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126 - Luziferas Horror-Maske

126 - Luziferas Horror-Maske

Titel: 126 - Luziferas Horror-Maske Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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Motive darauf sich
kaum noch erkennen ließen.
    Der Raum war dunkel. Durch die winzigen
Fenster drang nur wenig Licht. Von der Wohnküche aus führten zwei weitere Türen
in andere Räume. Beide Türen waren verschlossen.
    „Ich kann Ihnen Wein anbieten oder den Saft
einer ausgepressten Orange“, machte sie sich unvermittelt bemerkbar.
    „Saft, porfavour...“, antwortete Mendeler
schnell. Da konnte er zusehen,
    wie dieser ausgepresst wurde. Der Gedanke,
dem Wein könne etwas hinzugefügt sein, kam ihm plötzlich. So ganz wohl fühlte
er sich in den Räumen der alten Finca mit den niedrigen Decken und den
gekalkten Wänden nicht.
    Er erfuhr mehr über die Herkunft jener Frau,
die ihm bisher noch nicht ihren Namen genannt hatte, und die er im Stillen nur Luzifera
nannte. Mit wenigen Worten war er eingeweiht, dass ihr Vater während eines
Aufenthaltes auf der Baleareninsel Mallorca seine Frau kennenlernte. Die war
wegen ihres schlechten Gesundheitszustandes dort, den das milde Klima bessern
sollte.
    „Sie war damals neunzehn, er einundzwanzig.
Sie sahen sich und verliebten sich ineinander. Meine Mutter kehrte gar nicht
mehr nach Deutschland zurück. Mein Vater holte sie nach ihrer Genesung. Mit der
Fähre ging’s nach Barcelona, und von da aus dann noch mit Pferd und Kutsche
tief in den Süden dieses großen Landes. Die Finca befand sich noch im Besitz
des Vaters meines Vaters, der sie zehn Jahre später an ihn abgab. Ich wurde ein
Jahr nach der Eheschließung geboren. Ich bin jetzt vierundneunzig Jahre alt...
Jeden Tag, den ich noch lebe, sollten die Menschen in Elmusio mit Dankbarkeit
begehen ... Und was tun sie stattdessen? Sie verfluchen und verdammen mich.“
Sie seufzte und reichte Mendeler das Glas mit dem frischen Saft. Die Alte hatte
einen Teil ihrer Ausführungen in Deutsch gesprochen.
    Mendeler betrachtete die vergilbten Fotos und
Kohlezeichnungen. Sie stellten in erster Linie Menschen aus dem vorigen
Jahrhundert und das Leben und die Arbeit in der Ölmühle und der Finca dar. Die
fremden Gesichter sagten ihm nichts. Er musste sich jedoch im Stillen gestehen,
dass diese Bilder ihn auf merkwürdige Weise in Bann zogen. Und er spürte noch
mehr. Etwas Fremdes, das von ihm Besitz zu ergreifen drohte. Er konnte sich die
Stimmung, in die er geriet, nicht genau erklären. Sein Blickfeld war eingeengt,
und er hörte das Blut in den Ohren rauschen. Im Raum war etwas anwesend, das er
geradezu körperlich spürte. Er fror plötzlich, und eine unglaubliche Wut packte
ihn. Diese Wut bezog sich auf die Person der Alten.
    Deutlich stiegen Bilder vor seinem geistigen
Auge auf. Er sah zuerst das Gesicht des Mannes vor sich, den er nach seiner
Ankunft in Elmusio angesprochen und der ihn vor der Hexe gewarnt hatte. Dann
andere Gesichter ... Das Antlitz der Menschen, die sich abwendeten oder
schimpfend in ihren Häusern verschwanden, als die Alte am Ende der Straße auftauchte,
um furchtlos ihren Morgenspaziergang zu unternehmen. Mit stoischer Gelassenheit
ging sie durch die Straßen. Sie sagte nichts und ließ die Beschimpfungen
schweigend über sich ergehen. Mendeler konnte sich den Grund ihrer
Selbstsicherheit denken. Niemand wagte, sie direkt anzugreifen.
    Sie war gewissermaßen eine Ausgestoßene, eine
Unberührbare ... Schließlich war sie eine Hexe, die den bösen Blick hatte und
deren Nähe man tunlichst mied. Die Ereignisse im Hof der Molinos folgten als
Nächstes. Der Tobsuchtsanfall Pedro Molinos, der zum Totalausfall seines
Fahrzeuges führte. Hans Mendeler knirschte plötzlich mit den Zähnen. Er sah
sein Spiegelbild im Glas der vor ihm aufgereihten Bildergalerie. Er musste die
Menschen von dieser furchtbaren Frau befreien. Sie standen alle unter Angst und
litten Qualen. Pedro, seine hübsche Schwester Juanita ... sie alle hassten die
Hexe. Und auch er hasste sie.
    Hans Mendeler wirbelte blitzartig herum.
Seine Rechte kam wie ein Rammbock nach vorn und krachte voll auf die Brust der
alten, schwächlichen Frau. Sie flog zurück, als hätte sie ein Pferdehuf
getroffen. Luzifera gab einen Schrei von sich und ruderte wild mit den Armen in
der Luft herum, als wollte sie ihre Körperbewegung stabilisieren.
    „ Was tun Sie da? Narr!", kreischte sie
schrill. „Sie wissen nicht, was Sie anrichten... “
    Das waren ihre letzten Worte. Mit voller
Wucht flog sie gegen den eisernen Ofen. Durch den Aufprall verrutschte er, und
scheppernd wurde das schwarze Rohr herausgerissen. Die alte Frau hatte bereits
den Boden unter

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