127 - Corona, die Rebellin der Hölle
auftrug, denn ehrlich meinte er nicht, was er sagte.
Yetan wollte allein sein, und Cyrus zog sich zurück. Yubb sah ihn auf sich zukommen und erhob sich. »Ich bin hundemüde«, stöhnte er. »Reitet ihr immer so weit?«
»Nur, wenn wir es eilig haben«, antwortete Cyrus.
»Ich habe Asmodis noch nie von Angesicht zu Angesicht gegenübergestanden«, sagte Yubb.
»Es ist ein erhebender Augenblick, eine große Ehre, dem Höllenfürsten gegenübertreten zu dürfen«, behauptete Cyrus. »Man spürt die Macht, die er verkörpert, seine Stärke, seine Gefährlichkeit.«
Yubb biß sich auf die Lippe. »Ich war Coronas Freund und Berater. Wird er mir das übelnehmen?«
»In letzter Instanz entschied stets die Rebellin, was geschehen sollte. Du hast lediglich Vorschläge gemacht, die sie entweder akzeptierte oder verwarf. Das war deine Aufgabe, das erwartete Corona von dir. Asmodis hat nichts gegen dich. Schließlich stehst du ja auch nicht mehr auf Coronas Seite. Du solltest dich jetzt hinlegen und ausruhen. Wir haben morgen wieder einen harten Ritt vor uns.«
»Ich habe dir sehr viel zu verdanken, Cyrus.«
Yetans Stellvertreter winkte ab. »Du hast dich dafür bereits erkenntlich gezeigt.«
Yubb legte sich erst neben sein Reittier, nachdem Cyrjas weitergegangen war. Er hoffte, eines Tages gleich hinter Cyrus zu kommen.
Yetans Männer waren primitiv.
Sie waren stark, hatten Muskeln, aber nichts im Kopf. Es mußte verhältnismäßig einfach sein, sie zu überflügeln. Yetan hatte einen Stellvertreter. Warum sollte Cyrus nicht auch einen Stellvertreter haben? Diese Stellung wollte Yubb anstreben.
Am nächsten Tag ging es weiter. Nach einem scharfen Ritt erreichte die Vorhut eine düstere Schlucht. Graues Gestein ragte zu beiden Seiten hoch.
Yetan, Cyrus und Yubb gehörten der Vorhut an. Yetan stieg ab. Ein kühler Wind kam aus der Schlucht, in der es Sie hatten riesige Mauler mit scharfkantigen Zähnen, die fortwährend auf-und zuklappten.
Jetzt stießen sie sich von der Felsennase ab und stürzten sich auf Yubb, der sie mit dem Schwert in der Hand erwartete, nachdem er erkannt hatte, daß eine Flucht aussichtslos war.
»Die Schlucht der donnernden Steine«, sagte Yetan. »Kennst du sie, Yubb?«
»Nein, Erhabener«, antwortete der Gefragte.
Cyrus streifte Yubb mit einem unwilligen Blick. So durften Yetan nur jene anreden, die zur Horde gehörten. Yubb fing den Blick auf und verstand ihn.
»Du hast noch nie von dieser Schlucht gehört?« fragte Yetan.
»Nein, Erhabener.«
Yetans weiße Augen schienen zufrieden zu leuchten. »Dies ist der kürzeste Weg zu Asmodis, aber auch der gefährlichste.«
»Ich fürchte keine Gefahr, Herr«, behauptete Yubb, um sich hervorzutun.
»So habe ich dich eingeschätzt«, sagte der Statthalter des Bösen.
»Du bist ein mutiger Mann, bist auch bereit, dies jederzeit zu beweisen, nicht wahr?«
»Wann immer du es von mir verlangst«, erwiderte Yubb.
»Du möchtest zu meiner Horde gehören.«
»Tue ich das nicht bereits?« fragte Yubb.
»Ich muß mich auf meine Kämpfer verlassen können«, sagte Yetan. »Ich möchte sicher sein, daß jeder meiner Befehle unverzüglich ausgeführt wird, egal, welche Risiken damit verbunden sind. Bevor ich einen Mann als Krieger voll akzeptiere, überzeuge ich mich persönlich von seinem Mut, damit ich im Ernstfall weiß, welche Last ich ihm aufbürden kann. Jeder meiner Männer hat eine Mutprobe hinter sich. Bist auch du dazu bereit?«
»Sag, was ich tun soll, und ich führe deinen Befehl ohne Zögern aus, Herr.«
Cyrus grinste heimlich. Yetan hatte das klug eingefädelt. Yubb hatte keine Ahnung, daß er die Mutprobe nicht überleben würde.
»Reite als erster durch die Schlucht!« sagte Yetan.
»Was erwartet mich?« fragte Yubb, damit er sich darauf einstellen konnte.
»Die Gefahren sind mannigfaltig, und es sind immer dieselben, mit denen man konfrontiert wird. Aber wenn du aufmerksam bist und genug Mut hast, sind sie alle zu meistern. Sobald du das andere Ende der Schlucht erreicht hast, gehörst du zu uns.«
Yubb grinste breit. »So wird es sein, Herr.«
Er trieb sein Reittier an. Die Höllenhyäne hatte Angst vor der Schlucht, aber Yubb zwang sie, sich dem tiefen düsteren Felseneinschnitt zu nähern.
Cyrus blickte ihm schadenfroh nach. Er mochte Yubb nicht, dieser Mann war ihm zu ehrgeizig. Yubb hätte ihn schon bald in Schwierigkeiten gebracht, das witterte er.
Cyrus lachte rauh. »Wie ahnungslos er ist.«
»Ich ließ ihn
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