127 - Die Müll-Monster
herum
und streckte seinen Kopf durch die Tür am Ende des Korridors.
Er glaubte nicht recht zu sehen.
Er blickte in ein abgedunkeltes
Schlafzimmer. Zwei Betten standen darin. Auf einem lag eine schlanke Blondine,
deren nackte Haut durch ein feines, silbernes Gespinst schimmerte, das ihren
ganzen Körper bedeckte.
Das Mädchen konnte sich nicht rühren. Es
war gefesselt. Monika Seger konnte auch nicht
schreien, denn ihr Mund war mit einem schmalen Tuch verbunden. Über das Gesicht
waren ebenfalls schon Spinnfäden gezogen.
Monika Seger hatte die Augen weit aufgerissen. Sie gab Laute von sich und glaubte durch
sparsame Bewegungen und Gesten, zu denen sie in ihrer Lage noch fähig war, ihre
Situation deutlich zu schildern.
Der Schläger stand da und blickte zur
Decke, an die Gardinenleisten und an die Lampe. Lange Fäden hingen herab. An
diesen Fäden hatten sich die Spinnen herabgelassen. Sie waren noch immer eifrig
damit beschäftigt, ihrem Gespinst mehr Festigkeit und Dichte zu geben.
Er konnte die Spinnen nicht zählen, zu
viele waren es.
Sie krabbelten durch die Luft an ihren
Fäden und über den Körper der Blondinen.
» Mhhmmmm - mhhmmmm «, machte Monika Seger .
»Keine Angst! Dich sehe ich mir mal
genauer an, darauf kannst du Gift nehmen. In seidigem Gewebe eingesponnen! Wie
lange macht Ihr das schon so? Ihr gehört ja 'ner komischen Vereinigung an. Hab
noch nie gehört, daß es so etwas gibt .«
Seine Stimme klang spöttisch.
Er wischte mit der bloßen Hand durch die
Luft. An seinen haarigen Unterarmen blieben die klebrigen Fäden hängen.
Dann nahm er wieder den Totschläger aus
der Tasche. Damit riß er das feine Gespinst auseinander. Er begann auch, die
Hülle von Monikas Beinen zu lösen, teilte dann das Spinngewebe über dem Gesicht
und blickte in große, schreckgeweiteten Augen.
» Mhhmmm ... mhhmmm ...«
»Nee, du, den Mund binde ich dir nicht
auf. Schreien ist nicht drin .« Er kratzte sich im
Nacken.
Die Spinnen griffen auch ihn an. Die
langen, klebrigen Fäden blieben in seinen Haaren, an seinen Ohren und zwischen
seinen Fingern hängen.
Der Schläger mußte sich mit einer
regelrechten Invasion der Spinnen auseinandersetzen.
Wie verrückt bildeten sich ständig neue
Netze und webten sie über seinem Kopf und um sein Gesicht. Seine Hände waren
völlig verklebt.
»Verdammter Mist!«
Und dann kamen die Schnürfüßer .
In breiten Bahnen strömten sie ins
Schlafzimmer, wo die Spinnen den Eindringling abwehren wollten, aber nicht zu
Rande kamen mit dem riesigen Körper, der immer wieder
welche von ihnen zertrat.
Der Rocker schlug um sich.
Er zermantschte die widerwärtigen Tiere auf seinen Schultern und zerquetschte sie zwischen den
Fingern. Eine Flüssigkeit klebte auf den Innenflächen seiner Hände.
Die Schnürfüßer wanderten über seine Schuhe, an den Hosenbeinen empor und in die Hosenbeine
hinein.
Der Schläger ergriff die Flucht.
Er kümmerte sich nicht mehr um Monika Seger .
Der Mann rannte zur Tür, riß den Riegel
zurück, drückte die Klinke und stieß die Wohnungstür auf. Er stürmte die Treppe
hinab, ohne sich die Mühe zu machen, die Tür ins Schloß zu ziehen.
Er wischte sich über die Augen und übers
Gesicht.
»Da ist ja unser Freund !« hörte er eine Stimme, noch ehe er richtig etwas sah. Und er lief den beiden
Uniformierten genau in die Arme.
Ehe der Schläger zur Besinnung kam, war er
bereits überwältigt.
Die Beamten führten ihn im Polizeigriff
aus dem Haus.
Ein paar Meter weiter stand in der Hofeinfahrt das Polizeifahrzeug. Man hatte ihm eine Falle
gestellt.
»Ich werde mich beschweren«, rief der
Schläger. »Das ist Freiheitsberaubung. Ihr könnt mir nichts nachweisen !«
»Wir nicht, aber unsere Frankfurter
Kollegen«, sagte einer der Polizisten. »Die haben uns nämlich informiert, ein
Auge auf dich zu werfen. Du mußt dir gestern einen dicken Hund erlaubt haben.
Zwei Personen haben Strafanzeige wegen Körperverletzung gestellt. Man hat dich
heute morgen Richtung Hanau fahren sehen. Und der Zufall wollte es, daß
ausgerechnet wir mit unserem Streifenwagen hier vorbeikommen und deine Prachtkutsche
sehen, die zufällig das Kennzeichen hat, auf das wir achten sollten.
Er wurde in den Streifenwagen geschubst,
nachdem man ihm Handschellen angelegt hatte.
Ein Beamter kehrte noch mal ins Haus
zurück, um festzustellen, was der Schläger hier gesucht hatte.
Der Mann war aus der Wohnung Norbert
Bergers gekommen.
So wurde das Unheil
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