127 - Das Aruula-Projekt
fertig stellen.«
»Sie könnte es tatsächlich schaffen.« Der Schwarzhaarige fasste Aruula Fünf unter den Achseln und schleifte sie die wenigen Meter bis zum Forschungsfahrzeug. »Erstaunlich, wie klar Nummer Fünf am Ende noch war. Ihre bereinigten Erkenntnisse sind Gold wert!«
Es würde ein hartes Stück Arbeit werden, die neue geistige Stabilität des Androiden von seinen Erlebnissen an diesem Tag zu trennen, denn die Erinnerung daran durfte selbstverständlich nicht auf Nummer Sechs übertragen werden.
»Es gibt Hoffnung, Lynne«, flüsterte Crow gedankenverloren.
Der Assistent zuckte zusammen. »Was sagten sie eben, Sir?«
»Nichts. Bringen Sie Nummer Fünf ins Fahrzeug«, entgegnete General Crow barsch, und der Wissenschaftler hütete sich davor, nachzuhaken.
Ein paar Minuten später war es geschafft. »Wir müssen noch die Überreste von Nummer Vier holen«, keuchte der Assistent.
Sein Haar hing ihm in schweißnassen Strähnen über die Stirn.
»Nummer Vier kann hier zurückbleiben; wir benötigen ihren Chip nicht mehr. Wir haben alles, was wir brauchen.« Crow setzte sich selbst ans Steuer des Forschungsfahrzeugs. »Achten Sie darauf, dass Nummer Fünf nicht aufwacht, bevor wir im Labor sind.«
»Ja, Sir.« Er schloss den Androiden an das Analysegerät an, das alle Körperfunktionen überwachte, und hielt ihn unter Beobachtung.
Crow legte ein rasches Tempo vor. Die Überreste eines Androiden, der sich für eine Barbarin namens Aruula gehaltenhatte, blieben im Staub zurück.
Bald näherten sich Schritte.
Ein Kopf beugte sich herunter, Augen musterten die kreisrunde Wunde, das Metall, die Drähte, den Hohlraum…
***
Crow schloss sorgfältig die Tür des externen Forschungslabors, nachdem er mit seinem Assistenten und der wertvollen Fracht eingetroffen war. Nummer Fünf war während der Fahrt nicht wieder erwacht und auch jetzt noch ohne Bewusstsein.
Sein Assistent hatte einige Mühe, den ohnmächtigen Androiden in eine aufrechte Haltung zu bringen, um ihn an die dafür vorgesehene Vorrichtung zu fesseln. Denn selbstverständlich hatten sie Sorge getragen, dass auch das Körpergewicht des Androiden exakt dem der echten Aruula entsprach.
Sie konnten Nummer Fünf noch nicht deaktivieren, nicht bevor sie die Erfahrungswerte aus dem Gedächtnischip geholt hatten. Wie auch immer es dem Androiden gelungen war, dem Wahnsinn zu entgehen – sie mussten diese Fähigkeit auf das halb fertig gestellte Modell Nummer Sechs übertragen.
Das metallene Grundgerüst von Nummer Sechs war gestern komplettiert worden, und bis zur Hüfte aufwärts war der Unterleib bereits mit bionetischen Schalen eingekleidet. In diese Schalen wurde dann später das synthetische Material eingefüllt, das Takeos U-Men zu weitaus mehr machte als zu üblichen Androiden oder Cyborgs. Wenn sich die schwarze Masse erst mit der Kunsthaut verbunden hatte, war ein Unterschied zu organischem Fleisch nicht mehr feststellbar.
Allein der Kopf – das neuronale Zentrum des künstlichen Wesens – war noch angefüllt mit Steuerelementen und einem Kleinstrechner, der die Befehle des Weltrats – Crows Befehle also, seit Präsident Hymes den Weg alles Irdischen gegangen war – empfangen und ausführen konnte.
Zur Fertigstellung von Nummer Sechs mussten dann nur noch Körper und Kopf »menschlich« gestaltet werden – eine rein kosmetische Arbeit, die speziell auf die Ton- und Bildaufzeichnungen der echten Aruula basierte.
Die feine Gesichtsmimik hatte bei dem ersten Modell noch erhebliche Schwierigkeiten bereitet. Jeder, der Aruula kannte, hätte nach wenigen Minuten gemerkt, dass da etwas nicht stimmte. Und die Illusion sollte perfekt sein. Sie musste perfekt sein, wenn er die Daa’muren damit täuschen wollte.
Was das Äußere anging, hatten sie seit Nummer Drei eben diese Perfektion erreicht. Niemand würde den Androiden von dem Original unterscheiden können – nicht einmal Matthew Drax, davon war Crow überzeugt.
Hätte es nicht wichtigere Dinge gegeben, hätte er ihn gerne einmal mit dem Aruula-Double konfrontiert, um diese Hypothese zu testen.
»Holen Sie den Chip aus Nummer Fünf, damit ich sie deaktivieren kann, bevor sie aufwacht«, meinte Crow.
»Selbst dann würde sie der Fesselung nicht entkomm–«
Im nächsten Moment sprang der Schwarzhaarige hektisch zurück, um außer Reichweite einer der Androidenhände zu gelangen, die unvermittelt nach ihm griff. Er spürte noch, wie sie ihn am linken Oberarm streifte und ein
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