1270 - Der Rettungsplan
Lord wie dir über den Weg trauen, klang die Mentalstimme in Atlan auf. Der Arkonide konzentrierte sich und drängte die Gedanken des Graulebens ein wenig zur Seite, die ihn erfüllten und ihn bis auf ein paar gut geschützte Bereiche seiner Seele für sich vereinnahmten.
Muß das sein, Tengri, dachte er. Muß das Tabernakel sich in jeden Mentalkontakt einmischen?
Du solltest längst bemerkt haben, daß es anders nicht geht! meldete sich seit längerer Zeit wieder sein Extrasinn. Allein sind sie schwach. Nur zusammen gelingt es ihnen, bis zu euch durchzudrängen. Deshalb haben die RZI sie mitgenommen und euch in die Graue Kammer geschickt!
Lethos hatte es bereits bei einem früheren Kontakt angedeutet. Ihre telepathischen Kräfte mußten die seltsamen Gegebenheiten des Neutrums überwinden und die trennende und isolierende Tiefenkonstante, um bis zu ihnen durchzudringen. Und die telepathischen Impulse mußten zielgerichtet sein, damit sie nicht von Telepathen unter den Tiefenvölkern zufällig mitgehört werden konnten. Eine solche Entdeckung hätte den ganzen Plan zunichte gemacht.
Jen weiß jetzt, was er zu tun hat, schimpfte das Holt. Bei dir scheint es noch nicht der Fall zu sein, Arkonide!
Halte deine Zunge im Zaum, dachte Atlan. Falls du weißt, was eine Zunge ist.
Du wirst doch nicht denken, daß ein Holt zu blöd ist, um...
Es wurde von den Gedanken des Hathors unterbrochen.
Der Plan ist damit endgültig verdeutlicht, teilte er mit. Die Informationsströme der Dimensionsspender haben eine Geschwindigkeit erreicht, die einem normalen Bewußtsein keine Möglichkeit zu Verarbeitung gibt. Die fünf RZI und Gnarrader Blek arbeiten noch immer mit ihnen, die Beobachtungsanlagen, vor denen wir uns befinden, zeigen uns jene Bereiche, in denen sich das Tiefenland aufzulösen beginnt.
Es geht also wirklich nicht anders, erkannte Atlan. Wir werden keine Mühe haben, den Plan im Sinn des Graulebens umzudeuten. Schließlich hat er zum Ziel, die Tiefenvölker vor dem Untergang zu retten.
Es wird keine Störung geben, Atlan. Das Neutrum ist unangreifbar. Die Grauen Lords müssen es endlich einsehen. Und von den Vorgängen im Tiefenland sind bisher nur ein paar wenige Einzelwesen betroffen, die mit den Landstrichen verschwanden. Was aus ihnen geworden ist, ist nicht feststellbar.
Und wie lange wird es dauern? erkundigte sich der Arkonide. Wir sind jetzt bereits seit acht Wochen Lordrichter. Die Tiefentage vergehen, ohne daß etwas Wesentliches geschieht.
Die Ströme lassen sich nicht weiter beschleunigen. Ihr dürft nicht übersehen, daß alle Maßnahmen nur einem einzigen Zweck dienen. Die Milliarden Bewohner des Tiefenlands sollen die Rückkehr von TRIICLE-9 überleben. Der Frostrubin darf nicht zur Falle für die Tiefenvölker werden. Und gleichzeitig soll der Plan der RZI die endgültige Befreiung vom Graueinfluß bringen. Frage mich nicht, wie die Raum-Zeit-Ingenieure es bewerkstelligen.
Das Neutrum gleicht einem psychedelischen Orkan. Geflüster wie von unsichtbaren Wesen ist um alles. Es beeinträchtigt sogar unsere Konzentration. Ab und zu dringen Bilder der Dimensionsspender bis zu uns vor. Das Holt und ich befinden uns zwischen den normalen technischen Anlagen. Wir sind durch eine Energiewand geschützt, aber dennoch rauben uns die Phänomene fast den Verstand. Ich wünschte, es wäre bald vorbei, aber Myzelhinn hat mir zu verstehen gegeben, daß es erst vorbei sein wird, wenn TRIICLE-9 an seinem alten Standort angekommen sein wird.
Und es gibt weitere Phänomene, fuhr Lethos fort. Die Schicht zwischen der Tiefe und dem Normaluniversum wird immer durchlässiger. Es muß damit gerechnet werden, daß bald allerlei Erscheinungen über das Tiefenland hereinbrechen werden.
Atlan blockte den Mentalkontakt ab. Salik befand sich in Sichtweite auf der anderen Seite des Gebäudes. Er hatte etwas entdeckt. Lethos, der sich gleichzeitig mit beiden Rittern in Kontakt befand, wußte sofort Bescheid und gab die Information an Atlan weiter.
Es ist Wraihk, der kommt!
Der Kontakt riß ab, und die beiden Lordrichter setzten sich in Bewegung. In Atlan stritten sich die Gefühle. Während des telepathischen Kontakts drängte er das Grauleben in sich immer zurück, und er ließ es danach ganz behutsam zurückströmen. Jetzt aber hatte er dazu keine Zeit. Übergangslos wurde sein Gesicht zu einer starren Maske. Er setzte den linken Fuß vor und begann mit weiten Schritten in Richtung der Zitadelle zu gehen. Um ihn herum
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