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127 - Das Aruula-Projekt

127 - Das Aruula-Projekt

Titel: 127 - Das Aruula-Projekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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Erwiderung klang. Doch die Vorstellung, zurück zum See zu gehen, zurück zu Spiegelbild-Aruula, zurück zu den Stimmen, hatte etwas zutiefst Erschreckendes.
    »Was weißt du nicht? Wo der See liegt? Er kann doch noch nicht so weit entfernt sein, dass du ihn nicht mehr findest.«
    »Das ist es nicht. Es…« Sie schüttelte den Kopf und rankte die Hände ineinander. Sie hatte keine andere Wahl, also fällte sie eine Entscheidung. »Also gut, ich führe dich hin.«
    »Sehr gut! Meine Kehle ist schon halb vertrocknet.«
    Aruula schauerte bei der Assoziation, die sie mit diesen Worten verband. Der ausgemergelte Nosfera tauchte vor ihrem inneren Auge auf. Ich will dein Blut trinken; das ist alles, was zählt.
    »Was ist mit dir?«, fragte der Reisende.
    Aruula schüttelte unwillig den Kopf. »Es ist nichts. Lass mich in Ruhe!«, sagte sie barsch.
    »Wenn du es willst«, sagte der Reisende. Und verschwand von einer Sekunde auf die andere vor Aruulas Augen.
    ***
    Nachdenklich sah Ninian der Frau hinterher. Sie war ganz an der Nähe ihres Verstecks vorbei gelaufen, doch es war nicht notwendig gewesen, weiter in Deckung zu gehen.
    Die Verrückte – Ninian hatte beschlossen, die Unbekannte so zu nennen, denn ganz offensichtlich hatte sie den Verstand verloren – schien nichts von ihrer Umgebung wahrzunehmen.
    Sie verhielt sich, als sei jemand bei ihr, gestikulierte und redete wie in einem Dialog mit einem Unsichtbaren. Dieses eigenartige Verhalten hatte Ninians Neugierde nur noch mehr angestachelt.
    »Nun, es war mitten in dem Gewitter…«, hatte die Verrückte gesagt, als sie an Ninians Versteck vorbei ging, und dann, nach einer kurzen Pause: »Nein, vor wenigen Stunden erst!« Als widerspräche sie jemandem. »Kurz bevor wir uns zum ersten Mal getroffen haben.«
    Dann hatte sie geschwiegen, und als sie weiter redete, war sie schon zu weit von Ninian entfernt, als dass diese noch einzelne Worte hätte verstehen können.
    Ninian erinnerte sich an das Unwetter. Etwa eine Stunde nachdem sie das Gasthaus verlassen hatte, war es losgebrochen.
    Sie hatte unter einigen dicht stehenden Bäumen notdürftigen Schutz gefunden.
    Ninian beschloss, der Verrückten zu folgen, die ihre Schritte in Richtung des Sees lenkte.
    Wirklich ungewöhnliche Dinge gingen hier vor, die einer näheren Beobachtung würdig waren.
    ***
    In der Nähe und doch weit entfernt
    »Sie hat keinen Kontakt zum Objekt aufgenommen.«
    »Was soll das heißen?«
    »Sie beobachtet nur, und sie folgt ihr.«
    »Aber Sie erwarten eine Kontaktaufnahme?«
    »Ich habe keinen Zweifel daran. Sie bleibt nicht umsonst dicht hinter ihr. Vermutlich…« Die Stimme des Schwarzhaarigen brach ab.
    »Was? Reden Sie schon!«
    »Vermutlich weil sie… beide Objekte gesehen hat.«
    »Warum erfahre ich das erst jetzt?« Die kalten Augen des Glatzköpfigen verschossen Blitze.
    »Ich dachte…«
    »Genau da liegt das Problem! Sie denken, aber Sie kommunizieren nicht! Ihr Wissenschaftler seid doch alle gleich!«
    »Bei allem Respekt, Sir, ohne mich würde dieser ganze Versuchsaufbau gar nicht existieren«, protestierte der Mann.
    »Ich habe –«
    »Versagt haben Sie!«, fuhr der Glatzkopf ihm ins Wort. »Ihr Aufbau ist voller Unwägbarkeiten! Der einzige Grund, dass ich Sie noch nicht habe abführen lassen, ist der, dass ich Sie brauche.«
    Der Schwarzhaarige duckte sich unter dem Zorn seines Vorgesetzten und blieb stumm.
    »Und dass ich Sie brauche, ist Ihre Chance!«, fuhr der Glatzkopf fort. »Bringen Sie das zu einem guten Ende und ich vergesse Ihr Versagen. Behalten Sie die Rothaarige im Auge, damit wir sehen, welchen Einfluss sie auf Aruula ausübt.«
    »Ja, Sir!«
    Der Schwarzhaarige sparte sich jedes weitere Wort, doch in ihm begann die Wut zu gären. Er wusste, dass die Aggressivität des Anderen daher rührte, dass sich ein Fehlschlag abzeichnete.
    Doch das konnte ihn nicht darüber hinweg trösten, wie ein Lakai behandelt zu werden. Ein Zustand, den er nicht mehr lange akzeptieren würde. Schließlich war er Zivilist!
    ***
    Aruulas Hände begannen unkontrolliert zu zittern. Vor ihren Augen hatte sich der Reisende aufgelöst wie ein Nebelschweif.
    Sie erinnerte sich an die Worte, die er selbst gebraucht hatte:
    »Langsam beginne ich an einen Spuk zu glauben.«
    War es denn nicht absurd, diese Worte aus dem Mund einer Geistererscheinung zu hören?
    Seit ihrer Kindheit kannte Aruula Geschichten über die Seelen Verstorbener, die auf der Erde zurückblieben, und auch Maddrax hatte

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