1264 - Justines Geisel
ging es mir wieder besser, aber die Gedanken, die mir durch den Kopf glitten, bekam ich jetzt nicht mehr unter Kontrolle.
Ich musste einfach an den vorletzten Fall denken, der uns verdammte Probleme bereitet hatte. Da hatten wir die Sauger gejagt, besondere und auch widerliche Vampirbestien, denen es gelungen war, in eine Dimension der Engel einzudringen. Eigentlich kaum vorstellbar, aber sie hatten es geschafft, denn ihr Plan lief darauf hinaus, Engel zu Vampiren zu machen oder zu irgendwelchen Geschöpfen, die dann sich in einem Stadium zwischen diesen beiden Wesen befanden. Man konnte darüber den Kopf schütteln, aber man konnte es auch bleiben lassen, so wie ich das tat. Es war einfach schlimm und grauenhaft, was ich da erlebt hatte. Das war nicht zu fassen, denn wir hatten in diesem Fall nicht gesiegt, weil es Justine Cavallo gelungen war, den Kopf des letzten Engels zu entführen. Suko und ich hatte es nicht verhindern können. So war der Kopf als Andenken bei ihr geblieben.
Die anderen beiden Engel waren vernichtet, man konnte sie weder als Vampire noch als Engel ansehen. Sie hatten als Zwitter existiert. Man konnte fast sagen, dass der erste Angriff auf die untere Dimension der Engel fehlgeschlagen war, aber Justine Cavallo wäre nicht sie selbst gewesen, hätte sie sich damit zufrieden gegeben.
Und nun hatte sie zugeschlagen und sich Glenda geholt. Ein simpler Plan, aber er war gelungen, verdammt.
Glenda befand sich in der Gewalt der anderen Seite. Da kam sie nicht mehr weg. Nicht aus eigener Kraft. Und Justine wollte mich haben, um sie gegen mich einzutauschen.
Sollte man meinen. Aber ich glaubte daran nicht so recht. Da steckte mehr dahinter.
Suko erschien in der offenen Tür, als ich die Flasche geleert hatte. »Mal abgesehen davon, John, dass es Glenda alles andere als gut geht, glaubst du denn, dass die Dinge so einfach liegen, wie sie sich anhören? Glaubst du das?«
»Nein.«
»Ich auch nicht.«
»Das ist keine einfache Entführungsgeschichte«, erklärte ich. »Da steckt mehr dahinter.« Ich ging einen Schritt zur Seite und schaute gegen das Fenster. »Justine ist nicht dumm, Suko. Sie ist sogar mit allen Wassern gewaschen. Sie zieht ihren Plan durch, davon kannst du ausgehen. Die lässt sich durch nichts aus der Ruhe bringen. Sie will, dass ich komme, aber es wird nicht zu einem Austausch kommen, denn sie verfolgt ein anderes Ziel.«
»Klar, sie will euer beider Blut.«
Ich zuckte die Achseln.
»Nicht?«
»Nein, Suko, das ist mir zu einfach.« Ich ballte die rechte Hand zur Faust. »Justine ist keine normale Blutsaugerin, der es nur darauf ankommt, sich satt zu trinken. Sie tut nichts ohne Plan, und wenn sie hier anruft, dann steckt eine bestimmte Strategie dahinter.«
Suko nickte. »Das denke ich mittlerweile auch. Wie sollen wir reagieren?«
Ich hob nur leicht die Schultern an. »Justine hat von mir gesprochen, von mir allein, verstehst du?«
»Das ist klar.«
»Aber sie weiß auch, dass ich nicht darauf eingehe. Sie hält Trümpfe in der Hinterhand, und ich bin jemand, der ebenfalls nicht so leicht aufgibt und für Rückendeckung sorgt.«
»Mir war sowieso klar, dass ich dich nicht allein fahren lasse, John. Davon kannst du ausgehen.«
»Das ist alles richtig. Sie wird jedoch damit rechnen, dass wir zu zweit kommen. Sie kennt uns schließlich. Und sie wird sich darauf einrichten. Genau aus diesem Grund werden wir dort nicht zu zweit erscheinen. Zumindest offiziell nicht.«
Suko konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. »Das weiß ich. Getrennt marschieren?«
»Ja.«
»Zum Glück kennen wir dieses riesige Abbruchgelände«, meinte Suko.
»Sie steckt in der Halle. Sie hängt an diesem verdammten Fleischerhaken.« Ich wiederholte die Worte mehr für mich selbst. »Verdammt, ich drehe fast durch, wenn ich daran denke.«
»Stell es dir lieber nicht vor.«
»Kannst du dich von dem Gedanken befreien?«, fragte ich.
»Nein«, erwiderte Suko gepresst.
»Und so ergeht es mir auch.«
»Was machen wir?«
»Hinfahren, das ist klar. Nur getrennt. Ich fahre zuerst, und du wirst dich anschleichen. Das heißt, du bleibst als meine Deckung im Hintergrund.«
»Geht klar. Ich werde fast unsichtbar sein. Aber wir können ruhig einen Wagen nehmen. Ich steige nur vorher aus.«
»Okay.«
Suko räusperte sich. »Da wäre noch etwas«, sagte er mit leiserer Stimme. »Ich denke, dass wir Sir James informieren sollten. Er muss wissen, was hier abläuft.«
»Das versteht sich.«
»Soll
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