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1270 - Der Rettungsplan

Titel: 1270 - Der Rettungsplan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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den fließenden Begrenzungen der Dimensionsräume kaum zu erkennen. Optisch war es so, daß er mir in höchstens drei Meter Entfernung gegenüberstand. Myzelhinn verzog das Gesicht zu einem feinen Lächeln.
    Es ist wenig, antwortete er. Dir wird es lang vorkommen, aber für einen Raum-Zeit-Ingenieur ist es eine kurze Zeit. Zu wenig Zeit für sinnvolles Tun. Kannst du das verstehen, Terak Terakdschan?
    Zum ersten Mal nannte er mich beim vollen Namen des Gründers des Ritterordens.
    „Ich versuche es", gab ich zur Antwort. „Willst du damit sagen, ihr tut zur Zeit nichts Sinnvolles?"
    Er gab keine direkte Antwort.
    Es ist unsere letzte Chance, verstand ich seine Gedankenimpulse. Wir haben uns zweimal etliche hunderttausend Tiefenjahre Zeit gelassen, um einen Plan in die Tat umzusetzen. Zweimal sind wir gescheitert. Wir mußten ohnmächtig mitansehen, wie sich unter unseren Händen alles ins Negative verkehrte. Wir versagten, und auch jetzt kämpfen wir mit jedem Atemzug gegen die Angst, die in uns steckt.
    Ja, Tengri Lethos, wir haben Angst, erneut zu versagen. Nur eines ist es, was uns Mut und Hoffnung gibt. Die kurze Zeit, die uns zur Verfügung steht, ist es. Wir haben keine Zeit, Fehler vorzubereiten und Fehler zu machen. Es ist alles ganz anders als früher. Es begann damit, daß drei Ritter der Tiefe in Starsen auftauchten und in rascher Zeit viele wichtige Tiefenländer durchquerten. Die Zeitrechnung von Äonen galt mit einemmal nicht mehr. Wir hatten Angst, denn wir verstanden den Wink des Schicksals. Nur langsam begriffen wir, daß die Zeit zum Hauptfaktor der ganzen Entwicklung geworden war. Auch die Ausbreitung des Graulebens schritt immer rascher vor sich, und endlich erwachten wir aus unserer Lethargie und entschlossen uns zu dem letzten Schritt für den Fall, daß die Ritter der Tiefe die Lichtebene erreichen würden. Wir zitterten und bebten mit euch, und wir jubelten, als ihr es geschafft hattet.
    Dann traten wir unser schweres Erbe an, das wir uns selbst vor langer Zeit geschaffen hatten.
    Fünf sind wir noch. Es schert die Kosmokraten nicht, ob es uns überhaupt noch gibt. Sie haben alle Tiefenvölker abgeschrieben. Wir sind ihnen nicht gram, denn wir wissen, daß es für sie wichtigere Aspekte gibt als selbst das Überleben von vielen Milliarden Einzelwesen und einigen tausend Völkern.
    Wir haben unsere letzte Zuflucht erreicht, Lethos-Terakdschan. Das Neutrum ist unsere Rettungsinsel. Hier könnten wir überleben, wenn wir die Vitalenergie eines Tages hinaus in die Tiefe bliesen. Dort würde sie sich verflüchtigen und wirkungslos bleiben. Es ist nicht mehr viel, nur ein Rest von dem, was einst vorhanden war.
    Wir haben den letzten Schritt getan, den einzigen, der übrig blieb. Wer wird es uns danken?
    Die Angst, die läßt uns nicht los. Sie kann es nicht, denn sie war immer unser Begleiter.
    Sie ist der Fluch unserer Unsterblichkeit. Und noch mehr.
    Wir können nicht vergessen, Ritter der Tiefe. Wir können das, was wir getan haben, nicht verdrängen. Wir müssen alles in der Erinnerung behalten. Unser Sieg über die Zeit, nun, die Terraner Perry Rhodans würden ihn einen Pyrrhussieg nennen. Oft haben wir uns gefragt, ob unser unaufhörlicher Zustand nicht eine Krankheit ist und wir das Universum schleunigst von ihr erlösen müßten. Es gelang uns nicht. Wir sind nicht nur vor den Angriffen anderer Wesen geschützt, sondern auch vor uns selbst.
    „Ich habe Mitleid mit euch. Und ich verstehe euch!"
    Mitleid ist zu wenig, Tengri, ließ Myzelhinn mich wissen. Unsere Existenz ist uns lange genug als ein Fluch erschienen. Wir haben uns damit abgefunden. Und wir werden unsere Existenz opfern, wenn wir damit den Tiefenvölkern und dem gesamten Universum helfen könn...
    Er brach ab, und seine Gestalt vor meinen Augen verschwand abrupt. Die Isolierung der Dimensionsphänomene endete, und wieder brandete der psychedelische Orkan über mich und das Holt herein. Das Tabernakel ruhte reglos auf dem Boden zwischen den Bildschirmkonsolen. Es rührte sich nicht, und auch jetzt zeigte es nicht, ob es überhaupt noch lebte.
    Ich ging zum Sessel zurück, in dem ich die ganze Zeit gesessen hatte, und stülpte mir die energetische Schutzhaube über den Kopf. So waren die psionischen Eindrücke wenigstens auszuhalten. Aber auf Dauer?
    Myzelhinn hatte von Monaten gesprochen. Zweieinhalb Monate befanden wir uns bereits im Neutrum, ernährten uns von synthetischem Zeug, von dem ich vermutete, daß die

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