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1258 - Der Leichen-Skandal

1258 - Der Leichen-Skandal

Titel: 1258 - Der Leichen-Skandal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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nichts anderes.
    Allmählich blieb auch der Friedhof zurück. Wir befanden uns schon über ihm. Die ersten Bäume boten uns Halt, und mein Blick fiel jetzt von oben auf den Totenacker.
    Zwei Frauen besuchten ihn. Sie standen vor den Gräbern ihrer Angehörigen. Was sie dort taten, war für uns nicht zu sehen, ich hoffte nur, dass der Ghoul sie in Ruhe ließ.
    Suko und Dave Frost hatten hinter mir angehalten. Ich drehte den Kopf und sprach Frost an, dessen Gesicht von der Anstrengung gezeichnet war. Auch sein heller Anzug hatte einiges mitbekommen. An den Hosenbeinen und am Jackett klebte Schmutz. Ein Zeichen, dass er sich auf die Nase gelegt hatte.
    Da der Hang recht breit war, wollte ich von ihm wissen, wo genau er die Leichen verbuddelt hatte, denn ich hatte keine Lust, länger zu suchen.
    »Weiter oben!«
    »Das dachte ich mir. Aber wo genau?«
    »Geh weiter, dann etwas nach links.«
    »Okay.« Ich setzte mich wieder in Bewegung, und Suko stieß seinen Schützling in den Rücken.
    Mit langen Schritten überwand ich die Distanz. Die Bäume standen jetzt so nah, dass ich mich an ihnen abstützen konnte. Aber ich sah auch, was das Unwetter angerichtet hatte, denn es gab zwischen den Stämmen genügend Raum, an dem die Erde abgetragen war. Dort wuchs kein Gras mehr.
    Der Boden war aufgewühlt. Es hatten sich breite Rillen gebildet, die fast wie ausgetrocknete Bachläufe aussahen. Sie alle wiesen nach unten, und in ihnen hatte sich ziemlich viel Zeug gesammelt. Laub, Zweige, Abfall, Steine. Der Untergrund bildete eine braune und graue Schicht. Bei manchen Bäumen lagen sogar Teile der Wurzeln frei.
    Der Wind wehte gegen mein Gesicht, und er brachte plötzlich den Geruch mit, auf den ich schon lange gewartet hatte. Der faulige Gestank alter Leichen.
    Ich kletterte noch drei Schritte höher, hielt mich dabei an biegsamen Zweigen fest, duckte mich - und blieb stehen, als ich einen kleinen Grassockel erreicht hatte. Ich war am Ziel.
    Und ich sah die Toten…
    Ja, sie hatten in der Erde gelegen, allerdings nicht tief genug, denn die Gewalten der Natur hatten sie wieder in die Höhe gespült, sie aber nicht über den Hang nach unten geschoben, denn die Leichen lagen zwischen dem Wurzelwerk der Bäume verstreut oder steckten zur Hälfte und mehr noch in der lehmigen Erde.
    Es war kein Bild, das mir Angst eingejagt hätte, aber es war auch nicht erhebend. Die Leichen waren nicht alle verwest. An den meisten hing noch das alte Fleisch, aber es gab auch welche, die wie abgenagt wirkten und dabei ihre blanken Knochen präsentierten. Es konnte daran liegen, dass die Toten Besuch von einem Ghoul bekommen hatten, und der hatte sich natürlich auf sie gestürzt.
    Es war nicht mehr zu erkennen, ob es sich um Männer oder Frauen gehandelt hatte. Jedenfalls kam mir das Gräberfeld ziemlich groß vor. Sie verteilten sich, aber das Unwetter hatte es geschafft, wahrscheinlich durch den Regen, dass sie ziemlich in eine Richtung lagen, als wollten sie den Hang in Richtung Tal hinabrutschen.
    Köpfe, die keine Haare mehr besaßen. Manche Schädel erlebte ich blank, andere wiederum waren zum Teil noch von Hautfetzen bedeckt. Ich sah die Hände als knochige Klauen, von denen manche gekantet waren und wie zum stummen Gruß aus der Erde hervorragten.
    Hinter mir erreichten auch Suko und Dave Frost das Ziel. Sie blieben stehen, ich hörte Frosts heftigen Atem und drehte langsam den Kopf, um ihn anschauen zu können.
    »Das also ist Ihr kleiner Privatfriedhof.«
    »Siehst du ja.«
    »Sind das sämtliche Leichen?«
    »Ich glaube schon.«
    Suko schob sich an mir vorbei. Er ging bis zu einer Eiche, die von einem Blitzeinschlag gespalten war und trotzdem noch mächtig aussah, obwohl eine Hälfte nach vorn gekippt war. Zum Teil lag das Wurzelwerk frei, und in dieses Geflecht waren auch noch zwei Leichen hineingedrückt worden.
    Suko untersuchte sie, ohne sie zu berühren. Ich achtete auf Frost und hörte dann Sukos Kommentar.
    »Es sieht nicht so aus, als wären sie von einem Ghoul besucht worden.«
    »Aber andere schon.«
    »Ich schaue mich mal weiter um.«
    Mein Freund kletterte zwischen den Leichen, den Baumwurzeln und dem lehmigen Boden herum. Er bückte sich immer wieder, um nach Spuren des Ghouls zu suchen, denn auf ihn kam es uns an. Den Toten konnte niemand mehr helfen, wir mussten nur zusehen, dass der Leichenfresser keine neuen Opfer mehr fand.
    »Haben Sie den Ghoul schon gesehen?«, fragte ich.
    »Warum?«
    »Haben Sie oder nicht?«
    Frosts

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