1273 - Poker mit dem Tod
Später können Sie dann selbst entscheiden, ob Sie mitmischen wollen oder nicht.«
»Gut.«
Die knappe Antwort hatte ich gegeben und wartete auf eine Erklärung des Kollegen.
»Der Typ sitzt im Hinterhaus. Er hat plötzlich angefangen zu schießen. Er feuerte wahllos aus dem Fenster, zielte aber nicht bewusst auf Menschen. Er brüllte etwas von den verfluchten Dämonen, die in ihm stecken und ihn fertig machen wollen. Er sprach auch vom Teufel, und das habe ich mir nicht aus den Fingern gesaugt, das ist tatsächlich passiert. Dämonen, der Teufel, die Schüsse - verdammt, ich weiß nicht, was ich davon halten soll, aber ich habe mich daran erinnert, dass es Experten gibt, die darauf geeicht sind. So rief ich Sie beide an, bevor ich mir später irgendwelche Vorwürfe machen muss. Das Ganze kann sich zu einer Seifenblase aufgeplustert haben, das ist auch möglich, aber es kann auch das Gegenteil eingetreten sein.« Er winkte ab. »Die Welt steckt voller Psychopathen und Idioten, die denken, sie müssten den Übrigen mal zeigen, wo es eigentlich lang geht.«
»Wie heißt der Mann?« fragte Suko.
»Julius Cameron.«
Wir schauten uns beide an und hoben auch die Schultern. Den Namen hatten wir noch nie gehört, obwohl der Nachname nicht eben selten war, dafür aber der Vorname.
Da im Augenblick nichts passierte und alles ruhig blieb, fragte ich weiter. »Was wissen Sie über den Mann, Haben Sie sich bei den Nachbarn hier erkundigt.«
»Klar.« O'Brian lachte jetzt. »Das ist ja das Seltsame. Cameron ist nie auffällig geworden. Er hat ein völlig normales Leben geführt. Wie auch die anderen Leute hier.«
»Womit hat er sein Geld verdient?«
»Das kann ich Ihnen nicht sagen, Mr. Sinclair. Die Leute meinen, dass er in der Nacht gearbeitet hat. Er ist oft am Abend weggegangen und kam erst in den frühen Morgenstunden zurück. Was er in der Zwischenzeit getan hat, das ist allen Leuten, die hier leben, verborgen geblieben. Und so können auch wir nur raten.«
Suko hob die Augenbrauen. »Und er ist nie auffällig geworden?«
»Nein!«
»Wie alt ist er?«
»Fast fünfzig.«
»Oh, dann muss er seinen Frust lange genug mit sich herumgetragen haben.«
O'Brian grinste kantig. »Ja, über Dämonen und auch über den Teufel. Sonst hätte er das nicht geschrieen.«
»Fertig?« fragte ich Suko.
»Ich immer.«
»Dann gehe ich vor«, erklärte O'Brian, der sich umdrehte und auf eine Einfahrt zuschritt, die zum Hinterhof führte.
Wir blieben hinter ihm. Am Ende der Einfahrt hatten sich Scharfschützen auf die Lauer gelegt.
O'Brian blieb stehen. Er drückte sich gegen die Mauer. »Es ist der graue Anbau auf der gegenüberliegenden Seite des Hofs. Die beiden Fenster im zweiten Stock genau rechts.«
Die hatte ich beim ersten Hinschauen entdeckt. »Sie stehen offen, wenn mich nicht alles täuscht.«
»Ja, er hat sie aufgezogen.«
Eine wichtige Frage hatte ich noch nicht gestellt, und das holte ich jetzt nach. »Hat er sich eine Geisel genommen?«
O'Brian verdrehte die Augen. »Das ist unser Problem. Wir wissen es nicht. Die Bewohner sind aus dem Bau geflohen. Es kann natürlich sein, dass er sie schon mit in die Wohnung gebracht hat, aber wir haben es nicht herausgefunden. Am Fenster jedenfalls hat er sich mit keiner Geisel gezeigt. Er tauchte immer nur kurz auf und schoss.«
Wenn wir genauer hinschauten, sahen wir auch die zerschossenen Fenster in der kleinen Werkstatt, von denen uns O'Brian am Telefon berichtet hatte.
Um zu diesem Haus zu gelangen, mussten wir eine freie Fläche überqueren, die noch von einigen Kräften des Einsatzkommandos unter Kontrolle gehalten wurde. Die Männer hatten hinter Mülltonnen und auch im Schutz der Werkstatt Deckung gefunden.
Es war so unnatürlich still geworden. Möglicherweise kam uns die Stille auch nur so vor. Jedenfalls gab es keine Bewegung. Die Bewohner hatten sich in ihre Wohnungen zurückgezogen, um Schutz zu finden. Auch hinter den Fenstern bewegten sie sich nicht.
»Wir müssen hin, John. Erst mal bis zur Eingangstür.«
»Das ist klar.«
»Meine Männer geben Ihnen Rückendeckung«, sagte O'Brian.
»Sind noch welche im Haus?«
»Ja. Aber sie haben noch keinen Angriffsbefehl bekommen. Ich wollte erst Ihr Erscheinen abwarten. Diese Schreierei nach dem Teufel und den Dämonen hat mich wirklich aufgerüttelt.«
Es gab keine andere Möglichkeit, um rasch in das Haus zu gelangen. Es war dann kein Problem, bis zum zweiten Stock zu gelangen, wenn die Treppe überwacht
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