1268 - Shao, der Zombie und wir
rechte Schulter gelegt. Durch den Stoff war die Hitze der Haut zu spüren, als litte Li unter Fieber.
Shao rechnete sich ungefähr aus, wann sie stehen bleiben musste, um das Feuerzeug anzuknüpfen.
Es passte.
Vier Schritte war sie vorgegangen, dann ratschte wieder das kleine Zündrad des Feuerzeugs, und die Flamme erschien.
Wieder waren Schatten zu sehen, die sich mit der Helligkeit vermischten. Es gab den Wechsel, es gab das Tanzen, es gab die Schattenspiele, die sich nicht nur auf den Boden und die Wände beschränkten, sondern auch nach vorn glitten.
Shao bekam große Augen!
Ja, das Ende des Gangs war erreicht. Endlich. Sie wusste allerdings nicht, ob sie sich darüber freuen sollte, ebenso wie Li, die noch immer sehr dicht hinter ihr stand und mit raunender Stimme fragte:
»Was ist das denn da vorn?«
»Eine Tür.«
»So groß?«
Shao gab keine Antwort. Sie ging jetzt näher auf die Tür zu. Für einen Keller war sie wirklich verdammt groß, und sie bestand sogar aus zwei Hälften, die durch einen Riegel gesichert wurden. Er stand quer, und wer die Tür öffnen wollte, der musste ihn erst zur Seite ziehen.
Der Riegel konnte auch in diesem Fall nicht als normal betrachtet werden. Er war praktisch mit einem Brett zu vergleichen, das die beiden Türhälften festklemmte.
Die Tür sah nach einem Ausgang aus. Oder einem Eingang in eine neue gefährliche Zone. Daran glaubte Shao eher. Und sie konnte sich vorstellen, dass sich jenseits der dicken Tür ein Zentrum befand, in dem sich das Geheimnis dieser eigenen Welt verbarg.
Schon mit einem Blick hatte sie erkannt, dass es kein Problem geben würde, wenn sie den schweren Riegel zur Seite schoben. Aber beide trauten dem Frieden nicht, und sie trat dicht an die große Tür heran, um zu lauschen.
Das Feuerzeug brannte nicht mehr. Beide Frauen waren von Finsternis umfangen.
Shao bückte sich ein wenig und neigte das linke Ohr gegen das Holz Li hielt es nicht mehr aus. »Hörst du was?«
»Sei ruhig.«
»Aber…«
»Pst!«
Endlich hatte Li begriffen. Sie bekam ihre Nervosität in den Griff und wartete ab.
Shao war völlig in sich gekehrt. Wäre sie sichtbar gewesen, hätte Li das Gefühl haben können, eine Hülle vor sich zu sehen, der die menschliche Seele entflohen war.
Sie lauschte angestrengt, und sie zuckte plötzlich zusammen, als sie etwas vernahm.
Ein Geräusch…
Shao konnte zunächst nichts damit anfangen. Sie bewegte ihre Hände, auch ein Zeichen von Aufgeregtheit, aber was da durch das Ohr in ihren Kopf drang, das bildete sie sich nicht ein.
Sie lauschte noch eine Weile, um ganz sicher zu sein, und dann richtete sie sich auf.
Das bemerkte auch Li, die sich nicht mehr zurückhalten konnte. »Was hast du herausgefunden?«, flüsterte sie.
»Dahinter ist jemand.«
»Und?«
»Ich habe ihn gehört, Li, aber er hat nicht gesprochen, sondern schrecklich gestöhnt.«
»Was…?«
»Ja«, flüsterte Shao. »Es war ein Stöhnen.«
»Das will ich hören.«
Sie hatte nichts dagegen, dass Li ebenfalls ihr Ohr gegen die Holztür drückte. Es war immer besser, den Beweis doppelt zu haben.
Li lauschte angestrengt und richtete sich schließlich neben Shao wieder auf.
»Und?«
»Ja, ja, du hast Recht. Da ist was…«
Sie wollte es genau wissen. »Was hast du gehört, Li?«
»Ein… ein… tiefes Stöhnen. Aber nicht schrecklich, sondern irgendwie wohlig. Wie bei einem Menschen, der sich besonders wohl fühlt.« Ihre Stimme klang so, als bekäme sie eine Gänsehaut.
»Genau das ist richtig, Li.«
»Dann ist dort ein Mensch gefangen oder?«
»Nein, das glaube ich nicht.«
»Was kann es dann sein?«
Shao gab die Antwort, auch wenn diese sie nicht befriedigte. Aber es gab keinen anderen Weg. »Das muss nicht unbedingt ein Mensch gewesen sein, Li. Ich kann dir auch nicht sagen, was es ist. Aber ich kann mir gut und gern eine Kreatur vorstellen.«
»Kreatur? Wie meinst du das?«
»Etwas, über das wir uns keine Vorstellungen machen. Das einfach nur schrecklich und fremd ist.«
»Das macht mir Angst, Shao. Ich weiß nicht, aber sollen wir nicht verschwinden?«
»Wäre sinnvoll, aber ich bin ein anderer Typ, Li. Ich habe nie gekniffen, und das werde ich auch jetzt nicht tun. Ich möchte herausfinden, was dort los ist.«
»Nein, das…«
»Li, du kannst zurückbleiben. Es ist nicht leicht, aber bisher haben wir alles überstanden. Außerdem bin ich bewaffnet. Da stehen unsere Chancen besser.«
»Gut«, erwiderte sie stöhnend.
Shao übergab
Weitere Kostenlose Bücher