1262 - Schule der Helden
gekennzeichnet waren. Zwischendurch waren auch plastische Schaumodelle von ganzen Planetensystemen zu sehen, die mehrere Planetoidengürtel auf wiesen, die nicht selten gegeneinander verschränkt waren und recht ungewöhnliche und geradezu exzentrische Umlaufbahnen aufwiesen.
Sheela brauchte nicht erst nachzufragen, um zu wissen, daß es sich dabei um die Elysischen Ringe von Erendyra handelte. Jedes Kind auf Terra kannte dieses Wunder von ESTARTU.
In einem anderen Raum war nur eine einzelne Montur ausgestellt. Sie stand auf einem Sockel in der Mitte des Raumes und wurde durch irgendwelche unsichtbare Energiefelder in der Schwebe gehalten und ausgefüllt.
Es handelte sich dabei um eine einteilige, silberfarbene Kombination mit hochgeschlossenem Kragen. Die Beine steckten in schwarzen Stiefeln, die Mitte wurde von einem breiten schwarzen Gürtel umschlossen, dessen silberne Schnalle die Form eines dreigeteilten gleichschenkligen Dreiecks hatte: Das Hoheitszeichen von ESTARTU, Symbol für den 3. Weg.
Dieser Anzug wies keine Besonderheiten auf, und Sheela fragte sich, warum er wohl ausgestellt sei. Aber so genau wollte sie es auch wieder nicht wissen, um sich an den Artgenossen von Stalker zu wenden, der bewegungslos wie ein Standbild daneben stand.
Sheela ging weiter, bog in einen Seitengang ab und kam zu einer Tür, die ihre Neugierde erweckte, weil sie als einzige geschlossen war.
Die Tür war doppelt mannshoch, hatte zwei Flügel und eine antike Klinke. Sheela lächelte über diese Spielerei. Sie ging zu der Tür, versuchte sich an der Klinke und erschrak förmlich, als die Tür nach innen aufschwang. Der Raum dahinter lag im Halbdunkel, und eine tiefe, wohltimbrierte Stimme war zu hören.
Sheela faßte nach, um die Tür rasch wieder zu schließen. Aber da stand sie auch schon in dem relativ kleinen Vortragssaal. Die Tür schwang zu und schloß sich mit einem kaum hörbaren Seufzer. Um nicht weiter zu stören, ließ sich Sheela auf einen Sitz der letzten Reihe nieder. Sie war erleichtert, daß sich kein Kopf aus den vorderen Reihen nach ihr umwandte und auch der Vortragende keinerlei Notiz von ihr nahm.
Der vordere Teil des Raumes mit geschätzten zwanzig Reihen wurde von einer Art Bühne eingenommen, die von unsichtbaren Lichtquellen erhellt wurde. Dieses Licht warf keine Schatten, und es verwischte die Konturen wie ein Weichzeichner, dennoch war das Geschehen auf der Bühne deutlich zu erkennen.
Dort stand Stalker. Sheela erkannte ihn an seinem Animateur, der ihm auf der rechten Schulter hockte und keck in die Zuschauerreihen blickte, und an dem skelettartigen Rückentornister. Keiner seiner Artgenossen hatte ein solches Gerät.
Links von Stalker saß einer seiner Artgenossen im Fakirsitz.
Obwohl sich Sheela nicht vorstellen konnte, daß ihr Stalker etwas zu sagen hatte, war sie kurz darauf sofort von seinem Vortrag gefangen. Er referierte gerade über die Einrichtungen der ersten Upanishad-Schule Tschomolungma. Sheela wußte inzwischen, daß die Schloßräumlichkeiten nur Repräsentationszwecken dienten und hier jedermann willkommen war, ob er ein Upanishad-Aspirant war oder nur Neugieriger.
Es gab aber auch zehn Tiefengeschosse, die in das Felsgestein des Mount Everest gegraben worden waren, die einzig den Shada, also den Upanishad-Schülern, vorbehalten waren.
Im ersten Tiefengeschoß, dem obersten, befanden sich die Unterkünfte für die Shada. In den Geschossen zwei bis sechs waren die Freizeiträume mit Mikro- und Holothek, die Kantine, hydroponische Gärten, Sauna, Schwimmbad und so weiter untergebracht - den Shada mangelte es an keinen Möglichkeiten, sich während ihrer Kasernierung geistig und körperlich fit zu halten.
Die Tiefengeschosse sieben bis neun gehörten den Trainings- und Meditationsräumen, wo der Shad theoretischen und praktischen Unterricht bekam.
Im letzten, dem zehnten Tiefengeschoß befand sich sozusagen das Allerheiligste. Zum einen gab es hier die Arena mit den Zuschauerrängen, wo die Shada ihre Leistungen demonstrieren konnten. Es gab, laut Stalker, eine Reihe von Simulatoren, mit denen man alle nur erdenklichen Umweltbedingungen realistisch nachvollziehen konnte. Zum anderen gab es hier aber auch den Dashid-Raum, und Stalker sprach den Namen mit besonderer Ehrfurcht aus. Es wurde auch sofort klar, warum, denn im Dashid erhielt der Shad seine erste Upanishad-Weihe, nachdem er die ersten drei von den zehn Schritten seiner Ausbildung hinter sich gebracht hatte.
„Dann
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