127 - Rosemaries Alpträume
die Besorgungen, oder Helga blieb bei Rose, wenn sie persönlich einkaufen gehen mußte. Selbst wenn Margot nur in den Keller ging, um aus den dort gelagerten Wintervorräten etwas zu holen, nahm sie Rose mit.
„Bitte, Rose , sei artig!" flehte sie, bevor sie mit ihr die Wohnung verließ.
„Ich will immer deine brave und dich liebende Rose sein", pflegte dann der Psycho zu sagen.
Es kam hei solchen Gelegenheiten nie zu Zwischenfällen. Margot stand zwar tausend Ängste aus, wenn ihnen auf dem Weg in den Keller jemand aus dem Haus begegnete, doch Rose benahm sich stets ausgesprochen gesittet.
„Na, wie geht es unserer kleinen Patientin?" fragte Frau Fischer, die über ihnen wohnte, bei so einem Treffen und streichelte Rose.
Margot hatte das Gerücht verbreitet, daß Rose eine Erkältung hatte und deshalb nachts öfter im Fieber fantasieren würde.
„Danke, ich fühle mich schon besser", sagte Rose freundlich.
Margot atmete auf. Sie hatte schon befürchtet, daß Rose Frau Fischer in die Hand beißen oder ihr gegen das Schienbein treten würde.
„Na, hoffentlich wirst du bald gesund.
Margot ging mit Rose schnell weiter. Im Keller beeilte sie sich, ihr Einkaufsnetz mit Kartoffeln und Zwiebeln zu füllen. Als sie das Kellerabteil absperrte und sich nach Rose umdrehte, sah und hörte sie sie nicht.
„Rose?"
„Ich bin hier, Mama!"
Margot folgte der Stimme. Rose stand vor einem Kellerabteil und hielt sich an den Brettern des Holzverschlages fest.
„Was tust du hier?" fragte Margot.
„Ist das nicht mein Schaukelpferd?" fragte Rose und starrte in das Kellerabteil.
„Ja", sagte Margot und lächelte nervös. „Wir haben es vor vier Jahren hergeschenkt. Du brauchst es doch nicht mehr."
„Ich will es wiederhaben!" Rose rüttelte plötzlich wie von Sinnen am Holzverschlag. „Ich brauche es! Ich will es sofort haben!"
„Schon gut, Rose", beruhigte Margot sie. „Ich werde das Schaukelpferd zurückverlangen."
Einen Augenblick schien es, daß Rose einen neuen Anfall bekommen würde, aber dann gab sie nach.
Sie kehrten in die Wohnung zurück. Rose bestand darauf, daß Margot sofort zur Nachbarin ging, um das Schaukelpferd zurückzuverlangen.
Margot gehorchte. Sie ließ die Tür angelehnt, während sie bei der Nachbarin läutete. Rose konnte hören, wie ihre Mutter mit Frau Leitner sprach. Frau Leitner bat sie in die Wohnung.
Rose öffnete die Tür, huschte schnell auf den Gang hinaus und eilte in den Keller hinunter. Dort brauchte sie nicht lange zu warten, bis sie Schritte näher kommen hörte. Aus ihrem Versteck sah sie Frau Leitner, die irgend etwas Unverständliches vor sich hin murmelte, während sie ihr Kellerabteil aufschloß. Dann hörte Psycho-Rose ein Rumoren.
Sie verließ ihr Versteck, eilte die Kellertreppe hinauf und setzte sich auf die oberste Stufe. Bald darauf kam Frau Leitner mit dem Holzpferd. Sie keuchte. Als sie Rose erblickte, zuckte sie zusammen.
„Mein Gott, hast du mich erschreckt, Rose!"
„Das tut mir leid, Frau Leitner. Wie nett, daß sie mir das Schaukelpferd zurückgeben!"
„Was will denn ein so großes Mädchen wie du noch mit einem Schaukelpferd?" fragte Frau Leitner verärgert, während sie die Kellertreppe hinaufstieg.
„Ich werde es Ihnen zeigen", sagte Rose. Sie nahm ihr das Schaukelpferd ab, stellte es hin, nahm auf seinem Rücken Platz und begann zu schaukeln. „Das macht Spaß."
Frau Leitner schüttelte den Kopf. Wahrscheinlich stimmte es, was alle sagten, nämlich daß Rose Wagner geistig zurückgeblieben war.
„Versuchen Sie es auch einmal. Frau Leitner!" bat Rose.
„Aber ich bin zu schwer."
„Bitte!"
„Meinetwegen, wenn ich dir eine Freude machen kann."
Die recht korpulente Frau Leitner setzte sich umständlich auf den Rücken des Schaukelpferdes.
„Und jetzt kräftig schaukeln", jauchzte Rose, während sie das Schaukelpferd am Kopf faßte und kräftig damit wippte. Gleichzeitig schob sie es mitsamt der Frau auf die Kellertreppe zu.
„Was machst du da?" konnte Frau Leitner noch entsetzt ausrufen, als sie sah, wie das Schaukelpferd über die oberste Stufe kippte.
Psycho-Rose klatschte in die Hände, während Frau Leitner und das Schaukelpferd die Kellertreppe hinunterkullerten. Unten blieb Frau Leitner reglos liegen.
Rose wandte sich um und wollte schon auf das Stiegenhaus zueilen, als sie durch das Glasfenster des Haustores ein Mädchen im Hof sah. Das Mädchen zog einen Rodelschlitten mit einer Puppe hinter sich her.
Rose überlegte
Weitere Kostenlose Bücher