Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1269 - Julie

1269 - Julie

Titel: 1269 - Julie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
genau?«
    Sina Franklin rang nach Worten. »Was weiß man schon genau, Mr. Sinclair? Natürlich hätte sie auch in der Nacht das Fenster öffnen können, um aus dem Zimmer zu verschwinden, aber aufgefallen ist uns nichts, das müssen Sie mir glauben.«
    »Klar. Es ist nur ungewöhnlich, dass sie gerade heute so reagiert.«
    Sina tippte mich an. »Ich möchte Sie nicht damit ärgern, Mr. Sinclair, aber könnte es sein, dass das Verschwinden in einem Zusammenhang mit Ihrem Auftauchen steht?«
    »Das schließe ich nicht aus. Sie waren dabei, Mrs. Franklin. Was habe ich getan? Nichts. Ich bin nicht mal dazu gekommen, ihr Fragen zu stellen. Sie hat mich angeschrien, sie hat getobt, und sie wollte, dass ich ihr Zimmer verlasse, was ich auch getan habe. Ich sehe in mir kein Problem, sie möglicherweise schon.«
    »Aber Julie kennt Sie nicht.«
    »Eben.«
    »Und trotzdem wurden Sie angeschrien. Ich begreife das nicht. Was hat Ihr Besuch bei dem Kind ausgelöst?«
    Darauf konnte ich nichts sagen, aber mir gingen Vermutungen durch den Kopf. »Sie kennen Ihren Schützling besser, Sina«, sagte ich und drehte mich dabei um. »Kann es sein, dass Julie vor irgendetwas Angst gehabt hat?«
    »Ja, jedes Kind hat doch Angst.«
    »Ich denke da an bestimmte Dinge. Zum Beispiel vor christlichen Symbolen?«
    Sina Franklin war baff. Sie hielt den Mund zwar offen, doch eine Antwort erhielt ich nicht. Nur eine Frage. »Christliche Symbole? Was meinen Sie genau?«
    »Ich denke da an ein Kreuz.«
    »Nein, nein.« Sie trat einen Schritt zurück. Plötzlich funkelten die braunen Augen. »Wie kommen Sie nur auf derartige Ideen, Mr. Sinclair? Wie kann man vor einem Kreuz Angst haben. Ausgerechnet davor. Ein Kreuz ist der Trostbringer und kein Angstmacher.«
    »In der Regel schon.«
    Sina ließ sich nicht aufhalten. »Und jemand wie Julie -«, sie musste sich räuspern, »- also eine Person, die Engel malt, wird sich doch nicht vor einem Kreuz fürchten.«
    »Das meine ich auch, aber Sie sollten nicht vergessen, was zuletzt aus diesem ersten Engel geworden ist. Ich übertreibe nicht, wenn ich sage, dass man Belial durchaus als ein Monster bezeichnen kann. Ja, aus ihm wurde ein Monster. Da hat bei dem Kind eine Kraft eingegriffen, von der wir noch keine Ahnung haben.«
    Sina Franklin konnte nicht mehr reden. Zunächst schluckte sie nur, dann schüttelte sie den Kopf, und schließlich fuhr sie mit der Hand über ihr Haar. »Ich habe mich bisher nicht mit anderen Kräften beschäftigt. Abgesehen von Gebeten und Kirchgängen. Mein Glaube an die Engel beschränkt sich zudem auf das, was ich in meiner Kindheit und Jugend darüber gehört habe. Deshalb werden Sie bestimmt verstehen, dass ich Ihnen nicht so recht folgen kann.«
    »Das ist mir klar, Mrs. Franklin, aber es gibt immer zwei Seiten im Leben. Eine helle und eine dunkle. Ich sage das nicht nur so dahin. Ich habe die Erfahrung machen müssen.«
    »Das nehme ich Ihnen sogar ab. Sonst hätte Purdy Prentiss Sie mir nicht empfohlen. Aber jetzt sehen Sie mich ratlos. Ich weiß nicht, wie es weitergehen soll.«
    »Das ist ganz einfach.«
    »Ach - und wie?«
    »Wir werden sie suchen. Ich nehme nicht an, dass sie weit sein kann. Sie wird sich in der Nähe aufhalten.«
    »Ja«, gab sie zu, »in den Ort ist sie eigentlich nie allein gegangen.«
    »Sehen Sie? Kann es denn sein, dass sie sich einen besonderen Platz hier draußen ausgesucht hat?«
    »Sie denken an einen Lieblingsort?«
    »Genau.«
    Mrs. Franklin zuckte die Achseln. »Tut mir Leid, auch da kann ich Ihnen nicht helfen. Mir ist davon nichts bekannt. Unsere Schützlinge spielen im Garten. Man findet sie bei den Beeten, auf dem Spielplatz…«
    »Hat sie ein Bike?«
    »Kein eigenes.«
    »Nun ja, ich denke, dass sie zu Fuß unterwegs ist. Da kann sie nicht weit gekommen sein, und deshalb sollten wir hier keine Zeit mehr vertrödeln und uns auf die Suche machen.«
    »Gut, ich bleibe bei Ihnen.«
    Sehr wohl war ihr bei der Antwort nicht. Aber Sina Franklin kannte sich hier in der Gegend aus, und ich wollte nicht allein bei der anbrechenden Dunkelheit umherirren.
    »Wir können sofort los.«
    »Danke.«
    Ich ging aus dem Zimmer, weil ich für ein paar Sekunden allein bleiben wollte. Der Fall, der für mich keiner gewesen war, hatte sich zu einem solchen entwickelt. Er war bisher noch ein Schneeball, aber er würde sich auch leicht in eine Lawine verwandeln können, und das gefiel mir gar nicht…
    ***
    Man hätte sich an der lauen Luft dieses

Weitere Kostenlose Bücher