1268 - Shao, der Zombie und wir
Lokal befinden, kennst du dich dann etwas aus?«
»Nein, nicht hier.«
»Aber weiter oben.«
»Ja, das schon.«
»Dann kommen wir auch dorthin.«
Shao steckte wieder voller Optimismus. Auch die Stiche und Schmerzen im Kopf hatten sich zurückgezogen und waren kaum mehr zu spüren. Es war für sie wichtig, schon mal in eine menschenwürdigere Umgebung zu kommen, um erst mal durchatmen zu können.
Ein Gang besitzt einen Zutritt oder auch zwei, vorausgesetzt, er ist keine Sackgasse. Und das war hier nicht der Fall. Die Frauen hatten bald die zweite Tür erreicht, die ebenfalls aus Holz bestand.
Sie sahen es im Schein der kleinen Feuerzeugflamme.
Shao beging nicht den Fehler, die Tür sofort zu öffnen. Sie war vorsichtig und misstrauisch. Zunächst drückte sie ihren Kopf vor und neigte ihr Ohr an die Tür. Sie verhielt sich so wie in jedem normalen Raum auch, wenn sie davon überzeugt war, dass irgendwo in der Nähe eine Gefahr lauerte.
Sie hörte nichts. Es machte sie irgendwo froh, erhöhte aber zugleich auch die Spannung in ihr, und nach einem Nicken wusste auch Li, dass Shao bereit war, die Tür endgültig zu öffnen.
»Wo könnten wir denn hinkommen?«, flüsterte die junge Chinesin.
»Ich kann es dir nicht sagen. Aber ich stelle mir vor, dass wir in einen Keller gelangen.«
»Das wäre toll.«
Sicherlich dachte Li auch weiter. Vom Keller hoch gehen und eine Welt erreichen, die bewohnt war.
Aus ihr dann fliehen und all den Schrecken hinter sich lassen.
So dachte sie, aber ob es stimmte, stand in den Sternen. Shao drückte auch hier die Klinke nach unten, zitterte noch einen Moment und entspannte sich wieder, als sie die Tür nach innen schieben konnte. Und wieder schaute sie hinein in eine dunkle Welt, in der sich nicht mal Umrisse abmalten.
Aber die Sinne sagten ihr, dass sich vor ihnen etwas verändert hatte. Es war nicht mehr die Leere, die sie in der nahen Vergangenheit erlebt hatten. Das war einfach zu spüren, denn vor ihnen mussten sich Gegenstände befinden, und Shao kam augenblicklich der Gedanke an einen Kellerraum, aber sie dachte auch einen Schritt weiter.
Ein Keller ohne Licht ist selten, und deshalb suchte sie nach dem Schalter.
In der Regel befand er sich rechts der Tür an der Wand, und dort glitt ihre Hand entlang.
Ja, sie hatte Glück!
Es war ein Schalter der alten Art. Man musste ihn noch drehen, was Shao auch tat.
Das Klicken klang wie Musik in ihren Ohren. Sie hoffte nur, dass sie nicht von irgendwelchen Killertypen erwartet wurden. Eine Sekunde später atmete sie auf.
Es gab keinen, der sie erwartete. Aber das Licht unter der Decke - so trübe es auch war - kam ihr vor wie eine strahlende Sonne, die sie aus der Dunkelheit gerissen hatte.
Gewonnen! Zumindest für den Anfang. Sie steckte das Feuerzeug wieder zurück in die Hosentasche, und Shao schloss für einen Moment die Augen, um das Gefühl der Erleichterung ganz allein für sich zu erleben.
Dann drehte sie sich zu Li hin um. Sie lehnte am Türpfosten, sagte kein Wort und schien nicht begreifen zu können, dass die normale Welt sie wiederhatte.
Shao ließ Li etwas Zeit, bevor sie sie ansprach. »Hast du dich umgeschaut?«
»Ich kann es noch nicht glauben.«
»Das denke ich mir. Wir sind in einem Keller. Kennst du ihn?«
Li schaute sich um. Sie schüttelte den Kopf. »Nein, hier bin ich noch nie gewesen, Shao.«
»Gut. Aber es wird einen weiteren Weg geben. Wir müssen uns erst mal umschauen.«
Das Licht war nicht stark, aber es genügte, um auch in die Winkel des ziemlich großen Raumes zu leuchten, der beileibe nicht leer war. Shao und auch Li fielen die zahlreichen Kisten auf, die überall herumstanden.
Sie waren nicht geordnet und wirkten eigentlich wie große Bauklötze, die jemand abgestellt und dann vergessen hatte.
Shao drehte sich zu Li hin um. »Hast du eine Erklärung?«
»Nein, diese Kisten habe ich noch nie in meinem Leben gesehen. Heute zum ersten Mal.«
»Es ist komisch, nicht?«
»Ja, das schon.«
Shao wusste nicht so recht, was sie denken sollte. Sie wollte nicht glauben, dass diese Kisten nichts zu bedeuten hatten. Man stellte sie nicht einfach ab, nur weil man keinen anderen Platz für sie gefunden hatte. Shaos Neugierde war entfacht, und sie brauchte nur einen kleinen Schritt zu gehen, um eine der Kisten zu erreichen. Für einen Moment kam in ihr das Gefühl hoch, Särge vor sich stehen zu haben, aber diesen Eindruck drängte sie schnell wieder zurück.
Mit dem rechten Fuß trat sie
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