1262 - Schule der Helden
erst ist der Shad reif, den Sh' ant anzulegen, ihn mit seinem Geist - seinem neugewonnenen Charisma - zu lenken und seine Fähigkeiten zu nützen", erklärte Stalker mit hypnotisierender Stimme, der sich nicht einmal Sheela entziehen konnte. Eine andere Erklärung als Hypnose fand sie auch nicht dafür, daß sie sich Stalkers Vortrag anhörte, der für sie ohne jeglichen Nutzen war, weil sie im Traum nicht daran dachte, zu einer Shad zu werden.
Stalker ließ hinter sich ein Holo entstehen, das eine silberne Kombination darstellte, wie Sheela sie in einem der Ausstellungsräume gesehen hatte.
Sheelas Augen hatten sich längst an das Halbdunkel gewöhnt. Sie stellte fest, daß die ersten siebzehn Reihen vollbesetzt waren. An den Silhouetten erkannte sie Ertruser, Aras, Blues, Unither, Überschwere, sogar einen Haluter und jede Menge Terraner von ähnlicher Statur.
Die Reihe vor ihr war bis auf einen Platz leer. Diesen belegte ein breitschultriger Mann mit einer dichten, halbkugelförmigen Haarpracht, einer wahren Löwenmähne, die seinen Kopf wie ein Helm umgab. Seine breiten Schultern glänzten in mattem Leder. Sie beugte sich nach vorne, um etwas von seinem Gesicht zu sehen, aber seine haarige Kopfzier machte das unmöglich. Sie stellte jedoch fest, daß er auf seinem Sitz recht unruhig war und offenbar mit den Händen arbeitete. Gelegentlich senkte er verstohlen den Kopf, als wolle er das Ergebnis seines Hantierens prüfen.
So ging es auch während Stalkers folgenden Ausführungen weiter.
„Wie sieht nun die Ausbildung eines Shad aus?" fragte Stalker in den Zuschauerraum, und es schien Sheela, als sehe er auch sie an. Skorsh reckte von Stalkers linker Schulter sein spitzes Kinn dem Auditorium herausfordernd entgegen. Stalker fuhr fort: „Was lehrt Upanishad? Welcher Methoden bedient sich diese philosophische Lehre, die sich nicht allein mit der Erweiterung des geistigen Horizonts begnügt, sondern auch die Ertüchtigung des Körpers zum Ziel hat?
Es sei vorweggenommen, daß die Upanishad-Lehre keine parapsychischen Fähigkeiten vermittelt und nicht einmal übernatürliche Kräfte verleiht. Upanishad weckt dafür alle potentiellen Fähigkeiten und Kräfte eines Shad, und sie schult sie auf natürliche Weise bis zum höchsten erreichbaren Grad. Upanishad ist die natürlichste Methode, das vorhandene psychische und physische Potential von Körner und Geist zu nutzen.
Wer sich von den Anwärtern mehr erwartet, den verweise ich darauf, daß ihm die Tür jederzeit offen steht und er diesen Raum verlassen kann. Und er sollte es tun!"
Sheela hätte diese Gelegenheit ergreifen sollen, um schleunigst von hier zu verschwinden. Aber sie nutzte diese Chance aus unerfindlichen Gründen nicht. Irgend etwas hielt sie fest.
„Die ersten drei Schritte, die ein Shad auf dem Weg zur Vollkommenheit zurücklegen muß, heißen Char' imchar, Char' gonchar und Sh' ant", führte Stalker weiter aus und hielt die Zuhörer mit seinen dreieckigen Augen im Bann.
„Char' imchar heißt soviel wie ,über das Fleisch hinaus’. Dieser erste Schritt vermittelt alle Techniken für die totale Körperkontrolle. Das heißt, der Shad lernt, seinen Stoffwechsel zu regeln, Schadstoffe effektiver abzusondern, Krankheitsherde zu lokalisieren und auszumerzen, kurzum, ganz bewußt für seine körperliche Gesundheit zu sorgen. Natürlich wird ihn auch gelehrt, wie er sein Nervensystem zu kontrollieren hat und sich unglaublich schnelle Reflexe aneignet. Der Shad wird sein Nervensystem auf eine Weise beherrschen, daß er völlig schmerzunempfindlich wird, wenn er es will. Er kann über einen See aus flüssigem Erz laufen, und er kann sich mit Nadeln Körperwunden zufügen, ohne etwas zu spüren. Diese Körpertechnik kann er mit dem zweiten Schritt perfektionieren.
Char' gonchar bedeutet soviel wie ,über den Geist hinaus’. Der Shad lernt dabei verschiedene Meditationstechniken zur absoluten geistigen Kontrolle seines Ichs, umfangreiche philosophische Unterweisungen dienen unter anderem der Vervollkommnung der Interspektion. Wer diese Art der Selbstbeobachtung beherrscht, der sieht an sich, was ihm noch zur Vervollkommnung seiner Persönlichkeit fehlt, und kann darangehen, diese nach seinem Willen zu formen. In weiterer Folge wird sich der Shad jenes gewisse Etwas aneignen, das man mit dem unzulänglichen Begriff Charisma zu benennen pflegt. Kraft dieses neugewonnenen Selbstverständnisses, seiner neugeformten Persönlichkeit wird der Shad in der
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