1274 - Die Paratau-Diebe
vorbereitet hatte. Dies war nicht das erste Mal, daß sie mit einem Topsider zu tun hatte, aber nie zuvor war sie von einem Echsenwesen derart beeindruckt gewesen wie jetzt.
Zrec-Kkerr war eine kraftvolle Persönlichkeit, und in seinen Augen fanden sich die Ruhe und die Abgeklärtheit des Erfolgsgewohnten. Seine Augen waren ungewöhnlich klein für einen Topsider, und sie lagen tief in den Höhlen. Scharf vorspringende Schädelknochen überwölbten sie. Dadurch umgab sie etwas Düsteres, das noch durch den golden schimmernden Schädel unterstrichen wurde. Das Gold strahlte so hell, daß es in einem auffallenden - und offensichtlich auch angestrebten Kontrast zu den Augen stand.
Carlo hätte die Augen anstrahlen sollen, dachte sie unangenehm berührt.
Zrec-Kkerr blieb zwei Schritte von ihr entfernt stehen. Er schob die Hände in die Taschen seiner Jacke und blickte sie forschend an.
„Willkommen auf Kontor Fornax", sagte sie. „Ich freue mich, einen Vertreter des Galaktikums bei mir begrüßen zu können."
„Die Freude ist ganz auf meiner Seite", erwiderte er. „Ich habe die weite Reise auf mich genommen, um hier an Ort und Stelle deutlich zu machen, wie groß der Wunsch des Galaktikums für eine friedliche Verständigung auf jeder nur denkbaren Ebene, besonders aber der der wirtschaftlichen Zusammenarbeit ist."
Leila gab eine entsprechende Antwort, nachdem sie ihrem Gast Platz angeboten und sich selbst in einen der Sessel gesetzt hatte. Auf ihrer Seite ließen sich lediglich Maud Leglonde und Carlo Bylk nieder, während zur Delegation des Galaktischen Rates - neben den zwanzig Leibwächtern - neunzehn Topsider gehörten. Zrec-Kkerr wollte seine Bedeutung schon durch die Anzahl seiner Begleiter unterstreichen.
Leila war klar, daß der Galaktische Rat gekommen war, um ihr auf die Finger zu schauen. Das Galaktikum konnte nicht damit einverstanden sein, daß die Kosmische Hanse ein Monopol für den Abbau der Paratau-Tropfen aufbaute und darüber hinaus versuchte, das Monopol auch auf den gesamten Handel mit Fornax auszudehnen.
„Ich bin hier, um daran zu erinnern, daß das Galaktikum allein in allen außenpolitischen Belangen verantwortlich ist", eröffnete Zrec-Kkerr das Gespräch.
„Wir sind hier in Fornax, und ich muß wohl etwas klarstellen", erwiderte Leila Terra kühl.
„Die Kosmische Hanse hat diesen Bereich wirtschaftlich erschlossen, und sie vertritt ihre Interessen allein, wobei sie strikt darauf achtet, daß dem Galaktikum niemals ein Schaden entstehen kann."
„Mit einer Antwort wie dieser habe ich gerechnet", eröffnete ihr der Topsider. „Es spricht für den Expansionsdrang und die Arroganz der Hanse, daß du dich in dieser Weise äußerst. Die Hanse versucht ein Monopol zu errichten und verstößt dabei gegen die Interessen des Galaktikums."
„Die Kosmische Hanse bringt allen Völkern des Universums Frieden und Wohlstand durch intensive Handelsbeziehungen", erklärte sie. „Und die Kosmische Hanse hat nichts weiter im Sinn, als wirtschaftliche Beziehungen aufzubauen. Es steht dem Galaktikum frei, sich in ähnlicher Weise zu betätigen. Das Universum ist groß. Der Handlungsfreiraum ist unbegrenzt. Wenn die Kosmische Hanse irgendwo Erfolge erzielt, neue Räume erschließt, dann heißt das noch lange nicht, daß das Galaktikum automatisch an ihrer Arbeit partizipiert. Warum muß das Galaktikum ausgerechnet da große Töne spucken, wo die Kosmische Hanse erfolgreich ist? Sollte Eifersucht im Spiel sein? Oder sollte das Galaktikum allein nicht in der Lage sein, ähnliche Erfolge zu erzielen?"
„Ich hoffe, du hast vor, dich vernünftig mit mir zu unterhalten", fuhr Zrec-Kkerr auf.
„Wenn dir lediglich daran liegt, mich zu beleidigen, sollten wir das Gespräch sehr schnell beenden."
Leila Terra blickte auf ihr Chronometer.
„Meine Zeit ist knapp bemessen", erklärte sie reserviert. „Bist du nur gekommen, um Kritik zu üben? Oder hast du konstruktive Vorschläge?"
„Du willst die Konfrontation der Hanse mit dem Galaktikum", stellte der Topsider erregt fest. „Du spielst ein gefährliches Spiel, und du scheinst noch nicht begriffen zu haben, daß es um deinen Kopf geht."
„Um meinen Kopf?" Sie lächelte. „Kommen wir zur Sache, Zrec-Kkerr. Wir akzeptieren den Anspruch des Galaktikums auf keinen Fall. Wir vertreten unsere Interessen selbst, und wir werden unsere wirtschaftlichen Beziehungen zu Fornax weiter ausbauen, ohne das Galaktikum dabei einzuschalten. Die Hanse wird
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