126 - Luziferas Horror-Maske
er bis zum Magen hinab verfolgen konnte,
taten ihm gut. Rickert nahm den Hörer ab, das Freizeichen ertönte. Er wählte
die Nummer seiner Wohnung in Malaga. Anita musste um diese Zeit im Haus sein.
Nach dem dritten Läuten hob sie ab. Er war floh, ihre Stimme zu hören.
„Was immer ich dir zu sagen habe“, sprudelte
es aus ihm heraus, nachdem er sich gemeldet hatte, „es ist die Wahrheit! Ich
brauche Hilfe ... Ich kann unmöglich alles erzählen, was sich hier ereignet
hat. Ich weiß nicht, wie lange ich sprechen kann. Ich werde das Gefühl nicht
los, dass man mich beobachtet und verfolgt. In der Finca haust wirklich eine
Hexe! Sie hat unglaubliche Kraft. Alle hier in Elmusio fürchten sich ... Anita,
halte mich bitte nicht für verrückt, ich weiß noch genau, was ich sage ... Setz
dich umgehend mit der Polizei in Verbindung ... Die Hexe, Luzifera wird sie
genannt, hat Macht über Menschen, Tiere... über tote Materie. Ich komme allein
nicht mehr von hier weg. Sie hat meinen Wagen unbrauchbar gemacht. Ich werde
von hier verschwinden, Richtung Tal laufen, an der Zufahrtsstraße warten. Die
Polizei soll kommen, so schnell wie möglich, und ...“
Plötzlich unterbrach er sich. Die Leitung, in
die er redete und in der er eben noch das aufgeregte, schnelle Atmen seiner
Lebenspartnerin vernommen hatte, wirkte mit einem Mal - wie tot!
„Anita! Hallo? Kannst du mich noch hören?“
Es erfolgte keine Antwort. Rickert schüttelte
den Telefonhörer, klopfte heftig dagegen und brüllte lautstark ins Mikrofon.
Dann glitt sein Blick an der schwarzen Schnur entlang, die in die Wand führte.
Das Kabel hing lose auf seinen Schuhspitzen. Es war - durchgefressen!
Auf dem Boden wimmelte es rings um ihn von
Ratten! Sie kamen unter dem offenen Tresen vor. Unter den Regalen und aus den
Hinterzimmern huschten sie heran und zwar lautlos, während er telefonierte.
Auch jetzt kamen immer noch welche, glitten geschmeidig aus ihren Verstecken
und füllten den Raum. In den kaltglitzernden Augen der Tiere spiegelte sich
sein verkleinertes Abbild ...
●
Larry Brent und Iwan Kunaritschew hassten das
Untätigsein. Die Mission, für die X-RAY-1 sie abgestellt hatte, behagte ihnen
nicht so recht. Sie waren es gewohnt, knallhart einzusteigen, wo Not am Mann
war. Aber manchmal ging es nicht ohne eine aufmerksame Beobachtungsphase. Hier
war sie geradezu lebensnotwendig, wie sich durch das Geschehen an dem
unglücklichen Polizisten herausgestellt hatte. Der Vorgang, den Karl-Friedrich
Franzen beobachtet hatte, interessierte sie. Als Spezialisten einer einmaligen
Superorganisation würden sie sich nicht damit zufrieden geben, nur das
Erscheinen des Spukhauses zu registrieren und auf Film festzuhalten. Einer von
ihnen - das Los war auf Kunaritschew gefallen - sollte auf alle Fälle den
Versuch unternehmen, in das Gebäude einzudringen und sich einen Eindruck von
seinem wahren Aussehen und Zustand verschaffen.
„Ich glaube, Towarischtsch, jetzt bin ich
dran“, sagte Iwan Kunaritschew in diesem Moment. Worauf sie die ganze Zeit
gewartet hatten, trat ein. Zwischen den schwarzen Stämmen schien sich die Luft
zu verdichten. Schemenhaft wurden die Umrisse einer Hütte erkennbar, deren
strohgedecktes Dach bis tief auf den Boden reichte. Links davon schloss sich
eine hölzerne Veranda an. Iwan und Larry standen nur etwa zehn Schritte von dem
Ereignis entfernt. Entgegen ihrer ersten Absicht, getrennte Beobachtungsplätze
einzunehmen, wollten sie zusammen die Vorgänge abwarten. Beide waren mit
Gegenständen ausgerüstet, die ihnen im Kampf gegen die finsteren Mächte helfen
sollten, von denen sie jedoch nicht wussten, ob diese hier überhaupt eine
Wirkung zeigten. Jeder von ihnen trug ein von den PSA-Okkultforschern
entwickeltes Amulett und jeder hatte ein kleines Kruzifix dabei. In erster
Linie verließen sie sich aber auf ihre Intelligenz, ihre Geschicklichkeit und
ihre Fäuste, wenn ein Gegner greifbar war. Wie es hier sein würde, wusste noch
keiner von ihnen. Die unsichtbare Kraft, die im Boden vor der Hütte lauerte und
als Feuerphänomen Karl-Friedrich Franzen zugrunde gerichtet hatte, konnte
vielleicht jederzeit auch in einer anderen Form aktiv und damit für sie beide
gefährlich werden.
Vielleicht äußerte sich die Kraft nun im
Werden des Spukhauses. Dort, wo zwischen den Bäumen ein leerer Raum gegähnt
hatte, befand sich nun das düstere Haus. Still und unheimlich wirkte es
zwischen den Stämmen in der Dunkelheit und schien
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