1279 - Die Jenseits-Pyramide
schlug sie vor.
»Meinst du, dass…«
»Wir müssen etwas tun und können nicht die gesamte Nacht hier sitzen bleiben.«
Ronny Potter stand auf. Es war ihm anzusehen, welche Überwindung ihn das kostete. Er stemmte sich hoch, sein Blut schien dick geworden zu sein. Die Augen standen weit offen und ließen den starren Blick zu. Auf der Stirn schimmerte Schweiß, und er atmete heftig.
Jane Collins stand bereit. Sie versuchte, sich locker zu geben und alles nicht so schwer zu nehmen, eben wie ein normaler Gast zu wirken, von denen es ja zahlreiche gab.
Man unterhielt sich, man trank zusammen.
Es waren viele da, die sich kannten, sodass die beiden Männer noch mehr wie Fremdkörper in diesem kleinen Kosmos wirkten.
Jane wartete, bis Ronny an sie herangetreten war. Er wäre fast noch über ein Stuhlbein gestolpert, weil er nur Augen für die beiden Fremden hatte.
Jane lächelte ihm zu und hoffte, dass es etwas nutzte. »Bleib locker, bleib cool…«
»Ich will es versuchen.«
Es würde ihm nicht gelingen, das wusste Jane. Für ihn würde der Gang zur Tür zu einem Spießrutenlaufen werden, zu einem Weg der Angst, aber da musste er durch.
Die Detektivin übernahm die Initiative.
Sie schob ihren Arm unter den seinen und zog ihn einfach mit sich fort. So gingen sie wie ein Paar dem Ausgang entgegen. Jane hörte das schwere Atmen des jungen Mannes und auch sein unterdrücktes Stöhnen.
Sie ließ ihn an ihrer rechten Seite gehen, und die war zu den beiden Männern hin abgewandt.
Nichts passierte. Die beiden erreichten unangefochten die Tür. Jane blieb mit den Beinen auf dem Boden. Das passierte bei ihrem Schützling zwar auch, trotzdem ging er, als hätte er keinen Kontakt mehr mit dem Untergrund.
»Alles klar«, sagte Jane und öffnete die Tür.
»Und jetzt?«
Sie schob Ronny nach draußen.
»Jetzt werden wir zu meinem Wagen gehen und wegfahren.«
»Falls sie uns lassen.«
»Abwarten.«
Sie verließen unbehelligt das Lokal.
Vor ihnen lag der große Platz. Nur sahen sie ihn jetzt aus einer anderen Perspektive als beim Verlassen des Senders oder der Tiefgarage.
Das Wetter hatte sich keinesfalls gebessert.
Noch immer blies ihnen der Wind entgegen, der von keinem Hindernis gestoppt wurde. Die Wolken über ihnen sahen aus wie düstere Türme, die irgendjemand gekippt hatte und sie jetzt über die weite Fläche trieb.
Leer war der Platz nicht. Noch immer trieben sich Menschen darauf herum, aber Männer in langen hellen Mänteln waren nicht zu sehen.
Jane ging jetzt zügiger. Sie zog den jungen Mann mit. Sie wollte auch sehen, was sich im Lokal abspielte, und dazu mussten sie an der breiten Scheibe entlanggehen.
Der schnelle Blick nach rechts.
Ronny schaute erst gar nicht hin. Aber Jane sah es.
Die Männer saßen nicht mehr. Sie waren auch sonst nicht zu sehen.
Wahrscheinlich hatten sie die Tür erreicht und bereits den Weg nach draußen gefunden.
»Sind sie weg, Jane?«
»Ja.«
Er drehte sich um und rutschte dabei aus Janes Arm. Er ging nicht mehr weiter, und Jane hörte nur seinen leisen Aufschrei.
Auch sie fuhr herum!
Ja, sie waren da, und sie kamen mit schnellen Schritten auf die beiden Flüchtenden zu. Bei jeder Bewegung schwangen die Mäntel weit auf, sodass ihr ungewöhnlicher Schmuck frei lag und gesehen werden konnte. Es waren tatsächlich kreisrunde goldene Sonnen, die sich dort abzeichneten und ihren Glanz abgaben.
»Keine Chance mehr, Jane, keine Chance mehr«, flüsterte Ronny Potter…
***
Ich hatte die bewusstlose Frau angehoben, um sie nicht mitten in der Garage liegen zu lassen. Ich war mit ihr an eine recht dunkle Stelle der Wand getreten und hatte sie dort hingesetzt.
Eine Verletzung sah ich auch nicht, obwohl ich sie im Licht der kleinen Taschenleuchte anstrahlte. Die Helligkeit glitt auch über ihr Gesicht hinweg, und irgendwie musste sie dies gespürt haben, denn ihre Augenlider begannen zu flattern.
Das war gut. Ich brauchte Informationen.
Ich fühlte mich zurückgedrängt und mit leichten Bewegungen klatschte ich die Hände gegen ihre Wangen. Aus dem Hintergrund der unterirdischen Halle hörte ich Stimmen.
Dann wurde ein Auto gestartet, dessen Motor recht laut tuckerte. Wenig später war es wieder still.
Die Frau öffnete die Augen. Ihr Blick war verhangen, als hätte jemand kleine Gardinen über ihre Pupillen hängt. Zuerst war sie nicht in der Lage, sich zurechtzufinden. Es war ihr auch egal, ob ein Fremder sich vor ihr befand. Sie nahm mich zwar zur Kenntnis,
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