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126 - Luziferas Horror-Maske

126 - Luziferas Horror-Maske

Titel: 126 - Luziferas Horror-Maske Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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dem Ort, andere waren wieder auf den Feldern und Ackern. Ein
Bauer war damit beschäftigt, einen neuen Bewässerungsgraben auszuheben. Kinder
halfen mit, Steine aufzusammeln. Niemand sprach Mendeler an, man ignorierte
ihn. Aber als er an ihnen vorbeilief entgingen ihm nicht die heimlichen Blicke.
    Mendeler erreichte schließlich einen
ausgetretenen, verwilderten Pfad, der von hohem Gras und dornigem Gestrüpp
überwuchert war. Die Toreinfahrt stand weit offen. Das war kein Wunder, denn
die beiden hölzernen Torflügel waren morsch und verwittert. Eine Hälfte lehnte
gegen die raue, grobgemauerte Wand, die andere Hälfte bestand nur noch aus dem
klapprigen Rahmen, in dem ein paar morsche, von der Sonne ausgedörrte Bretter
hingen. Mit einem einzigen Fußtritt war das ganze Gebilde zum Einsturz zu
bringen.
    Einsturzgefährdet war auch die Mauer, die die
Finca umgab. Die Oberfläche der Steine zerbröckelte zwischen den Fingern, als
Mendeler einen entsprechenden Versuch unternahm. Wilder Wein und Efeu rankten
über die Umgrenzungsmauer. Auch die Wände des Haupthauses, des Nebenhauses und
eines dachlosen Schuppens waren vom Zahn der Zeit angenagt, von Moos, Gras und
Rankengewächsen überwuchert.
    Gepflegt und sauber sahen dagegen die
Blumenkästen an den winzigen Fenstern links und rechts neben der Eingangstür
aus. Dort blühte es rot, gelb und blau, und Bienen summten in den
Blütenkelchen, strichen den gelben Blütenstaub an ihren Hinterbeinen ab, an
denen sich schon dicke Polster gebildet hatten. Der Hof war verhältnismäßig
klein und schattig, ln der Ecke neben dem Schuppen stand ein alter Leiterwagen,
dem die Räder fehlten. Im Schuppen - durch das fehlende Dach Wind und Wetter
ausgesetzt - befanden sich verrostete und verrottete Geräte, halbzerfallene
Kübel, deren Bedeutung Hans Mendeler als Kenner der spanischen Lebensart sofort
etwas sagte. In dieser Finca war einst Olivenöl produziert worden. Aber das lag
sicher lange zurück. So wie das ganze Anwesen auf ihn wirkte, war hier in den
vergangenen fünfzig Jahren mit Sicherheit kein Finger mehr krumm gemacht
worden. Alles war verkommen, und ein Teil des Hofes wurde überhaupt nicht mehr
benutzt, weil dort Unrat lag, Steine und aufgehäufte Erde, als hätte jemand
einen großen Grabhügel errichtet. Rechts neben dem Haus waren primitive Ställe
und ein größeres Freigehege errichtet, die mit großmaschigem Drahtzaun umgeben
waren.
    In dem größeren Gehege, dessen Rückwand die
Mauer des dachlosen Schuppens war, befanden sich drei Ziegen. In den kleineren
pickten vier schmutzig-weiße Hühner und ein Hahn herum. In diesem Käfig gab es
ein Loch in der Rückwand so dass die Hühner bei Regen und in der Nacht einen
offenbar innen abgeteilten Bereich des Schuppens aufsuchen konnten. Aus dem
Schuppen drangen grunzende Geräusche. Die einsam hier oben lebende Frau
versorgte sich nach allen Regeln der Kunst selbst. Innerhalb wie außerhalb der
Umgrenzungsmauer waren kleine Beete angelegt. Verschiedene Salat- und
Gemüsesorten wuchsen darauf. Über und neben der Eingangstür hingen mehrere
Bündel Knoblauchzehen.
    „Abwehr gegen Vampire“, sagte der fremde
Besucher unwillkürlich leise und grinste. „Eine Blutsaugerin ist sie also
nicht. Da kann mir also nicht viel passieren.“
    Die Tür stand offen, und er hörte Geräusche
aus dem Haus. Mendeler klopfte an. Dann streckte er den Kopf ins Hausinnere.
Eine primitive Diele lag vor ihm. Der Boden bestand aus dunkelroten,
gebrochenen Steinplatten. Auf die Diele mündeten zwei Türen. Die eine, die ihm
genau gegenüberlag, wurde aufgerissen. Die kleine alte Frau, die im Dorf nur Luzifera
genannt wurde, stand auf der Schwelle und starrte den unerwarteten Besucher aus
wässrigen Augen an. Um die runzligen, schmalen Lippen zuckte es.
    „Wer sind Sie?“, fragte die Alte rau und kam
furchtlos auf ihn zu. Sie trug eine schwarze Jacke, einen schwarzen Rock,
darüber eine weißschwarz gepunktete, schmuddelige Schürze und ein Kopftuch, das
fest um ihren kleinen Kopf geschlungen war. Darunter hervor drangen dünne,
weiße Haarsträhnen.
    Er nannte seinen Namen.
    „Sie sind Deutscher“, nickte sie. „Und was
wollen Sie hier?“
    Ihr Verhalten verwirrte ihn einigermaßen. Sie
zeterte nicht, schrie ihn nicht an und warf ihn nicht aus dem Haus.
    „Ich möchte mich ein wenig mit Ihnen
unterhalten."
    Sie hob die eisgrauen Augenbrauen, die sich
scharf von ihrer erdbraunen verwitterten Gesichtshaut abhoben.

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