127 - Corona, die Rebellin der Hölle
gemacht, Corona. Du wirst reichlich Zeit haben, dir über deine Fehler klarzuwerden. Wenn du dich nicht von mir getrennt hättest, wäre es zu alldem nie gekommen. Nun sind all deine Getreuen gefallen, und auch Gor ist tot. Ich wollte ihn selbst töten, aber jemand anders kam mir zuvor,«
Corona klammerte sich so fest an die Gitterstäbe, daß die Knöchel weiß durch die Haut schimmerten.
»Ich werde sterben«, fauchte sie. »Asmodis wird mich töten. Ich fürchte mich nicht vor dem Ende. Du wirst mich weder weinen noch um mein Leben winseln sehen. Ich werde mit der Gewißheit sterben, daß du bei Yetan keine Zukunft hast. Oder glaubst du das etwa? Yetan verachtet dich genauso wie ich. Vielleicht stirbst du sogar früher als ich.«
***
Überall lagen Tote. Ladusa taumelte durch die Gänge und Räume. Es war ihr als einziger geglückt, sich in einem winzigen Versteck zu verkriechen. Zitternd hatte sie dort auf das Ende des Kampfes gewartet, auf den Abzug der grausamen Horde.
Mehrmals war ihr fast das Herz stehengeblieben, als sie dachte, man habe sie doch noch entdeckt. Sie hatte sehr viel Zeit verstreichen lassen, ehe sie es wagte, aus ihrem Versteck zu kommen.
Was sie nun sah, war so grauenvoll, daß sie weinte. Kein einziger Freund lebte mehr.
Und Corona befand sich in Yetans Gewalt. Ladusa hatte gehört, wie der Statthalter des Bösen immer wieder gerufen hatte, man müsse Corona lebend fassen.
Und später hatte sie gehört, wie er seinen Stellvertreter mit Corona fortschickte.
Nur ich lebe noch, dachte Coronas Dienerin. Aber was kann ich für meine Herrin tun? Wie kann ich ihr helfen… allein?
Ladusa lehnte sich an die Wand und sank daran langsam nach unten.
Sie war noch nie so ratlos gewesen. Selbst wenn sie Yetan und seiner Horde folgte, würde es ihr doch niemals gelingen, Corona zu befreien. Sie war nicht besonders geschickt mit dem Schwert. Deshalb hatte Corona sie ja zu ihrer Dienerin gemacht.
»Du eignest dich nicht für den Kampf«, hatte die Rebellin gesagt. »Deshalb wirst du dich um mein Wohlbefinden bemühen.«
Sie hatte das sehr gern getan, war in ihrer Aufgabe aufgegangen, und nun… Sie kam sich nutzlos vor, entwurzelt, ohne Halt. Was sollte aus ihr werden? Wohin sollte sie gehen?
Das Leben in der Hölle war gefährlich. Die Dimension der Verdammnis war vielschichtig und für ein Wesen wie Ladusa nicht durchschaubar.
Andere hatten bisher für sie gesorgt, hatten in kritischen Situationen Rat gewußt. Zum erstenmal würde sie allein Entscheidungen treffen.
Wo werde ich enden? fragte sich Ladusa. Wenn sie Pech hatte, würde sie einem der vielen Ungeheuer zum Opfer fallen, die die Hölle bevölkerten.
Mit etwas weniger Pech würde ein Dämon sie zu seiner Sklavin machen. Sie würde ein unwürdiges Leben führen bis ans Ende ihrer Tage…
Ein Geräusch erschreckte sie. Sie hörte sofort auf, sich selbst zu bemitleiden, wischte sich rasch die Tränen ab und erhob sich. War einer von Yetans Männern zurückgekehrt, um nachzusehen, ob wirklich alle tot waren?
Ladusa lauschte gespannt. Tote verursachten keine Geräusche mehr. Lebte am Ende einer der Toten noch? War er nur schwer verletzt? Ladusa fragte sich, woher das Geräusch an ihr Ohr gedrungen war.
Sie hielt den Atem an, schlich den Gang entlang, stieg über mehrere Leichen. Sollte sie sich bemerkbar machen? Sie wagte es nicht. Ihr Herz schlug bis zum Hals hinauf.
Gespannt betrat sie einen Raum. Tote lagen übereinander.
Da!
Etwas bewegte sich! Eine Hand! Zu wem gehörte sie? Ladusa mußte sich überwinden, die Toten anzufassen. Sie zog sie zur Seite, legte Gor frei.
GOR!
Er lebte! Er bewegte sich! Er atmete! Sein Gesicht war blutverschmiert, aber es war das Blut anderer! Gor selbst war unverletzt ! Ladusa konnte es kaum glauben, daß auch der Hüne mit den Silberhaaren den Kampf überlebt hatte.
Man hatte ihn nur niedergeschlagen. Er war bis jetzt ohnmächtig gewesen, und Yetans Meute hatte ihn für tot gehalten.
Seine perlmuttfarbenen Augen richteten sich auf das Mädchen. »Ladusa«, sagte er heiser.
»Du lebst. Wir leben, Gor. Nur wir beide. Die anderen sind alle tot.«
»Und Corona?«
»Entführt. Sie haben sie mitgenommen.«
»Aber sie lebt noch?«
»Yetan kann sie nur aus einem Grund am Leben gelassen haben: Er wird sie Asmodis übergeben. Der Statthalter des Bösen wird sie zu ihm bringen.«
»Wo befindet sich Asmodis?« fragte Gor.
»Ich weiß es nicht.«
»Wir werden Yetan folgen und bei der erstbesten
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