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1273 - Upanishad

Titel: 1273 - Upanishad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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immer wieder, aufgebrachten Besuchern den Wind aus den Segeln zu nehmen!
    „Nimm Platz!" forderte er mich auf und schnippte mit den Fingern.
    Sofort sauste ein Schwebesessel von seinem Warteplatz an der rechten Wand zu mir und schob sich so unter meine Knie, daß ich mich reflexhaft setzte.
    „Erleichtere dein Herz!" sagte Homer.
    Ich holte tief Luft, dann legte ich los. Oh, ich schrie ihn nicht etwa an. Ich beschimpfte ihn auch nicht. Nein, ich blieb ruhig und sachlich. Aber die Themen, die ich notgedrungen anschnitt, waren brisant genug, um sogar Homer ins Schwitzen zu bringen.
    Das dachte ich jedenfalls, bis Homer, nachdem ich geendet hatte, sich ein Zuckerplätzchen in den Mund schob und kauend sagte: „Ich bestreite kategorisch, daß die Hanse gegen bestehende Gesetze oder gegen die Interessen irgendwelcher galaktischer Völker verstoßen hat, Tiff. Das hätte ich niemals zugelassen. Du weißt, mein übergeordnetes Prinzip heißt Law and Order."
    Diesmal nahm ich ihm den Wind aus den Segeln, indem ich mir die rechte Hand mit gespreizten Fingern vors Gesicht hielt, so daß ich quasi durch Gefängnisgitter schaute.
    „Das ist über zweitausend Jahre her, mein Lieber", sagte er gekränkt.
    Er hob die Stimme.
    „Es stimmt trotzdem, was ich gesagt habe. Die Hanse hat sich keiner Verfehlungen schuldig gemacht."
    „Nicht im Sinn bestehender Gesetze", räumte ich ein. „Aber wir bauen das Galaktikum.
    Da muß man seinen Partnern entgegenkommen und sie partnerschaftlich partizipieren lassen."
    „Partnerschaftlich partizipieren!" echote Homer abfällig. „Daß ich nicht lache." Sein Ton wurde eindringlich. „Tiff, die Kosmische Hanse sorgt durch ihre Tätigkeit für Wohlstand und Frieden. Indirekt partizipieren alle anderen galaktischen Zivilisationen schon lange an diesem Wohlstand. Die Galaktischen Räte sollen froh sein, daß es die Hanse gibt, sonst wäre es schlecht um ihre Diäten bestellt - und auch so manches Großprojekt, das allen Völkern hilft, hätte nicht gestartet werden können. Ich denke nicht daran, die Hanse in irgendeiner Form vom Galaktikum kontrollieren zu lassen. Viele Köche verderben den Brei. Du kennst das Sprichwort."
    „Na, schön!" erwiderte ich. „Ich erkenne deine Argumente an. Aber zumindest war es unlauterer Wettbewerb, daß du dir das Handelsmonopol mit ESTARTU unter den Nagel gerissen hast. Alle Völker hätten die gleiche Chance bekommen müssen, mit ESTARTU Handel zu treiben."
    Homers Gesicht wurde undurchdringlich; er zuckte betont gleichmütig die Schultern.
    „Das mußt du Stalker sagen, nicht mir. Es war seine Entscheidung, sich die Kosmische Hanse als alleinigen Partner zu wählen. Ich maße mir nicht an, von ihm zu verlangen, daß er auch mit allen anderen Völkern, beispielsweise mit den Springern, Handel treibt.
    Schließlich weiß er sehr gut, warum er die Hanse vorgezogen hat."
    „Ich werde mit ihm sprechen", sagte ich entschlossen. „Nur noch eines: Auf der Vollversammlung wurde beschlossen, den Topsider Zrec-Kkerr als Vertreter des Galaktikums in diplomatischer Mission zu den Nocturnen zu schicken."
    „Verflixt!" entfuhr es Homer. Er holte tief Luft. „Danke für die Information, Tiff."
    „Es ist kein Geheimnis", erwiderte ich. „Nur hättest du es sonst erst auf Umwegen erfahren. Ich muß gehen, Homer."
    „Wohin?" fragte er, als wir uns die Hände schüttelten.
    „Zuerst zu Stalker - und dann zur Upanishad", antwortete ich - und spürte, wie alle Fasern meines Seins sich danach sehnten, endlich wieder in der Tschomolungma zu sein.
    Ich konnte mir gar nicht vorstellen, daß ich einmal den Entschluß gefaßt hatte, nie wieder dorthin zurückzukehren.
     
    *
     
    Stalker hatte von Homer einen ganzen Gebäudetrakt im HQ-Hanse für sich, seine Leute und seine terranischen Angestellten zur Verfügung gestellt bekommen.
    Es herrschte Hochbetrieb, aber ich wurde sofort vorgelassen.
    Im ersten Moment, als ich sein durchaus geschmackvoll eingerichtetes Chefbüro betrat, zuckte ich wieder leicht vor der fremdartigen, knöchernen Erscheinung Stalkers zurück, doch im nächsten Moment war mir sein Äußeres nicht mehr wichtig.
    „Ich freue mich sehr, dich wieder einmal zu sehen, Tiff", sagte der Gesandte der Mächtigkeitsballung ESTARTU einschmeichelnd und bot mir einen Platz an. „Ich habe erfahren, daß du mit der Ausbildung in der Upanishad angefangen hast. Das ist gut."
    „Deswegen bin ich nicht gekommen", erwiderte ich und ließ mich in dem angebotenen

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