126 - Luziferas Horror-Maske
auf
Larry Brent, der sein Erstaunen kaum verbergen konnte.
„Sie ... fühlen sich wirklich... gut?“,
richtete Larry die Frage an den Hauptwachtmeister.
„Wunderbar ... mein Husten ... aber so etwas
gibt’s doch gar nicht? Er ist... wie ... weggeblasen!“
Larry Brent seufzte. „Bei Kunaritschews
Zigaretten ist man vor Überraschungen nicht sicher, Mister Franzen. Seien Sie
auf der Hut! Jetzt ist’s der Husten, der weg ist... dann kommen die
Schleimhäute dran ... die Kräutermischung dieses Machorkas hat’s in sich ...
Als Kautabak benutzt, frisst sie sogar Löcher ins Oberleder der Schuhe, wenn
man versehentlich darauf spuckt...“
●
Hans Mendeler stürzte in den staubigen Hof. „Aufhören! Sie sind wahnsinnig!“, brüllte der
völlig verwirrte Mann. Sein Ford sah aus, als wäre er in eine Schredderanlage
geraten. Die Kühlerhaube und die Kotflügel waren eingedrückt. Der Wagen ließ
sich nicht mehr manövrieren. Er steckte zu einem Drittel in dem Wrackberg drin.
Der Motor röhrte und mahlte wie eine alte Mühle, und aus dem Kühler spritzte
dampfend heißes Wasser.
Pedro Molino lag zusammengesunken hinter dem
Lenkrad und rührte sich nicht mehr. Die Frontscheibe war zersplittert und Kopf
Schultern und Vordersitze waren mit Scherben übersät. Mendeler hatte Mühe, die
Tür zur Fahrerseite aufzuziehen. Sie war verzogen und klemmte. Dann schaffte er
es. Als Erstes drehte er den Zündschlüssel und packte dann den Spanier, um ihn
aus dem Wagen zu ziehen.
Juanita kam mit langen Schritten aus dem
Wohnhaus gelaufen und erreichte ihn außer Atem.
„Pedro! Um Himmels willen ... er wird doch
nicht..."
„Er ist nicht tot. Nur bewusstlos. Er hat ein
paar Kratzer abbekommen“, erkannte Mendeler auf den ersten Blick, als er den
Mechaniker in den Staub legte. Auf Pedro Molinos Gesicht zeigten sich einige
blutige Kratzer. Der Mann atmete kurz und abgehackt.
„Er hat mein Auto zu Schrott gefahren“, stieß
Mendeler wütend hervor.
„Pedro ... es geht erst mal um Pedro!“ Seine
Schwester tupfte ihm das Blut von Stirn und Wangen.
„Er hat es selbst verursacht. Er bräuchte
sich nicht in diesem Zustand zu befinden. Ich verstehe nicht, weshalb er so
etwas getan hat. Du hättest mich warnen sollen ... Ich wusste nicht, dass dein
Bruder geisteskrank ist und von Fall zu Fall offenbar einen Tobsuchtsanfall
bekommt.“
„Nein, du irrst“, wisperte sie aufgeregt, und
Tränen schimmerten in ihren dunklen Augen. „Er hat es bestimmt nicht gewollt. .. bestimmt nicht..."
Mendeler winkte ab. „Damit ist mir jetzt auch
nicht geholfen, Juanita. Der Wagen ist hin. Den kriegt niemand mehr so schnell
in Ordnung. Womit komme ich jetzt weiter? Ich sitze hier in diesem
weltabgeschiedenen Nest fest und ...“ Da fiel es ihm plötzlich wie Schuppen von
den Augen, und seine Hände ballten sich zu Fäusten. Er wirkte bedrohlich. „Das
ist... Absicht... verdammt noch mal, ich weiß nicht, was mit euch los ist. Ihr
wollt mich hierbehalten?! Ohne fahrbaren Untersatz hänge ich doch hier fest.
Versucht ihr auf diese Weise ein paar tausend Pesetas in eure Kassen zu
bekommen?" Er redete sich in Rage und musste sich zwingen, seinen Zorn
unter Kontrolle zu halten.
Er sah das liebliche, zarte Gesicht mit den
sanften Rehaugen vor sich, und seine Vorwürfe kamen ihm plötzlich absurd vor.
Er wollte plötzlich nicht mehr daran glauben, dass dies ein abgekartetes Spiel
war, dass sich die Molino-Geschwister hier Mafiamethoden bedienten, die in
Italien an der Tagesordnung waren. Er erinnerte sich an einen Urlaub in
Sizilien. Da waren Tausende von Touristen gezwungen worden, in den Urlaubsorten
zu bleiben, weil die Angestellten des Fährdienstes sich wenige Minuten vor der
Abfahrt zu einem unbefristeten Streik entschlossen. Das war eine Mafiamethode. die
den Lokalen und Beherbergungsstätten an jenem Ort einige Tage lang noch
großzügige Zusatzeinnahmen verschaffte . Im Kleinen war
dies sicher durch den einen oder anderen Trick auch im entlegenen spanischen
Elmusio möglich.
Aber dann hielt Hans Mendeler sich wieder vor
Augen, zu welcher Methode Pedro Molino gegriffen hatte. Was hatte er davon,
wenn er sich körperlich an den Rand des Todes brachte?
„Es ist anders“, sagte da Juanita mit leiser,
kaum hörbarer Stimme, und sie schien genau zu ahnen, was in dem Moment in
seinem Kopf vorging. „Er wusste nicht, was er tat... aber - er ist auch nicht
krank. Die Hexe ... es ist der Einfluss der Hexe ..."
Da war es wieder.
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