1250 - Absalom
Stirn war er in das Weihwasser getaucht. Wer auf der anderen Seite stand, der musste es einfach hassen, und so erging es ihm auch.
Er spie aus. Er fluchte wieder. Er gab sich fahrig, aber er gab nicht auf.
Mit dem Fuß stieß er sich von der Wand ab. Er wollte mir an die Kehle, aber diesmal war er noch langsamer. Mit einem klassischen Hieb hielt ich ihn mir vom Leib. Ich traf ihn im Gesicht und spürte die Nässe an meiner Faust.
Der Mann besaß nicht mehr die Kraft, auf den Beinen zu bleiben. In der dunklen Ecke sackte er zusammen und blieb auf dem Boden liegen, ohne noch mal zu versuchen, wieder auf die Beine zu kommen. Er war geschlagen. Er war nur noch ein Häufchen Elend, und er würde erkennen müssen, dass es mit ihm vorbei war. Er hatte auf das falsche Pferd gesetzt. Baphomet konnte nicht immer gewinnen.
Ich ging neben ihm in die Hocke. Sein Gesicht glänzte. Das konnte am Blut liegen, das aus den Rissen sickerte. Ich packte ihn an der Schulter und schüttelte ihn durch.
»Hör zu. Du hast nicht auf eigene Rechnung gearbeitet. Wer hat dich geschickt? Wem bist du verpflichtet?«
»Hau ab!«
»Ist es van Akkeren?«
Es war van Akkeren, auch wenn er das nicht zugeben wollte. Bei der Erwähnung des Namens war er zusammengezuckt. Das reichte mir aus, um zu wissen, wer hinter dem Angriff steckte.
»Wo hält er sich auf? Ist er hier in der Nähe?«
Anzeige Der Mann zischte einen Fluch.
Ich dachte etwas zurück und an die Szene, als ich den Typ verhört hatte, der mit den Knochen dem Zoll in die Falle gelaufen war. Der hatte mir damals sein Blut entgegengespuckt, aber dieser hier wehrte sich nicht mehr. Er wurde schwächer. Er flüsterte etwas, und wenig später entstand auf seinem Gesicht ein Ausdruck des Schreckens. Er drückte sich noch, dann sackte er wieder zusammen und blieb liegen, ohne sich noch ein einziges Mal zu rühren.
Ich leuchtete noch einmal in sein Gesicht. Kein Leben entdeckte ich in den Augen. Es konnte sein, dass er tot war. Ich wollte es genau wissen und legte meinen Finger an eine Stelle am Hals unter der die Hauptschlagader zu fühlen war.
Da war nichts mehr zu spüren.
»Ist er tot?« hörte ich Julie flüstern.
»Ich glaube schon«, erwiderte ich, schaltete meine Lampe aus und richtete mich auf.
»Was machen wir jetzt?«
»Wir gehen weg!«
»Aber der Mann hier… wir… wir… müssen die Polizei benachrichtigen, John!«
»Auf keinen Fall. Das würde nur Ärger geben. Es würde uns auch aufhalten. Man würde uns kaum glauben. Es gäbe einige Verwicklungen, die wir uns zum jetzigen Zeitpunkt nicht leisten können. Nein, nein, wir müssen so rasch wie möglich weg.«
»Wenn das nur gut geht!«
Ich strich ihr über das Haar. »Es muss gut gehen, Julie. Es wird gut gehen. Du musst einfach nur umdenken. Ich weiß, dass es schwer ist, aber denk daran, dass es um unser Leben geht.«
»Ja, John, ja. Das ist wohl so, auch wenn es mir schwerfällt. Mein Leben hat sich plötzlich auf den Kopf gestellt.«
»Keine Sorge, es wird sich wieder normalisieren. Jetzt komm mit, bevor man den Toten entdeckt.«
Sie hatte nichts dagegen einzuwenden. Julie warf auch keinen Blick mehr auf die Gestalt, als sie hinter mir herging.
Ich drückte die Tür auf.
Die Helligkeit war zwar nicht strahlend, aber im Vergleich zur Düsternis der Kirche blendete sie mich schon.
Ich zwinkerte und spürte an meinem Rücken den leichten Druck der Frauenhände.
Genau in diesem Augenblick hörte ich das Knurren, senkte den Blick und sah vor mir die beiden Doggen, deren Zähne gefletscht waren und deren Augen glühten…
ENDE des ersten Teils
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