1279 - Die Jenseits-Pyramide
aber sie sprach mich nicht an und bewegte nicht mal ihre Lippen.
Ich gab ihr noch etwas Zeit, und am Ausdruck der Augen stellte ich fest, dass es ihr wieder besser ging. Dann flüsterte sie die ersten Worte.
»Diese… diese … Hundesöhne…«
Ich schickte ihr ein leises Lachen entgegen und fragte: »Meinen Sie damit etwa mich?«
Ich wurde genau angeschaut und taxiert.
»Nein, Mister, Sie meine ich nicht. Wer sind Sie?«
»Ich habe Sie gefunden.«
»Wo?«
»Hier unten in der Garage.«
Die Frau verzog den Mund. »Es ist schrecklich«, flüsterte sie. »Ich weiß nicht, wie ich hierher gekommen bin. Ich wollte in das Café, dann tauchten plötzlich die Typen mit den langen Mänteln auf. Sie hatten mich sofort am Wickel. Sie klemmten mich ein, und dann haben sie mich mit dieser verdammten Spritze betäubt. Danach weiß ich nichts mehr.« Sie fasste an ihre Stirn. »Verdammt, ist mir übel…«
»Das geht vorbei. Wichtig ist, dass Sie noch leben.«
»Und das verdanke ich Ihnen, wie?«
»Man kann es so sagen.«
»Hat mein Retter auch einen Namen?«
»Ich heiße John Sinclair.«
»Angenehm. Ich bin Roxanne Hill.«
»Die Moderatorin?«
»Ja.«
»Super.«
»Wieso?«
»Der Kreis schließt sich allmählich«, sagte ich, was sie auch nicht weiterbrachte, denn sie schaute mich recht verständnislos an.
»Ich habe Ihre Sendung im Radio gehört. Oder nur den Schluss davon, was ich bedauere.«
»Wann denn?«
»Heute Abend.«
Roxanne Hill deutete ein Lachen an, was sie aber nicht schaffte. Es blieb beim Versuch, und schließlich schaute sie mich aus müden Augen an. »Dann wissen Sie ja, welches Thema ich mir ausgesucht habe, Mr. Sinclair.«
»Ja, das weiß ich schon.«
»Und wie lautet Ihr Kommentar?«
»Deshalb bin ich hier.«
Wieder schaute sie mich sehr intensiv an, als könnte sie mir kein Wort glauben. Bevor sie die nächste Frage formuliert hatte, holte ich meinen Ausweis hervor.
»Sieht dienstlich aus.«
»Ist er auch.«
- »Und? Lesen Sie vor, was darauf steht. Ich bin im Moment ziemlich von der Rolle. Mir fällt alles schwer. Das Denken, das Bewegen. Es ist einfach Mist.«
»Scotland Yard!«
Die beiden Worte rissen Sie aus ihrer Lethargie. »Ho, was will denn Scotland Yard?«
»Es geht um Ihren Schützling. Was er berichtet hat, das muss mich alarmieren. Ich werde den Eindruck nicht los, dass es hier um Menschenraub geht.«
»Stimmt. Und weil Sie die Sendung gehört haben, sind Sie hergekommen. Seit wann reagiert die Polizei so schnell? Das bin ich gar nicht gewohnt.«
»Jemand hat mich auf die Spur gebracht.«
»Erzählen Sie bitte.«
Zwar wurde die Zeit knapp, aber ich tat ihr den Gefallen. Mit dem Namen Jane Collins konnte sie nichts anfangen, aber sie war schon überrascht, dass es Menschen gab, die so schnell handelten, und das sagte sie mir auch.
»Gut, dann möchte ich Sie fragen, wie fit Sie sich wieder fühlen. Ich denke, dass wir hier unten falsch am Platz sind. Die andere Seite hat schon reagiert. Sie wollte sich um Sie kümmern, aber dabei wird es nicht bleiben, denke ich. Die Mitglieder der Sonnensekte werden versuchen, auch den Flüchtling wieder in ihre Gewalt zu bekommen. Ich würde davon ausgehen, dass es nicht die Einzigen waren, die man geschickt hat. Dass ich Jane Collins und Ihren Schützling Ronny finde, hat jetzt Priorität.«
Roxanne Hill verzog den Mund. »Ich weiß«, flüsterte sie angestrengt und bewegte sich dann zur Seite, um aufzustehen.
Dabei war ich ihr behilflich, was ihr nicht gefiel, denn sie fluchte über ihre Schwäche. Aber sie blieb stehen und riss sich zusammen. Eine Frau, die genau wusste, was sie wollte, und in deren nicht eben üppigem Körper eine große Energie steckte.
»Kann ich Ihnen helfen?«, fragte ich.
»Nein, nein, es geht schon.« Sie deutete nach links. »Wir müssen hier raus. Es war verabredet, dass wir uns im Medien-Café treffen. Ronny wird enttäuscht sein, weil ich nicht gekommen bin. Ich habe es ihm versprochen.«
»Das lässt sich ändern. Außerdem ist Jane Collins unterwegs. Sie wird ihn gefunden haben, nehme ich an.«
»Dann bestünde die Hoffnung, dass wir beide finden?«
»Ja, darauf setze ich.«
»Gut, Mr. Sinclair, lassen Sie uns gehen.« Sie hakte sich bei mir fest, und ich sah, dass es sein musste. Die Nachwirkungen der Spritze machten ihr noch immer zu schaffen, denn sie musste die Schritte einfach vorsichtig setzen und schwankte auch leicht, als würde sie ständig von irgendwelchen Windstößen
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