalom schon einmal gesessen hatte, entstand er wieder. Für einen Moment flimmerte die Luft. Wie von unsichtbaren Händen gezeichnet, erschienen die Umrisse einer Gestalt, die ihre Feinstofflichkeit augenblicklich verlor und schließlich als normaler Mensch vor mir saß.
    »Schön, dass du gekommen bist, John Sinclair…«
    ***
    Das also war Absalom!
    Er hatte sein Versprechen also gehalten. Er saß auf dem Barhocker wie ein normaler Gast, wobei er nur Augen für mich hatte.
    Das nutzte Mario aus. Erzog sich lautlos zurück und verschwand in der Küche. Ich war sicher, dass er von dort nicht so schnell wieder zurückkehren würde.
    Wir waren allein. Es betrat auch niemand das Lokal. Draußen musste jemand ein Schild aufgehängt haben, dass hier geschlossen oder zugesperrt worden war. Jedenfalls war ich die letzte Person gewesen, die das Restaurant betreten hatte. Die Umgebung schien für uns beide wie geschaffen worden zu sein.
    Von Jane und Bill hatte ich einiges über Absalom gehört. Natürlich hatten sie ihn mir nur beschreiben können, und ich stellte jetzt fest, dass die Beschreibung stimmte.
    Prägnantes gab es nichts an ihm. Er war im Prinzip eine blasse Erscheinung. Man konnte ihn durchaus als farblos ansehen, und das galt auch für seine Augen. Auffallend an ihm waren allenfalls die langen Haare in einem Farbton zwischen Grau und Weiß. Er hatte sie nach hinten gekämmt, aber dort nicht zusammengebunden.
    Jeder Mensch besitzt ein Gesicht. Das war auch bei Absalom der Fall. Allerdings gibt es im Gesicht eines Menschen zumeist etwas Prägnantes, etwas, das auffällt, und genau das war bei diesem Gesicht nicht der Fall. Absaloms Gesicht war einfach nur da, nicht mehr und nicht weniger. Er war so unauffällig, dass es beinahe schon auffiel, und auch die Farbe der Haut fehlte bei ihm.
    Aber er war mächtig. Und besaß sogar die Kraft, Zeiten zu durchwandern und Menschen zu transportieren, was er ja bei Jane und Bill auf schlimme Art und Weise bewiesen hatte. Heute war er allein erschienen, und ich fragte mich, ob das auch so bleiben würde oder ob er weitere Überraschungen für mich parat hielt.
    Bei meinen Freunden hatte er sein Erscheinen nur getestet. Ich glaubte nicht daran, dass er auch bei mir nur einen Test durchführen wollte. Er wollte mich treffen, weil es für ihn einen bestimmten Grund gab, der eben nur mich etwas anging.
    Wir saßen uns gegenüber, schauten uns an und jeder wartete darauf, dass der andere etwas sagte. Ich hielt mich mehr zurück, denn er war es schließlich gewesen, der etwas von mir wollte. Also sollte er auch beginnen.
    Ich hatte ihn im Spiegel meines Badezimmers erlebt. Jetzt wartete ich darauf, dass er mir endlich eine Erklärung gab, aber er enttäuschte mich. Sehr ruhig schaute er mir ins Gesicht, und die blassen Augen bewegten sich ebenfalls nicht. Sie waren wirklich ungewöhnlich starr.
    Meine Geduld reichte nicht bis zum Ende der Tage, und deshalb unterbrach ich als Erster das lastende Schweigen.
    »Absalom!« sagte ich nur.
    Er nickte. »Ja, das stimmt. Wir kennen uns bereits,

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