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1261 - Blut aus dem Jenseits

1261 - Blut aus dem Jenseits

Titel: 1261 - Blut aus dem Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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noch, wenn man tief in die Erde hineingrub und nach dem Ausschau hielt, was die alten Römer oder Griechen hinterlassen hatten, die ein bestimmtes Idealbild von einem Menschen gehabt hatten.
    Von einer Frau ebenso wie von einem Mann.
    Suko verfolgte den gleichen Gedanken wie ich. »So sahen Statuen aus«, meinte er.
    »Richtig. Aber ich sage dir auch, dass er hier keine Statue ist. Sonst wäre die Lanzenspitze nicht durch seinen Körper gedrungen. Außerdem ist die Haut nicht hart wie Stein. Ich habe eher das Gefühl, als bestünde sie aus einer dünnen Porzellanschicht.«
    Da konnte Suko nicht widersprechen. Er fragte nur: »Welcher Mensch besteht schon aus Porzellan?«
    »Mensch?«
    »Er muss zumindest mal so etwas wie ein Mensch gewesen sein, finde ich.«
    Da baute sich wirklich eine große Frage auf, deren Antwort schwer zu finden war. Auch unser Freund Chief Inspector Tanner konnte uns dabei nicht helfen. Er stand schweigend neben uns und wirkte wie der Regisseur einer Filmszene, in der die Akteure sich nur aufgestellt hatten, sich aber noch nicht bewegten.
    Über den Begriff Mensch dachte ich noch etwas näher nach. Mein Blick glitt an dem Toten vorbei, und ich sah das, was auch Tanner aufgefallen war. Die Gestalt besaß keine Geschlechtsmerkmale.
    Sie war neutral und wieder zogen meine Gedanken Kreise.
    Der Hermaphrodit kam nicht in Frage. Ein normaler Mensch lag ebenfalls nicht vor uns. Es musste noch eine dritte Möglichkeit geben, und über die zerbrach ich mir den Kopf.
    Dann hatte ich die Lösung herausgefunden.
    Ja, es gab sie. Auch wenn ich sie nur als theoretisch einstufen konnte, aber sie wollte mir nicht aus dem Kopf. Es stand plötzlich so klar vor meinen Augen.
    Das hier war ein Engel!
    Ein toter Engel. Und auch kein feinstoffliches Wesen, sondern ein Engel der besonderen Art, in dessen Körper sich sogar eine Flüssigkeit befand, die sich am Wundrand abgesetzt hatte.
    Als mir dieser Gedanke kam und sich auch in mir festsetzte, kroch ein leichter Schauer über meinen Körper und ließ auch das Gesicht nicht aus.
    »Was ist mit dir?« flüsterte mir Suko zu.
    Ich hob die Schultern und erwiderte: »Ich kann es dir nicht genau sagen, aber es könnte noch eine dritte Möglichkeit geben. Dass wir es hier mit einem toten Engel zu tun haben.«
    Suko schwieg. Er dachte über meine Ausführung nach, die auch Tanner gehört hatte. Er hielt sich allerdings mit einer Bemerkung zurück, hob nur die Augenbrauen. Er war sowieso in den letzten beiden Minuten sehr schweigsam geworden. Etwas, das nicht zu ihm passte, doch er kannte uns, und er wusste auch, dass es verdammt viele Dinge gab, die man sich nicht so einfach erklären konnte.
    Das hatte er in den vergangenen Jahren gelernt.
    Suko meldete sich nach einem tiefen Atemzug zu Wort. »Solltest du Recht haben, John, dann ist diese Gestalt ein Engel der besonderen Art. Eben nicht so wie wir ihn kennen.«
    »Auch das stimmt. Nicht feinstofflich. Wir sehen keine Flügel, wir schauen einfach nur auf einen Toten, dessen Körper nicht so ist, wie er sein sollte.«
    »Er hat sehr blasse Augen«, bemerkte Tanner. »Oder überhaupt keine Farbe in den Augen.« Er knetete seine Hutkrempe. »Muss ich jetzt fragen, ob es Engel gibt?«
    »Das weißt du doch.«
    »Ja, aus früheren Fällen. Aber so etwas wie hier ist mir auch noch nicht untergekommen.«
    Das stimmte, und damit hatten auch wir Probleme. Ich wusste auch nicht, was wir mit dieser Gestalt anfangen sollten. Sie untersuchen lassen, das war schon okay. Sie einfach begraben wie einen normalen Menschen? Davor schreckte ich irgendwie zurück. Obwohl dieses Neutrum nicht mehr lebte, war ich der Meinung, dass es ein Geheimnis gab, das in ihm steckte. Ich konnte mir auch nicht vorstellen, dass dieser Engel - sollte er tatsächlich einer sein - so zu sehen war wie die positiven Engel, denen wir schon begegnet waren. Er musste sich schuldig gemacht haben. Er war unter Umständen gejagt worden. Man hasste ihn so stark, dass man ihn getötet hatte.
    Er war allein gewesen. Nur glaubte ich nicht, dass er einfach nur allein agiert hatte und so unterwegs gewesen war. Für mich steckte einfach mehr dahinter, und eben dieses Mehr wollte ich herausfinden. Reden konnte er nicht mehr. Also würde ich auf Fragen keine Antworten erhalten, aber ich konnte es auf eine andere Art und Weise versuchen, in dem ich einen Test durchführte.
    Ich wandte mich an Suko und zugleich auch an Tanner. »Ich möchte wissen, ob es sich um jemanden

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