126 - Luziferas Horror-Maske
denn
tun?“, stammelte er. „Ich kann doch meine ... Gäste... nicht einfach
hinauswerfen? Die werden - nie wiederkommen.“
„Wenn Sie sich eine schlaue Ausrede einfallen
lassen, ganz bestimmt. Aber wenn sie erst mal tot sind, mit Sicherheit nicht
mehr.“
Schelcher schluckte trocken, nickte und
wollte etwas sagen. Aber seine Stimme versagte ihm den Dienst.
„Ich mache Ihnen einen Vorschlag“, wandte
sich Larry Brent da an den verwirrten Mann. „Hören Sie mir gut zu ...“ Und er
erklärte, welche Möglichkeit Schelcher hatte, seine Gäste so schnell wie
möglich loszuwerden und sich mit hoher Wahrscheinlichkeit doch ihre Sympathien
zu erhalten. „Bis Mitternacht sollte das Gasthaus spätestens geräumt sein“,
schloss X- RAY-3 seine Ausführungen. „Und ich schlage auch vor, dass Sie Ihre
Familie irgendwo im Ort in Sicherheit bringen. Sie werden wahrscheinlich in der
Nähe Verwandte, Freunde oder Bekannte haben, bei denen Sie Unterschlupf für
eine Nacht finden können.“
„Das ist überhaupt kein Problem.“ Schelchers
Stimme klang noch leise und bedrückt. „Und was werden - Sie machen?“
„Hier bleiben“, entgegnete Brent.
Schelchers Blick wechselte zwischen der
abgedeckten, verkohlten Leiche und Brent und Kunaritschew. „Aber wenn die
Gefahr so groß geworden ist... wenn Sie den Tod des Polizisten für so etwas wie
ein Vorspiel halten, dann sind Sie beide doch erst recht gefährdet. Was Franzen
passierte, kann sich doch ... auch bei Ihnen wiederholen.“
„Richtig, Towarischtsch“, entgegnete
Kunaritschew. „Aber dieses Risiko müssen wir eingehen. in der Hoffnung, dem
unheimlichen Geschehen auf die Spur zu kommen.“
●
Erhard Schelcher eilte - noch immer von Grauen und Ungewissheit erfüllt - ins Haus zurück. Er
hatte einen schweren Weg vor sich, wusste aber, dass er ihn gehen musste. Das
konnte ihm niemand abnehmen. Als Erstes teilte er der Küche mit, ab sofort
keine Bestellungen mehr auszufuhren. Der Koch und die Küchenhilfe sahen ihn an.
als hätte er den Verstand verloren. „Fragt jetzt nicht“, sagte er heiser. „Ich
werde euch alles später erklären.“ Er zog seine Familie ins Vertrauen. „Ihr
müsst mir jetzt alle helfen. Ich brauche Gutscheine ...“
„Gutscheine?“, wunderte sich seine Frau.
„Wofür?“
„Für unsere Gäste. Wir geben keine Essen mehr
aus und nehmen keine Bestellungen mehr entgegen.“ Seine Mutter, seine Frau und
Evelyn, seine Tochter, starrten ihn ungläubig an. Da erklärte er es ihnen.
Helena Schelcher, die Seniorin, wirkte sehr erschrocken.
„Du brauchst dir keine Sorgen zu machen,
Mutter“, hakte Erhard Schelcher schnell nach. „Wir biegen das schon hin. Wir
nehmen die Ansichtskarten vom Haus, drücken einen Stempel darauf und schreiben
dazu Ein Gratisessen. Jeder Gast, der heute Abend nicht mehr bedient wird,
erhält eine solche Karte.“
„Nein, mein Sohn“, schüttelte die grauhaarige
alte Dame den Kopf, „das meinte ich nicht... Ich - muss nur plötzlich an etwas
denken ... Als ich ein Kind war ... ich bin off unten in der Schlucht gewesen
... Da habe ich mal gesehen, wie ein Reh vor meinen Augen verbrannte. In heller
Aufregung bin ich nach Hause gelaufen und hab’s erzählt. Aber niemand wollte
mir glauben. Meine Mutter und mein Vater verboten mir von dieser Stunde an, die
Schlucht aufzusuchen. Sie erklärten mir nicht, warum. Meine jüngere Schwester
war ein richtiges Biest, viel lebhafter als ich und auch viel frecher. Sie band
den Kühen die Schwänze zusammen, versteckte sich stundenlang im Heuschober und
freute sich, wenn verzweifelt nach ihr gerufen und gesucht wurde, und hatte
auch keinen Respekt vor Vaters Verboten. Sie ging immer wieder in die Schlucht,
obwohl - wie man im Ort erzählte - dieser Ort verhext wäre. Viele Jahre vorher
wäre eine alte Frau auf der Flucht vor einem sogenannten Hexenjäger in die
Schlucht geraten und hätte sich dort versteckt. Diese Frau soll angeblich für
viele Krankheits- und Todesfälle bei Mensch und Tier in der näheren Umgebung
verantwortlich gewesen sein. Der Hexenjäger tauchte nie wieder auf; und es ging
das Gerücht um, dass die Hexe ihn getötet hätte ...“
„Hast du diese Geschichte auch den beiden
Männer erzählt?“, fragte Erhard Schelcher.
„Andeutungsweise ja... Es kam mir komisch
vor, Einzelheiten zu berichten. Du weißt, man wird leicht für dumm oder
verrückt gehalten oder als verkalkt hingestellt, wenn man solche Dinge von sich
gibt. Das
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