1279 - Die Jenseits-Pyramide
getroffen.
Auch die Stufen der Treppe quälten wir uns hoch und legten auf halber Strecke eine Pause ein. Die Moderatorin fluchte über ihre Verfassung, wollte, dass ich sie stehen ließ, aber das kam für mich nicht infrage.
»Kommen Sie jetzt! Man wartet auf uns!«
»Ja, das hoffe ich…«
***
Jane Collins verstand die Angst des jungen Mannes. Er hatte schließlich seine Erfahrungen mit diesen verdammten Typen gesammelt, aber sie war eine Frau, die so leicht nicht aufgab.
Das hatte sie noch nie getan. Auch wenn die Männer nicht eben aussahen, als wären sie nur gekommen, um guten Abend zu sagen, weigerte sich Jane, vor ihnen zu kuschen.
Sie kamen schnell näher, und die Detektivin musste sich innerhalb weniger Sekunden entscheiden, noch bevor die Typen in den langen Mänteln sie angreifen konnten.
»Nicht weglaufen, Ronny! Stell dich einfach hinter mich!«
»Aber ich…«
»Mach schon!«
Janes Worte waren ein Befehl, und jetzt sah auch Ronny ein, dass es besser war, wenn er der Aufforderung nachkam.
Dieser Platz war noch belebt, und es würde für die Häscher schwer sein, ohne Zeugen eine Entführung durchzuziehen.
Jane Collins hatte ihre Waffe mitgenommen.
Sie ließ sie noch in ihrem Hosengürtel stecken, weil sie keinen Angriff provozieren wollte.
Die Häscher kamen schnell. Durch die wehenden Mäntel wirkten sie fast wie zwei große Vögel, die vom dunklen Himmel auf die Erde geflattert waren, um dort zu landen. Sie bewegten sich mit langen Schritten über das leicht glänzende Pflaster hinweg, kamen näher, aber Jane Collins hatte trotzdem das Gefühl, als würden sie immer nur den zweiten Schritt gehen und beim ersten auf der Stelle treten.
Und dann blieben sie stehen. Dicht vor Jane, aber nicht so dicht, dass ihre Bewegungsfreiheit eingeschränkt wurde.
»Was wollen Sie?«
»Ihn!«
Jane lächelte. »Nein!«
Sie richtete sich auf einen Angriff ein, aber die Typen taten zunächst nichts. Sie schauten sich an und schienen verwundert darüber zu sein, dass es jemand gewagt hatte, sich gegen sie zu stellen. Das bekamen sie einfach nicht gebacken.
Es waren keine Zwillinge, auch wenn sie auf eine gewisse Entfernung hin so wirkten. Aber sie waren irgendwie gleich gemacht worden. Das lag an ihren Mänteln und auch am Ausdruck der Gesichter, die sich im Laufe der Zeit angeglichen haben mussten. Sehr kurze Haare, auch sehr hell, da konnte durchaus ein Färbemittel nachgeholfen haben.
»Er gehört uns!«
»Ach.« Jane lächelte mokant. »Das sehe ich nicht so. Dann hätte er es mir gesagt.«
»Wer sind Sie?«
»Eine Bekannte. Wir hatten uns für den heutigen späten Abend verabredet. Und so haben wir uns getroffen.«
Die Männer schauten sich an. Es schien darauf hinauszulaufen, dass sie nachgaben, aber das stimmte nicht. Sie gaben nicht nach, und sie gaben nicht auf, wie ihr plötzliches Kopfschütteln andeutete. Irgendetwas in ihnen hatte sich wieder zusammengeballt, und sie sprachen eine letzte Warnung aus.
»Er gehört uns. Er hat sich uns angeschlossen. Wir werden ihn wieder mitnehmen und ihm seinen Frieden geben. Diese Welt ist nichts für ihn. Die ist er nicht gewohnt.«
»Frieden geben?«, höhnte die Detektivin.
»Ja.«
»Da meinen Sie wohl mehr die ewige Ruhe.«
»Sie will nicht.«
»Genau.«
»Sie kennt uns nicht.«
Janes Stimme unterbrach den Dialog.
»Und ob ich euch kenne, verflucht. Aber ich habe keine Lust, Ronny in euren verdammten Klauen zu lassen. Er ist nicht grundlos verschwunden. Er hat sich nicht umsonst an die Öffentlichkeit gewandt. Sein Interview war ein Hilfeschrei, und diesen Schrei habe ich gehört.«
Wenn die Männer nicht zu dumm waren, mussten sie merken, dass Jane nicht spaßte. Ihre Antworten forderten sie heraus. Jane wollte, dass sie eine Reaktion zeigten. Sie war bereit, sich zu wehren und kam sich vor, als wäre sie mehr als um das Doppelte in die Breite gegangen, um Ronald Potter zu schützen.
Die Männer schüttelten die Köpfe, als hätten sie sich abgesprochen.
»Sie will nicht.«
»Dann ist sie dumm.«
»Ja.«
»Sollen wir?«
»Natürlich. Wir müssen.«
»Dann los!«
Jane hatte sich und auch Ronny nach hinten geschoben. Das war ihr auch erlaubt worden. Sie brauchte nur eine gewisse Bewegungsfreiheit, um ihre Waffe ziehen zu können, weil sie damit rechnete, dass auch die Kerle bewaffnet waren und Pistolen zogen.
Genau das taten sie nicht. Sie reagierten sogar ziemlich gelassen und fassten zunächst nach ihren
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