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1269 - Julie

1269 - Julie

Titel: 1269 - Julie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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und?«
    »Has du ihn irgendwo auf einem Bild gesehen, Julie?«
    Diesmal war sie nicht mehr nur einsilbig, sie schwieg ganz.
    Ich musste mir etwas Neues einfallen lassen, um sie aus der Reserve zu locken. »Du wirst es kaum glauben, aber auch ich kenne den Engel. Ja, ich habe ihn schon gesehen.«
    »Nein!«
    »Doch!«
    »Nein, nein, nein!« Sie schüttelte wild den Kopf. »Niemand hat ihn gesehen, nur ich.«
    »Meinst du, dass ich lüge?«
    »Ja, das meine ich. Du lügst, lügst, lügst…«
    »Ich könnte dir sogar seinen Namen sagen, Julie. Möchtest du ihn hören?«
    Mit diesem Satz hatte ich sie geschockt. Sie blieb zwar sitzen, aber sie veränderte trotzdem ihre Haltung, denn sie war noch in der gleichen Sekünde steif geworden.
    Ich fächerte die Blätter Wiedel auf und ließ die letzte Zeichnung offen liegen.
    »Er heißt Belial…«
    Noch im gleichen Augenblick verwandelte sich das Kind. Julie sprang plötzlich in die Höhe wie von der berühmten Tarantel gebissen. Sie veränderte ihren Gesichtsausdruck, sie fing an zu schreien, sie bewegte sich dabei zu schnell und unkontrolliert und kippte seitlich und nach hinten weg Hätte ich nicht zugegriffen, wäre sie ins Wasser gefallen. Einige Zeichenblätter rutschten mir aus den Händen, wurden aber von Sina Franklin schnell wieder aufgesammelt.
    Ich zog Julie zurück, die jetzt in meinen Armen hing. Wir schauten uns aus kurzer Distanz an, und nun sah ich die Bewegungen in ihren Zügen.
    Sie hatten Gründe, denn Julie zitterte und atmete zudem sehr hektisch.
    Dass der Name bei ihr eine derartige Reaktion ausgelöst hatte, damit hätte ich nicht gerechnet. Ihr Gemütszustand hatte sich wirklich von einer Sekunde auf die andere verändert. Ihre Lippen zitterten, ihr Blick flackerte, und Julie tat mir Leid.
    »Bitte, du musst dich beruhigen, Kind. Keiner will dir etwas tun, keiner.«
    Sie drehte den Kopf, weil sie mich nicht anschauen wollte. Da war es besser, wenn ich sie der Heimleiterin übergab, in deren Arme sie fiel. Sie drückte sich auch fest gegen Sina Franklin, die über ihr Haar strich und mich dabei mit einem von Sorgen umwölkten Gesicht anschaute.
    »Es war der Name, nicht?«
    Ich nickte.
    »Warum?«
    »Ich weiß nicht, wie Belial es geschafft und was er mit ihr getan hat, aber er wird sie irgendwie brauchen. Er hat sich bei ihr eingeschlichen, und es kann sogar sein, dass er sich ihr gezeigt hat.«
    »Wie denn?«
    »Als Engel in einer mehrfachen Gestalt. Zuerst strahlend und schön, weil er ihr Vertrauen gewinnen wollte. Dann immer mehr seinem eigentlichen Aussehen zugewandt, sodass er zum Schluss aussah, wie er wirklich ist. Ein böses, grauenvolles und auch widerliches Wesen. Vergessen Sie nicht, dass er der Engel der Lügen ist. Wie er sich zunächst zeigte, war alles eine Lüge.«
    Sina Franklin hatte zugehört, und ihre Augen waren dabei immer größer geworden. Sie schluckte, schüttelte den Kopf und wusste nicht, welche Antwort sie mir geben sollte. Schließlich fragte sie: »Ist es schlimm, wenn ich das alles nicht begreife?«
    »Nein, Sina, es ist auch für mich nicht leicht, die Phänomene zu erfassen. Aber ich muss sie hinehmen, und ich muss versuchen, etwas dagegen zu unternehmen, wenn es denn sein muss.«
    »Ja, wahrscheinlich.« Sina senkte den Kopf. Mit der rechten Hand wies sie auf Julie Wilson, die wie verloren am Rand des Baches stand und in das Wasser schaute. Sie sah aus wie eine Person, die darauf wartet, dass die Wellen ihr etwas vorbeitreiben.
    Wusste sie was? Wusste sie viel? Wusste sie wenig? Wie sah es in ihrem Kopf aus? Was hatte Belial ihr angetan, als er mit ihr Kontakt aufgenommen hatte?
    Es waren Fragen, auf die ich eine Antwort finden musste, denn der Engel der Lügen meldete sich nicht grundlos. Irgendein Ziel verfolgte er immer, und da war es wichtig, wenn er gestoppt werden konnte.
    Zunächst musste ich wissen, was da gespielt wurde Dass er mitmischte, stand für mich fest. So stark war die Fantasie eines Menschen nicht, um sich diese Motive ausdenken zu können. Die bekam man nicht ein fach wie eine schnelle Idee zugeschickt.
    Julie hatte sich von uns weggedreht Sie wollte auch mit der Heimleiterin nichts zu tun haben, und noch immer schaute sie versonnen auf das Wasser Ich stellte mich dicht neben sie, ohne sie zu berühren. »Ich denke, wir sollten miteinander sprechen, Julie. Es ist nicht nur wichtig für dich, sondern für uns alle. Du hast etwas gesehen, das auch mich sehr interessiert, denn Ich kenne

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