1268 - Shao, der Zombie und wir
ausholte und genau im richtigen Moment die Handkante nach unten sausen ließ. Es war der perfekte Schlag, der auch perfekt traf.
Der Kerl hatte sich noch bewegt, als ihn der Hieb traf und dafür sorgte, dass er schlagartig ins Reich der Träume geschickt wurde. Sein Körper erschlaffte. Er sackte zusammen, Shao fing ihn auf und legte ihn in die Lücke zwischen zwei Kisten zu Boden.
Li bewegte sich nicht. Sie staunte nur und konnte nicht fassen, was hier abgelaufen war. Sie senkte den Kopf, sah den Bewusstlosen und saugte die Luft durch die Nase ein, wobei ihre Augen allmählich größer wurden.
Wieder legte Shao einen Finger auf die Lippen, nur gestattete sie sich diesmal ein leichtes Lächeln und zwinkerte ihrer Leidensgenossin sogar zu.
Sie las die Frage in Lis Augen. Die jungen Frau wollte wissen, wie es weiterging.
Der Wutschrei sorgte dafür, dass Shao keine Antwort mehr geben konnte. Es war ein wilder Ruf, auch einer der Überraschung und des Ärgers. Shao fuhr herum. Mit einem Sprung trennte sie sich von Li, und sie sah den zweiten Typ dicht vor der Tür stehen. Sein schwarzes Haar stand in die Höhe, als wäre Strom hindurch gefahren. Das Gesicht zeigte die Gefühle, die ihn beherrschten. Überraschung und die kalte Wut.
Er schüttelte den Kopf, als wollte er ein Bild wegwischen, das nicht sein durfte.
Und dann griff er an.
Er lief zwei Schritte, und Shao sah, dass er während des Laufens unter sein Hemd griff und mit einer gedankenschnellen Bewegung eine Pistole hervorholte.
Er würde schießen, das stand für sie fest. In diesem Fall setzte er alles auf eine Karte. Da war es ihm auch egal, ob die Frauen überlebten oder nicht.
Shao war schnell, sie musste es sein. Wenn der Typ dazu kam, seine Waffe auf sie zu richten, war es aus.
Und sie schaffte es.
Bevor die Mündung auf sie zielen konnte, hatte sie den Mann erreicht. Er kam zu keiner Gegenwehr. Die harte Handkante fegte gegen ihn, traf seinen Arm, und sie erwischte seine Brust. Er flog zurück, prallte gegen die Tür, und Sabrina setzte nach.
Der Tritt erwischte den Mann an der Brust. Der nächste seinen Kopf, als er zusammensackte, und zu einem dritten Tritt brauchte Shao erst gar nicht anzusetzen. Der Typ hatte genug und blieb bewusstlos auf dem Boden liegen.
Shao ruhte sich auf ihren Erfolgen keineswegs aus. Sie bückte sich und nahm die Waffe an sich. Als sie sich umdrehte, stand Li vor ihr und staunte sie an.
»Was ist?«
Li schüttelte den Kopf. »Wer bist du nur?« fragte sie. »Das war ja wie im Kino.«
»Na ja, nicht ganz. Hier war es echt und keine einstudierte Stuntnummer.«
»Und was geschieht nun?«
Shao hob die Pistole hoch. Es war eine Luger. »Damit kommen wir vielleicht ein Stück weiter. Zumindest wird es die andere Seite nicht mehr so leicht mit uns haben.« Sie drehte sich um. »Mal schauen, ob der andere auch bewaffnet ist.«
Shao durchsuchte ihn. Sie fand keine Schusswaffe, sondern nur einen handlichen Knüppel, einem Schlagstock ähnlich, den er an seinen hinteren Gürtel gebunden hatte.
Sie nahm ihn in die. Hand wie jemand, der ein bestimmtes Gewicht prüfen wollte. »Willst du ihn haben?«
»Weiß nicht. Ich…«
»Bitte.«
Li nickte schließlich und nahm ihn an sich. Dass sie sich dabei nicht wohl fühlte, war ihr schon anzusehen, aber sie steckte ihn in den Gürtel.
»Wie lange werden denn die Typen hier wohl bewusstlos bleiben?« fragte sie leise.
Shao zuckte die Achseln. »Genau kann ich dir das nicht sagen, aber es wird reichen, denke ich.«
»Mein Gott, ich kann dich nur bewundern. Wo… wo… hast du das denn alles gelernt?«
»Das bringt das Leben mit sich. Und natürlich mein Partner. Der hat mir viel beigebracht.«
»Das ist einmalig. Ich verstehe es kaum und…«
»Lass es ruhig, meine Liebe. Es war nur ein kleiner Schritt. Den großen werden wir noch machen müssen.«
Li schaute zur Tür. Sie zitterte dabei. Die Spannung kehrte zurück. Plötzlich schimmerte wieder der Schweiß auf ihrem Gesicht, und sie zwinkerte mit den Augen. Ein paar Mal zuckten die Lippen, aber sie schaffte es nicht, etwas zu sagen.
»Komm jetzt mit, bitte«, drängte Shao.
»Klar.«
Shao nahm ihre Hand. Auch sie wusste, dass die großen Probleme noch auf sie zukommen würden…
***
Die drei Ankömmlinge hatten sich strategisch günstig aufgebaut. Sie bildeten eine lockere Reihe, aber ich wusste auch, dass sie alles andere als locker waren, auch wenn sich ihre Gesichter zu diesem verdammten Lächeln verzogen
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