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1269 - Julie

1269 - Julie

Titel: 1269 - Julie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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besser, wenn das Sina Franklin übernahm. Als sie mir einen fragenden Blick zuwarf, nickte ich.
    Sie ging behutsam auf das Mädchen zu und legte ihm dann eine Hand auf die Schulter.
    Julie bewegte sich nicht. Sie schien zu Stein geworden zu sein.
    »Hallo, Julie…«
    Schweigen!
    »Wir haben uns Sorgen um dich gemacht. Jetzt sind wir beide froh, dich gefunden zu haben.«
    Julie sagte wieder nichts. Aber sie hatte den Kopf leicht gesenkt und schaute auf das fließende Wasser. Selbst in der Dunkelheit war die Klarheit zu sehen.
    »Warum bist du hierher an den Bach gegangen? Es ist nicht ungefährlich, wenn man ganz allein ist. Zu leicht kann einem etwas passieren, und das wollen wir doch nicht.«
    »Es ist so ruhig.«
    »Ja, das stimmt.«
    »Ich musste weg.«
    »Warum denn?«
    »Da war der Mann.«
    Sina lachte. »Ha, John Sinclair meinst du? Ja, er ist tatsächlich dagewesen. Er ist ein Freund, Julie. Er meint es gut. Er ist gekommen, um dich zu sehen.«
    »Ich will ihn aber nicht sehen.«
    »Das kann dir niemand verbieten, aber er ist auch gekommen, um sich deine Zeichnungen anzuschauen.«
    Bisher hatte Julie recht emotionslos reagiert. Nun aber schrak sie zusammen. Ihr Kopf ruckte dabei nach vorn, aber nicht zur Seite. Sie gab einen leisen Jammerlaut ab, als hätten ihr die Worte etwas getan.
    »Ich will nicht, dass andere Leute meine Zeichnungen sehen. Hast du das gehört, Sina?«
    »Klar, das habe ich. Aber John Sinclair fand sie toll. Er ist ein Freund der Engel. Er mag sie, verstehst du?«
    »Ja, das verstehe ich. Ich mag sie auch. Sie sind so herrlich. Sie sind meine Freunde.«
    »Eben.«
    »Aber sie gehören mir.«
    »Das sollen sie auch. Niemand möchte dir deine Engel wegnehmen. Du hast den einen Engel auch wunderschön gemalt. Wie war das überhaupt möglich? Hast du ihn gesehen?«
    »Vielleicht…«
    »Ah, dann ist er zu dir gekommen.« Julie strich über ihr Gesicht. Aber sie schwieg. Es wurde wieder still. Ich hörte in meiner Nähe das Summen von Mücken.
    »Kam denn der Engel in dein Zimmer, Julie?«
    »Er ist überall.«
    »Hast du ihn wirklich gesehen?«
    »Er kann überall sein.«
    Julie wollte nicht mit der Antwort heraus, und Sina Franklin wusste nicht mehr weiter. Sie drehte den Kopf, um mir einen Hilfe suchenden Blick zuzuwerfen.
    Ich wusste auch keine Antwort, deutete allerdings an, dass ich zu ihr kommen wollte, und sie nickte.
    Mit kleinen Schritten legte ich den Rest der Strecke zurück. Neben den beiden Personen blieb ich stehen. Ich wusste nicht, ob mich das Mädchen gesehen hatte, denn es drehte nicht den Kopf und blickte weiterhin auf das klare Wasser des Bachs.
    »Ich habe John Sinclair mitgebracht«, erklärte Sina.
    »Das weiß ich.«
    »Möchtest du noch immer, dass er geht?«
    Sie hob nur die Schultern.
    Es war ihr also egal, und genau dies sah ich als meinen ersten Vorteil an. Ich blieb nicht hinter ihr stehen, sondern setzte mich neben ihre rechte Seite. Das Gras bildete einen weichen Teppich, und ich konnte sogar die Beine ausstrecken.
    »Hallo, Julie…«
    Sie zuckte nur mit den Schultern.
    Davon ließ ich mich nicht beirren. Ich schaute auf ihr Profil mit der leicht nach oben gebogenen Nase. In ihrem jungen Gesicht regte sich nichts, sie war entweder in den Anblick des Bachs versunken oder in sich selbst. Ich schaute von der Seite her gegen ihr Auge und stellte fest, dass es ebenfalls recht starr war. So wie sie sich gab, hatte ich Menschen erlebt, die in Trance versunken gewesen waren.
    Irgendwie musste ich eine Gemeinsamkeit finden, die uns näher brachte, und deshalb sprach ich sie auch an. »Wirklich, Julie, ich habe mir deine Bilder angeschaut. Sie sind wunderschön. Vom Anfang bis hin zum Ende. Ich mag sie sehr.«
    »Sie gehören mir!«
    »Das weiß ich, Julie, und ich möchte sie dir auch nicht wegnehmen. Willst du sie haben?«
    »Hast du sie denn?«
    »Ja, sie stecken in meiner Tasche.«
    Da sie nichts mehr sagte, griff ich hinein und holte die einmal gefalteten Blätter hervor. Ich strich sie glatt und hielt sie Julie hin, die sie allerdings nicht berührte, sondern weiterhin ins Leere schaute.
    Ichrascheltemit den Blättern. »Willst du sie dir nicht wenigstens anschauen?«
    »Nein, ich kenne sie ja.«
    Sina blieb hinter uns stehen und mischte sich nicht ein. Ich schaute mir den ersten Engel an und hielt die Blätter dabei nach links gerichtet, damit Julie sie sehen konnte.
    »Dieser Engel ist wunderschön. Du hast ihn sehr gut gemalt. Das könnte ich nicht.«
    »Na

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