1274 - Die Paratau-Diebe
Straab, ein erfrischendes und zugleich belebendes Getränk. Leila Terra und ihre Assistentin blieben vor einer transparenten Wand stehen, durch die sie auf das St.-Elms-Meer hinaussehen konnten, ein großes Binnenmeer, das sich bis zum Horizont erstreckte.
Millionen von roten und gelben Vögeln suchten in dem flachen Gewässer nach Nahrung.
Es sah aus, als sei ein Teil des Meeres mit Blüten bedeckt. Am Ufer erhoben sich Dutzende von Lagerhäusern, Wohn- und Verwaltungsgebäuden, die sich harmonisch der Landschaft anpaßten. Von den Verteidigungsstellungen, die den Raumhafen ringförmig einfaßten, war nichts zu sehen. Sie verbargen sich unter der Oberfläche des Planeten.
Kontor Fornax war der einzige Hanse-Stützpunkt in der Galaxis Fornax. Er befand sich auf dem vierten von vierzehn Planeten der Sonne Faalin und war 45 Lichtjahre vom Augenlicht-System entfernt, in dem sich der Weise von Fornax aufhielt.
Der Planet Kontor Fornax war etwa so groß wie die Erde. Er verfügte über eine Atmosphäre, die einen höheren Sauerstoffanteil als die Erde hatte. Die Schwerkraft lag bei 1,09g, und die Durchschnittstemperatur im Bereich des Stützpunkts betrug 18 Grad Celsius. Auf Kontor Fornax gab es nur einen zusammenhängenden Kontinent, der den ganzen Planeten umspannte und - rund um den Äquator - ein Dutzend Binnenmeere. Hier lagen auch die wichtigsten Vegetationszonen.
Leila Terra dachte daran, daß sie mehrere Expeditionen ausgeschickt hatte, die nach intelligentem Leben suchen sollten. Keine von ihnen hatte jedoch Spuren intelligenten Lebens auf diesem Planeten gefunden.
„Mir wäre es lieber gewesen, wenn wir den Raumhafen nicht direkt an diesem Meer errichtet hätten", sagte sie. „Es ging jedoch nicht anders. Nur hier finden wir soviel Wasser, wie wir benötigen."
Maud Leglonde blickte sie fragend an, und die Hanse-Sprecherin lächelte.
„Zivilisationen hängen vom Wasser ab", stellte Leila fest, während sie die Dachterrasse durchquerten und den zu ihrem Büro führenden Gang erreichten. „Ein Raumhafen braucht mit seinen entsprechenden Anlagen sehr viel Wasser in Trinkwasserqualität, und natürlich ist es am wirtschaftlichsten, das Wasser aus einem Binnenmeer zu entnehmen, vor allem, wenn der Salzgehalt so niedrig ist wie beim St.-Elms-Meer. Wasser ist das Problem. Ich habe schon manche Zivilisation zugrunde gehen sehen, die glaubte, auf dem Reichtum aufbauen zu können, die sie durch Bodenschätze gewonnen hatte, und die scheiterte, weil sie für ihre Industrie zu wenig Wasser hatte. Wasser ist und bleibt nun einmal das wichtigste Element des Lebens."
„Wir werden das Problem im Auge behalten müssen", stimmte Maud Leglonde zu.
„Glaubst du, daß wir schon bald an die Grenzen unserer Expansionsmöglichkeiten stoßen werden?"
„Vorläufig nicht", erwiderte Leila Terra. „Das kommt auf Zrec-Kkerr an."
Sie betraten ihren Bürotrakt, der zwei Stockwerke eines ausgedehnten Verwaltungsgebäudes einnahm. Carlo Bylk kam ihnen entgegen. Der etwas schüchtern wirkende Assistent Leilas trug einen schwarzen Anzug, der an den Ärmeln und an den Beinen mit silbern schimmernden Knöpfen besetzt war.
„Ich habe den Konferenzraum vorbereiten lassen", berichtete er. „Es sind Sitzmöbel für zwanzig Topsider vorhanden. Zrec-Kkerr kann also mit seiner Delegation antanzen. Zur Not stehen zwanzig weitere Sessel zur Verfügung. Außerdem habe ich Getränke und Gebäck auf die Tische gestellt. Ich habe gehört, daß Zrec-Kkerr gern nascht. An der Decke befindet sich ein versteckt angebrachter Punktstrahler."
Leila Terra blickte ihren Assistenten verblüfft an. Sie wußte, daß Carlo Bylk ein perfekter Organisator war, der es wie kein anderer verstand, sich auf die Eigenarten ihrer Gesprächspartner einzustellen und eine für sie angenehme Atmosphäre zu schaffen. Er hatte schon oft Fingerspitzengefühl bewiesen, wenn es darum ging, für günstige Verhandlungsvoraussetzungen zu sorgen, so daß störende Spannungen gar nicht erst aufkamen. Leila schätzte ihn als ausgezeichneten Psychologen, der genau wußte, daß auch Verhandlungspositionen verkauft werden mußten.
„Ein Punktstrahler?" fragte sie. „Wozu das?"
Maud Leglonde lächelte.
„Zrec-Kkerr ist nicht nur arrogant, sondern auch eitel", bemerkte sie. „Er schmückt seinen Echsenkopf mit Goldstaub."
Leila lachte.
„Ich verstehe", sagte sie. „Der Punktstrahler sorgt dafür, daß sein Goldköpfchen schön leuchtet. Seinen Begleitern wird das nicht
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