1275 - Die Gorim-Station
vernehmlich, und der Kontakt war wieder unterbrochen. Ich setzte zur Landung in der Nähe des aufgeschlitzten Fingertrakts an. Wenn die Peilung auch nur halbwegs stimmte, dann war die Funknachricht Cher’ubs von dort gekommen.
Etwa hundert Meter vom Fingertrakt der Gorim-Station setzte ich die CANTLERY ab.
Gemeinsam mit der schweigsam gewordenen Path verließ ich das Schiff und steuerte mit meinen Robotbeinen die aufgeschlitzte Wand an. Plump nahm ich in meinem rechten Hosenbein mit, denn um nichts auf der Welt hätte ich ihn hier allein in der CANTLERY gelassen.
Das Mädchen hatte mit ihrem SERUN keine Mühe, auf meiner Höhe zu bleiben, obwohl ich ein tolles Tempo vorlegte.
„Halt!" klang plötzlich eine verzerrte Stimme vor mir auf. Ich sah aber nur Trümmer der Anlage und ein paar Felsbrocken. „Mehr in Richtung der dunklen Öffnung, Longasc."
Ein bißchen klang die Stimme wie Cher’ub, aber sicher war ich mir da nicht. Konnte sie sich etwa unsichtbar machen? Oder stellte mir dieser Laymonen eine Falle.
„Es ist dieser Stein, der zu uns spricht." Path deutete auf einen faustgroßen, bunten Kiesel dicht vor uns. Tatsächlich bewegte sich der Stein.
Ich machte einen Satz und hielt das Ding in meiner Hand.
„Gut gemacht, Longasc." Aus der Nähe hörte sich die Stimme noch deutlicher wie die der Shabarin an. „Ich lotse dich zu mir. Wer ist das Wesen in deiner Begleitung? Ein Gorim?"
Ich war für einen Moment so verblüfft, daß ich nicht sofort antworten konnte. Bei dem Stein mußte es sich um ein gut getarntes Kommunikationsgerät handeln, daß Cher’ub mir entgegengeschickt hatte. Und ich hatte für ein paar Sekunden geglaubt, der Kiesel könnte mit der Stimme einer Artgenossin sprechen.
„Sie heißt Path und ist eine Freundin", sagte ich rasch, als ich mich wieder gefangen hatte. „Sie sieht aus wie ein Gorim, aber du brauchst sie nicht zu fürchten."
„Schon gut, Longasc. Nun beeilt euch. Es herrscht gerade Ruhe, aber das kann sich schnell ändern. Geht in Richtung der dunklen Öffnung unterhalb des bizarren Türmchens."
Path eilte schon voraus. Der Kieselstein gab uns weitere Anweisungen. Wir drangen in die zerstörte Station ein. Mir quollen fast die Augen über, als ich sah, welche Schätze hier lagen. Vieles war natürlich defekt, aber das machte einem versierten Mechaniker wie mir nichts aus.
Der Stein lotste uns in eine Etage, die schon unterhalb der Planetenoberfläche liegen mußte. Hier herrschte sogar eine künstliche Notbeleuchtung. Die Einrichtung war rein technischer Natur, aber nicht mehr in Betrieb.
Der Stein in meiner Hand löste sich plötzlich auf. Erschrocken fuhr ich zurück. Für einen Moment hatte ich Path im Verdacht, aber die junge Realholografin erkannte das wohl. Sie schüttelte nur mit dem Kopf.
In unserer Nähe quietschte eine Tür. Gleichzeitig erlosch die dürftige Notbeleuchtung.
Ich bekam Angst und wollte fliehen, aber Path hielt mich fest.
Sekunden später hatte sie einen Scheinwerfer ihres SERUNS eingeschaltet. Das Lichtbündel fiel direkt auf die schönste Shabarin, die ich mir je in meinen Träumen ausgemalt hatte.
Ich vergaß alles: meine Beute, den Distelfrosch, die CANTLERY und das Anti-Mädchen.
Jetzt zählte nur noch Cher’ub! Ich rannte auf die Ersehnte zu und breitete meine Arme aus. Ihren Blick mußte ich dabei wohl übersehen haben.
Sie sprang blitzschnell zur Seite und streckte ein Bein aus. Ich stolperte mit meinen Robotbeinen über ihren ausgestreckten Fuß und stürzte zu Boden. Noch im Fallen erhielt ich von ihr einen Schlag in den Nacken. Dann packten mich ihre kräftigen Arme und zerrten mich in die Dunkelheit des angrenzenden Raumes.
Ich war wie von Sinnen. Das konnte doch nicht wahr sein!
Es knisterte in meiner Nähe. Ich sah Energieschirme aufflammen.
Dahinter schob sich eine dicke Stahlwand aus der Decke.
„Path! Hilfe!" schrie ich in meiner Not.
„Es ist besser, wenn du den Mund hältst", antwortete das Mädchen. Ich konnte es zwar im Augenblick nicht sehen, aber ihre ruhige Stimme verriet mir nicht nur, daß sie in der Nähe war. Sie schien sich der Situation bewußt zu sein, aber sie reagierte gelassen.
„Sehr vernünftig!" Das war Cher’ub! Ihre Stimme klang noch immer wie Musik in meinen Ohren, obwohl sie mir übel mitgespielt hatte.
Endlich flammte Licht auf. Ich befand mich in einem kreisrunden Raum von etwa 15 Metern Durchmesser. Die Wände waren mit verschiedenen technischen Geräten bedeckt.
In einem
Weitere Kostenlose Bücher