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1253 - Angst vor dem eigenen Ich

1253 - Angst vor dem eigenen Ich

Titel: 1253 - Angst vor dem eigenen Ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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knapp mich das verdammte Gitter verfehlt hatte. Eine Fingerlänge von meinen Füßen entfernt war es zu Boden geprallt, und es verdeckte das gesamte Grab, das für mich zunächst mal zweitrangig geworden war, denn es gab noch meinen Mitstreiter.
    »Godwin…?«
    Ich hörte ihn leise lachen. Es glich mehr einem Krächzen. »Bist du mein Schicksal?«, fragte er.
    »Wieso?«
    »Du hast mich aus der Vergangenheit geholt und jetzt dafür gesorgt, dass ich noch eine Zukunft habe. Wobei ich nicht weiß, wie lange sie andauern wird. Aber das ist verflucht knapp gewesen, muss ich dir ehrlich sagen. Danke, übrigens.«
    »Ja, schon gut.«
    Godwin de Salier richtete sich stöhnend auf. Als er saß und merkte, wie nahe uns das Gitter verfehlt hatte, schrak er zusammen. Dann schaute er in die Höhe und schüttelte den Kopf. »Eine verdammt mörderische und heimtückische Konstruktion. Hätte ich einem Pfarrer gar nicht zugetraut.«
    »Er war eben kein normaler Typ. Aber das sind wir beide wohl auch nicht.«
    »Nur halten wir uns an die Regeln, während er sich seine eigenen aufgestellt hat.« Er stand mühsam auf, denn er sah, dass ich mich mittlerweile auch erhoben hatte.
    Wir waren zu zwei verschiedenen Seiten hin weggefallen und hätten jetzt an das Grab herantreten können, das sich mittlerweile geöffnet hatte. Wir konnten zwar hineinschauen, aber der Blickwinkel war schlecht. Hinzu kam noch, dass es recht dunkel war, und das nicht nur in der letzten Ruhestätte.
    »Hilft alles nichts, Godwin, wir müssen das Ding zur Seite räumen.«
    »Klar.« Er schaute nach oben, wo die Decke zu einem Teil verschwunden war. »Ich frage mich nur, welche Überraschungen sich der gute Abbé noch ausgesucht hat.«
    Wir bückten uns und griffen zu. Erst einmal musste der Weg frei gemacht werden. Wir wollten das Gitter anheben und sahen schnell ein, dass das Ding zu schwer war. Wenn uns das erwischt hätte, wäre unsere Chance wirklich Null gewesen.
    Es half alles nichts. Wir mussten das Gitter zur Seite schieben, und das kostete uns ebenfalls verdammt viel Kraft. Wir gingen in die Knie und drückten beide an einer Seite. Das Ding bewegte sich, und das Geräusch, mit dem die Spitzen über den Boden hinweg kratzten, klang hässlich.
    Ich verbannte das Denken an die nahe Zukunft aus meinem Kopf und drückte nur weiter.
    Geschafft! Es rutschte so weit weg, dass das Grab schließlich frei lag. Aber auch wir waren ziemlich außer Atem und trotzdem gespannt auf den ersten Eindruck.
    Godwin de Salier drehte sich zu mir um, schaute mich an und nickte. Ich sah die Spannung auf seinem Gesicht und spürte das gleiche Gefühl auch in mir.
    »Na denn«, flüsterte ich dem Templer mit rauer Stimme zu, »packen wir es.«
    Sein Blick galt noch einmal den Fratzen im Fels. Die dämonischen Abbildungen hatten sich nicht verändert. Nach wie vor glotzten sie aus ihren starren und hervorquellenden Augen nach unten.
    Ich stand als Erster neben dem Grab und schaute hinein. Die beiden Platten waren durch die Mechanik nach unten gekippt worden. Die Lampe hatte ich an mich genommen und leuchtete in das Viereck hinein. Ich merkte meinen Herzschlag überdeutlich. Ich sah diesen Moment wirklich als einen sehr wichtigen in meinem Leben an.
    Das Grab war nicht leer! Aber es lagen auch keine Gebeine darin, wie wir erwartet hatten. Dafür schauten wir auf den Deckel einer Truhe oder eines kleinen Sargs. Es war ziemlich egal, wie man das Gefäß bezeichnete.
    Die Truhe bestand aus Holz. Zwei angerostete Metallbänder zogen sich darüber hinweg. Der Deckel war gewölbt, und wieder wurde ich an die Bundeslade erinnert, als ich in das Grab schaute.
    Godwin de Salier stand dicht neben mir. Es war auch für ihn ein besonderer Moment. Ich hörte ihn heftig atmen, dann nahm ich wahr, dass er den Kopf schüttelte. Mit leiser Stimme fragte er: »Kannst du es glauben, John, dass wir vor den Gebeinen der Maria Magdalena stehen?«
    »Noch nicht so richtig.«
    »Eben, ich auch nicht. Das ist ein Wahnsinn. Wenn ich daran denke, was Abbé Bloch sagen würde, wenn er das sehen könnte. Ich hätte es ihm wirklich gewünscht.«
    »Du hast sein Erbe schon gut vertreten.«
    »Ich weiß nicht. Ich komme mir noch immer wie ein Schüler vor. Und jetzt die Gebeine. Himmel, was haben unsere Brüder in den früheren Jahrhunderten alles getan, um das Rätsel aufzuklären. Es ist ihnen nicht gelungen, und wir haben es geschafft.« Er schüttelte seinen Kopf und konnte es noch immer nicht fassen.
    »Alles

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