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127 - Das Aruula-Projekt

127 - Das Aruula-Projekt

Titel: 127 - Das Aruula-Projekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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wieder feindselig?« Der Reisende hob einen Stein auf und schleuderte ihn in die Schlucht, ähnlich wie Aruula es selbst vor wenigen Augenblicken getan hatte. Dann suchte er ihren Blick und rieb sich mit dem abgewinkelten Zeigefinger über den scharf ausgeprägten Nasenrücken. »Ich möchte ungern so enden wie der Nosfera und die Taratze.«
    Warum nur unterstellte ihr jeder, auf den sie traf, Aggression und Feindseligkeit? Sie war eine Kriegerin, ja, aber das bedeutete nicht, dass sie gerne tötete.
    ***
    Ninian tötete nicht wirklich gerne, aber es belastete sie auch nicht. Sie war eine Killerin, und das war es, was sie zu sein hatte.
    Jedermann, der in ihrem Leben etwas bedeutete, wollte es so. Und, was letztlich den Ausschlag gab, ihr Herr wollte es so.
    Seit sie ein Kind gewesen war, bestand ihr Leben daraus, eine Mörderin zu sein. Das war nun einmal der natürliche Lauf der Dinge. Und wer war sie, dass sie sich ihrer Bestimmung widersetzte?
    Ninian verstand nicht, wieso andere sie mieden, nachdem sie entdeckt hatten, was sie war. Es gab keinen Grund, Angst vor ihr zu haben, solange man nicht das Ziel eines Auftrags war.
    Und wenn man erfuhr, dass man ein Auftrag Ninians war, hatte man meist keine Zeit mehr, Angst zu haben.
    Bislang hatte Ninian nie jemanden ermordet, den sie länger als einige Tage kannte. Diese Zeit reichte, jeden Mann so weit zu bringen, dass sie die Nadel einsetzen konnte; so wie sie es auch in einigen Tagen wieder tun wollte. In einigen sehr knapp bemessenen Tagen dieses Mal.
    Sie war zu Fuß unterwegs, denn sie hatte erfahren, dass man die Einöde in zwei Tagen ohne Reittier durchqueren konnte.
    Zwei Tage für einen beliebigen Anderen – das bedeutete, dass sie die Wegstrecke in einem Tag zurücklegen konnte. Sie war schnell, ausdauernd und zäh. Und sie zog es vor, auf den eigenen Füßen zu reisen anstatt sich auf die eines Reittiers zu verlassen.
    Seit ihre Eltern an der Krankheit gestorben waren, liebte sie es, allein zu sein. Aus der Zeit davor wusste sie nichts mehr außer der unerschütterlichen Gewissheit, dass sie von ihrer Mutter geliebt worden war. Das erste und einzige Mal in ihrem Leben.
    Die Krankheit, die ihr damals die Eltern nahm, hatte bei ihr selbst eine Entzündung der Stimmbänder hinterlassen, wie ihr ein Heiler erklärte, den ihr Herr eines Tages zu ihr geschickt hatte. Der Mann hatte in ihren Mund gesehen und ihren Körper an allen nur möglichen Stellen angefasst und abgeklopft.
    Sie wusste nicht, was Stimmbänder waren, aber sie verstand, dass sie deswegen anders war als alle anderen. Seit der Krankheit konnte sie nicht mehr reden.
    Und wozu auch? Reden diente dazu, mit anderen Menschen Kontakt aufzunehmen, sich ihnen mitzuteilen. Daran hatte sie kein Interesse.
    Und so hatte sie beschlossen, sich erst zu offenbaren, wenn sie eines Tages einen Aynjel traf – und das konnte erst nach ihrem Tod sein. Und dann, davon war sie überzeugt, würde sie auch keine Stimmbänder mehr brauchen. Ein Aynjel würde sie auf andere Art und Weise verstehen, aus ihrem Herzen heraus.
    Ninian lief in lockerem Tempo und genoss die Ruhe. Ihr Körper funktionierte wie mechanisch. Niemand begegnete ihr, kein Tier, kein Mensch. Verkrüppelte Bäume zogen an ihr vorbei, und schließlich sah sie weit vor sich eine glitzernde Spiegelung. Es musste eine Wasserfläche sein, auf der sich die Sonne brach.
    Sie änderte leicht die Richtung, um dort Halt zu machen. Es konnte nicht schaden, ein wenig Wasser zu sich zu nehmen.
    Denn trotz der Feuchtigkeit der Luft begann ihre Kehle auszutrocknen.
    Sie beugte sich am Rand des Tümpels nieder und betrachtete ihr Spiegelbild. Zufrieden registrierte sie, dass ihre weichen Gesichtszüge von keinerlei Anstrengung gezeichnet waren.
    Das war gut, denn ihrer Schätzung nach hatte sie noch die Hälfte des Weges vor sich, und sie musste einigermaßen ausgeruht am Zielort ankommen, um dort gleich an die Arbeit gehen zu können.
    Entschlossen erhob sie sich wieder und wollte gerade ihren Lauf fortsetzen, als sie eine Gestalt bemerkte, die sich ihr näherte. Rasch huschte sie in die Deckung eines Baumes. Sie wollte auch jetzt keinen Kontakt knüpfen, um nicht aufgehalten zu werden.
    Eine spärlich bekleidete junge Frau kam zum See. Sie hatte langes blauschwarzes Haar, und ihr Körper wies ein verschlungenes Muster von Tätowierungen auf. Ninian stutzte, als die Frau am Rand des kleinen Sees leicht zu tanzen begann.
    Ihr Oberkörper wiegte sich im Rhythmus einer

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