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1274 - Die Paratau-Diebe

Titel: 1274 - Die Paratau-Diebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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ein Gravitationsnetz aufgebaut, und mit Paratronprojektoren, mit deren Hilfe das Paratau isoliert werden konnte.
    Von der Erprobung der ENTSORGER-1 hing sehr viel ab, denn wenn sich dieser Prototyp bewahrte, sollten auf Kontor Fornax weitere ENTSORGER-Schiffe zum Abernten der Tauregionen von Fornax gebaut werden. Stellte sich also der erhoffte Erfolg ein, dann stand Kontor Fornax eine äußerst positive wirtschaftliche Entwicklung bevor. Der Stützpunkt würde einen Aufschwung von einem Ausmaß annehmen, das zur Zeit noch gar nicht abzusehen war. Damit würde er zu einer echten Basis für eine wirtschaftliche Erschließung der Galaxis Fornax werden.
    Leila Terra betrat ENTSORGER-1 zusammen mit Carlo Bylk und Maud Leglonde durch einen Schleusentunnel.
    Kommandantin Syrene Areyn erwartete sie mit einem Bündel beschrifteter Folien in der Linken. Mit der rechten Hand hielt sie eine klobige, handgeschnitzte Pfeife, aus der süßlich riechender Rauch aufstieg.
    „Wir haben leider einige Probleme", sagte sie, nachdem sie Leila begrüßt hatte. „Die Technik funktioniert nicht so, wie sie sollte. Heute kann man leider keine einzige Schaltung mehr untersuchen, ohne ein Positronenmikroskop einzusetzen. Waren das Zeiten, als eine defekte Schaltung noch qualmte!"
    Leila lächelte. Syrene Areyns Bemerkung war nicht mehr als eine Redensart gewesen.
    Keiner von ihnen hatte jemals eine qualmende Schaltung gesehen.
    Die Kommandantin war dreißig Jahre alt. Sie war eine attraktive Blondine, die ihr Haar straff zurückkämmte. Sie hatte kräftige, dunkle Augenbrauen, die über den Augen scharfe Bögen bildeten, an den Schläfen jedoch ausfächerten und sich fast bis zum Haaransatz hinzogen. Sie trug eine blaue Kombination, die die Linien ihrer Figur vorteilhaft unterstrich, und sie stand auf Antigravgleiten, auf denen sie sich lautlos und sehr schnell wie auf Rollschuhen bewegen konnte.
    „Was ist los?" fragte die Hanse-Sprecherin, während sie neben Syrene Areyn her ging.
    „Der Teufel ist los", erwiderte die Kommandantin. Sie bildete zusammen mit fünfzehn Männern und Frauen die Besatzung von ENTSORGER-1. Sie und die anderen hatten jedoch lediglich eine überwachende Funktion, da das Raumschiff vollrobotisiert war und auch allein hätte agieren können. In der Erprobungsphase wollte Leila sich jedoch nicht ausschließlich auf Maschinen verlassen. Sie brauchte die Kreativität und die Intuition des menschlichen Geistes.
    „Ich wußte gar nicht, daß du den Teufel an Bord hast", bemerkte Maud Leglonde spöttisch.
    „Ich dachte vielmehr, du hast ihn im Leib", fügte Carlo Bylk hinzu.
    „Sehr witzig", gab Syrene Areyn zurück. Sie blickte flüchtig auf ihr Chronometer. „Kurz vor Mitternacht habe ich Zeit, darüber zu lachen."
    Sie erreichten die Zentrale, und die Kommandantin trat zur Seite, um Leila Terra den Vortritt zu lassen.
    „Das erinnert mich an eine Frage", sagte sie. „Müssen wir unbedingt heute starten? In einer Stunde ist es Mitternacht. Dann beginnt das Jahr 430 - oder nach guter alter Zeitrechnung das Jahr 4017 n. Chr. Normalerweise pflege ich einen Jahreswechsel zu feiern." Lautlos glitt sie auf ihren Antigravschuhen zum Steuerleitpult hinüber. „Für dich scheint der Start von ENTSORGER-1 so etwas wie das Öffnen einer Champagnerflasche zu sein."
    „Ach, du Schande", seufzte Leila Terra. Hilfesuchend blickte sie ihre Assistenten an.
    „Warum sagt mir das denn keiner? Du meine Güte, ich habe mir extra neue Sachen für den Empfang heute Abend gekauft, und jetzt stehe ich hier in der Zentrale von ENTSORGER-1, anstatt eine Ansprache an unsere Kontoristen zu halten."
    Als „Kontoristen", bezeichnete sie alle Männer, Frauen und Kinder, die sich im Stützpunkt aufhielten.
    „Wir haben einige Male versucht, dich darauf aufmerksam zu machen", sagte Carlo Bylk. „Aber du hast nicht reagiert. Du hast dich zu sehr auf das Gespräch mit Zrec-Kkerr konzentriert."
    „Hätte ich den Topsider zu einer Silvesterfeier einladen müssen?"
    „Ganz sicher nicht", antwortete Maud Leglonde. „Die Topsider rechnen etwas anders als wir. Für sie ist jedenfalls heute kein Jahreswechsel. Und Zrec-Kkerr hätte kaum mit dir gefeiert."
    „Dann bin ich ja beruhigt, und meine Ansprache fällt aus." In ihren Augen blitzte es spöttisch auf. Leila machte keinen Hehl daraus, daß dieser Tag ein Tag wie jeder andere war, und daß das ENTSORGER-Problem wichtiger als alles andere für sie war. „Ich werde mich umziehen, und dann

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