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1269 - Julie

1269 - Julie

Titel: 1269 - Julie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Frühsommerabends erfreuen können, denn dabei dachte man an Biergärten, einige Freunde, mit denen man Spaß hatte, an Musik, an in Bäume gehängte Lampen und Lampions, aber nicht an den Job.
    Bei mir war es anders. Zwar genoss ich das Streicheln des Windes auf der Haut und nahm auch die zahlreichen Gerüche der Natur wahr, aber meine Sinne waren darauf nicht eingestellt. Für mich war es wichtiger, eine Spur dieses Kindes zu finden, denn Julie stellte die einzige Verbindung zu dem verdammten Engel dar.
    Belial!
    Der Lügenengel und das Kind!
    Ich bekam leichtes Magendrücken, als ich daran dachte. Was konnte dieses Wesen nur alles damit anstellen. Belial konnte Julie manipulieren, er konnte sie auf seine Seite ziehen, sodass sie für die Menschheit verloren war.
    Ein Kind! Es wollte mir nicht aus dem Kopf, und ich merkte, dass ich kribbelig wurde. Die Sicht wurde mir teilweise durch die Stämme der hohen Laubbäume genommen. Es gab zwar leere Flächen, aber darin hatten sich die Schatten der Dämmerung festgesetzt, sodass ein genaues Schauen praktisch unmöglich war.
    Hinter dem kleinen Park dehnte sich das Gelände aus. Das hatte ich auf der Herfahrt schon gesehen, und wenn mich nicht alles täuschte, würden wir es sehr bald zu Fuß durchstreifen.
    Ich drehte mich wieder um und schaute an dem Gebäude hoch. Ks war kein altes Haus, wie man es eigentlich hätte erwarten können. Dieser Bau wirkte mehr wie eirie Kaserne, die einfach lieblos in die Gegend gestellt worden war. Es brannte nicht hinter jedem Fenster in den beiden Etagen lacht. Dort, wo die Kleinen schliefen, war es finster, weiter oben leuchteten die Scheiben wie viereckige Augen, die jemand aus der grauen Fassade herausgeschnitten hatte.
    Sina Franklin kam zu mir. Ihr Lächeln wirkte etwas verkrampft. Sie hatte sich noch eine dunkelrote Strickjacke übergeworfen. »Wir können los, Mr. Sinclair.«
    »Ach, sagen Sie John, jetzt, da wir Verbündete sind.«
    »Wie ich heiße, wissen Sie ja.«
    »Klar.«
    »Am besten wird es sein, wenn wir den normalen Weg nehmen. Er endet an unserem Grundstück und führt dann in die Landschaft hinein. Aber sagen Sie mal, sind Sie davon überzeugt, dass wir keinen Wagen brauchen und zu Kuß bessere Chancen haben?«
    »Das meine ich. Sie kann nicht weit sein.«
    »Und wenn sie doch ein Bike genommen hat?«
    »Ist es unser Risiko.«
    »Sie sehen das wirklich locker.«
    »Nein, das täuscht.« Damit hatte ich nicht gelogen, denn ich machte mir ernstlich Sorgen um das Kind.
    Wir schritten unter den Bäumen einher und wurden von wispernden Stimmen begleitet. Der leichte Wind bewegte die Blätter, die raschelten.
    Wäre das Mädchen nicht verschwunden gewesen, hätte uns eine wunderbare Ruhe überkommen können. Leider war das nicht so.
    Ich schaute in ein Licht hinein, das den Namen nicht mehr verdiente.
    Hier hielten sich mehr die Schatten auf. Hier duckten sie sich zusammen. Hier umfingen sie die Sträucher mit ihren dunklen Armen und hatten sich auch gegen den Boden gepresst, als sollten sie in ihn hineintauchen.
    Alles wurde anders. Es ist eine wirklich besondere Zeit, wenn der Tag sich verabschiedet und die Nacht beginnt. Noch zeigte der Himmel nicht seine völlige Dunkelheit. Es gab genügend helle Stellen, die sich wie lange Zungen in das Gras hineinschoben. Ich ertappte mich dabei, öfter als gewöhnlich zum Himmel zu schauen, weil ich irgendwie davon ausging, andere Wesen zu sehen, eben Engel.
    Ich kannte sie. Ich kannte die Engel, ich kannte die Halbengel. Ich wusste, dass sie nicht nur gut waren, sondern durchaus auf der anderen Seite stehen konnten. Es war alles da, und manchmal, so kam es mir vor, waren sie in ihrer Welt ein Spiegelbild der Menschheit, denn auch dort gab es Auseinandersetzungen.
    Auch Sina Franklin schwieg und übernahm erst wieder das Wort, als wir das Gelände des Heims hinter uns gelassen hatten. »So weit sind wir schon gekommen, John. Jetzt ist guter Rat teuer.«
    »Abwarten.«
    Ich behielt meinen Optimismus, auch wenn ich jetzt enttäuscht wurde, als sich mein Blick in dem vor uns liegenden freien Gelände verlor. Es war nicht eben. Breite Hügel reihten sich wie auslaufende Wellen aneinander. Buschwerk wuchs in die Schatten der Dunkelheit hinein, und das Wiesenschaumkraut leuchtete so bleich wie alte Knochen.
    In der Luft schwang ein wunderbarer Duft mit. Die Natur wollte uns verwöhnen, doch davon konnte ich mich nicht ablenken lassen.
    Sina war schon ein paar Meter vorgegangen. Sie hielt

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