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1266 - Der Troß des Kriegers

Titel: 1266 - Der Troß des Kriegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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übrigens eine überaus hektische hyperenergetische Aktivität, die allen Raumschiffverkehr ebenso wie die Tätigkeit von konventionellen und Hypersendern im näheren Umkreis der Sonne unterband. Die Zone, die den Störungen der Minimalphase in vollem Unfang unterlag, reichte etwa bis zur Bahn des dritten Planeten. Tekeners LASHAT war auf Nagath, dem zweiten Planeten, abgestürzt, soviel ging aus seinem Notruf hervor. Cepor befand sich zur Zeit in der langen Minimalphase. Solange diese anhielt, konnte ein Versuch zur Rettung Tekeners und seiner Mannschaft nicht unternommen werden. „Du hast recht", sagte Irmina Kotschistowa entschlossen und stand auf. „Untätigkeit führt zu nichts. Da wir aber für Ronald Tekener im Augenblick nichts tun können, kümmern wir uns wenigstens um die Kodex-Moleküle."
    Sie verließ die Kabine und trat hinaus in den Vorraum, von dem aus ein Antigravschacht zu den höhergelegenen Decks führte. Das Labor, das die Mutantin nun aufsuchte, befand sich auf dem zweiten Deck. Kido war ihr gefolgt. Irmina stand eine Zeitlang unschlüssig. Dann wandte sie sich an die allgegenwärtige Seele des Virenschiffs. „Wo waren wir stehengeblieben?" erkundigte sie sich. „Die Rekonstruktion eines mit Phosphor belegten Seitenglieds des Kodex-Peptids war gelungen", antwortete eine sanfte, weiche Frauenstimme. „Du hattest als nächstes einen Versuch zur Synthetisierung der Hauptkette geplant."
    „Richtig", erinnerte sich Irmina. „Es war eine Strukturformel entwikkelt worden, die mir vielversprechend erschien."
    „Das Experiment ist vorbereitet", sagte das Schiff. „Wenn du willst, kennen wir beginnen."
    „Immer nur zu", sagte die Mutantin. „Laß mich den Ablauf sehen."
    Eine Videofläche entstand. Sie zeigte die Formel, die Irmina zusammen mit dem Schiff entwickelt hatte.
    Das Bildfeld eines Positronenmikroskops wurde danebengeblendet. Es zeigte die Experimentierzelle. Ein Gewimmel langgestreckter, zu Ketten organisierter Moleküle wurde sichtbar. Ein paar Minuten vergingen. Dann begann sich in der thermischen Unordnung ein gewisses System zu entwickeln. „Gut so", lobte Irmina. „Ich glaube, wir sind auf dem richtigen Weg."
    Mit den Kodex-Molekülen, die auch Kodex-Peptide genannt wurden, hatte es seine eigene Bewandtnis. Als Irmina Kotschistowa mit der ÄSKULAP im Cepor-System eintraf, hatte sie bald von den Ereignissen auf Cloeron erfahren. Unter dem Einfluß des eisernen Handschuhs, der bald Stalkers Permit, bald die Faust des Kriegers genannt wurde, war Reginald Bull selbst vorübergehend zum Krieger geworden. Es war klar, daß von dem Handschuh eine Wirkung ausging, die das Bewußtsein seines Trägers umformte. Bull hatte sich der Gefahr in letzter Minute erwehren können. Er hatte den Handschuh abgestreift und sich seiner für immer entledigt, indem er ihn in den Gluten der Sonne Cloeron verdampfen ließ. Seitdem war Reginald Bull „der Mann, der die Faust des Kriegers verlor", das Gespött des Jahrmarkts, ein Vogelfreier unter all denen, die an den Mythos des Kriegers glaubten.
    Irmina hatte sich daraufhin Roi Dantons Handschuh auserbeten und an ihm einige Messungen vorgenommen. In der Hülle des eigenartigen Geräts hatte sie einen mit organischen Molekülen erfüllten Hohlraum entdeckt. Die Struktur der Molekülketten wies eine gewisse Verwandtschaft mit der Peptide auf, mit jener Gruppe von Fermenten also, die im menschlichen Magen- und Darmtrakt maßgeblich am Prozeß der Verdauung beteiligt sind. Die Mutantin hatte intuitiv erfaßt, daß es diese Moleküle gewesen sein mußten, die Reginald Bulls Bewußtsein verändert hatten. Sie waren aus dem Handschuh ausgeströmt und von ihm eingeatmet worden. Die Peptide erzeugten progressive Suchtsymptome. Bull hatte die Gefahr gerade noch im letzten Augenblick bannen können. Die Entzugserscheinungen, an denen er noch Tage danach litt, legten beredtes Zeugnis dafür ab, wie nahe er der irreversiblen Sucht gewesen war.
    Viel weiter hatte Irmina ihre Versuche nicht betreiben können. Edym Varuson, der ckatonische Meisterschüler, der sich Roi Danton angeschlossen hatte, weil er vor Cepor zur Leibgarde des Kriegers stoßen wollte, war in ihr Labor eingedrungen und hatte die Herausgabe des Handschuhs gefordert. Er war vom Zorn des Kodextreuen beseelt, daß eine Unwürdige mit der Faust des Kriegers hantiere, die doch nur von dem Auserwählten getragen werden dürfe. Irmina hatte ihm den Handschuh überlassen müssen, sonst hätte der

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